Daimler-Chef Ola Källenius setzt auf das Batterieauto und auf ein hartes Sparprogramm. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche vernachlässigte einst das E-Auto und machte den Platz für Tesla frei. Sein Nachfolger Ola Källenius ist dabei, einen solchen Fehler zu wiederholen, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Daimler-Chef Ola Källenius unternahm in den vergangenen Wochen alles, um die Aktionäre milde zu stimmen, denen er auf der virtuellen Hauptversammlung erstmals Rechenschaft ablegte. Er stieg bei einem chinesischen Batteriehersteller ein und begründete eine Kooperation mit einem führenden amerikanischen Technologieunternehmen. Trotz Krise und Corona arbeiten wir unermüdlich weiter an der Zukunft, lautet die Botschaft.

Zetsches Versäumnis

Doch die triste Gegenwart kann Källenius damit kaum aufhellen. Denn die Defizite, gegen die er ankämpfen muss, sind unübersehbar. Zu lange hat Daimler darauf vertraut, sich mit Benziner und Diesel durchwursteln zu können. Nun setzt er alles auf das Batterieauto und auf ein noch schärferes Sparprogramm.

Verengter Blick

Zum Sparen gehört auch die einseitige Ausrichtung aufs Batterieauto, die Aktionären Sorge bereitet. Am gleichen Tag, an dem die EU ihre ambitionierte Strategie für den Wasserstoff vorstellte, erklärte Källenius die damit betriebene Brennstoffzelle im Auto zur Zukunftsmusik, die man nur noch beobachten werde. Mit der Ambition, Technologieführer bleiben zu wollen, hat das nur wenig zu tun. Unter Zetsche sollte es einst der Verbrenner richten, Källenius verengt den Blick nun seinerseits auf das von Zetsche vernachlässigte Batterieauto. Zetsche ließ sich einst von Tesla überholen, und mit dem Ausstieg aus der Entwicklung der Pkw-Brennstoffzelle räumt auch Källenius den Platz auf der linken Spur. Es wäre bitter für den Konzern, wenn er auch bei der auf große Autos zugeschnittenen Wasserstofftechnologie in Rückstand geriete und sich eine weitere schwer zu gewinnende Aufholjagd zumuten müsste.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de