Dänemark Königin Margrethe (Mitte) mit Frederik und Mary und deren Familie. Prinz Christian (zweiter von rechts) geht in Herlufsholm zur Schule. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix/AP/dpa

In Herlufsholm lernt Dänemarks Elite – auch die Nummer zwei der Thronfolge, Prinz Christian. In einer TV-Dokumentation werden schwere Vorwürfe gegen die Schule erhoben. Auch die Königsfamilie fordert Konsequenzen.

Der Name Herlufsholm, er hatte einen guten Klang in Dänemark. Eine Elite-Schule, die „den Menschen in den Mittelpunkt“ stellt, wie es auf der Homepage des Internats heißt. Eine Schule mit jahrhundertelanger Tradition, auf die die dänische Oberschicht ihre Kinder schickt – nicht zuletzt der Kronprinz seinen Sohn. Seit vergangenem Donnerstag ist dieser gute Ruf empfindlich angeknackst: Da strahlte der Fernsehsender TV2 die Dokumentation „Herlufsholms hemmeligheder“ („Herlufsholms Heimlichkeiten“) aus.

Was darin offenbart wurde, hat Dänemark erschüttert: Ehemalige Schülerinnen und Schüler schilderten, welches Martyrium sie in Herlufsholm erlebten. Sie berichteten von Gewalt, Mobbing, auch von sexuellem Missbrauch. Ältere sollen Jüngere mitten in der Nacht aus ihren Betten geholt und brutal verprügelt haben – immer so, dass man unter den Schuluniformen die blauen Flecken nicht sah. „Es gehörte zur Tradition, körperlich bestraft zu werden, wenn man sich nicht an die Regeln hielt“, sagte ein Betroffener. Besonders roh soll es auch bei einem traditionellen „Inselkampf“ zugegangen sein, bei dem ältere Schüler eine Insel gegen die Jüngeren verteidigen müssen. Auch zu sexuellen Übergriffen soll es gekommen sein.

Rektor räumt seinen Posten

50 Ehemalige wurden für die Doku befragt. Die Schulleitung, so lautet der Vorwurf, soll von den Vorkommnissen gewusst haben. Die Täter wurden nur milde bestraft, die Polizei wurde nie eingeschaltet. Am Samstag, zwei Tage nach der Ausstrahlung, gab das Internat bekannt, der Rektor Mikkel Kjellberg sei entlassen worden.

Eine Postkarte aus den 1930er Jahren: Herlufsholm hat eine lange Tradition. Foto: www.imago-images.de

Herlufsholm hat den Anspruch, die „beste Schule in Skandinavien“ zu sein. Über 450 Jahre gibt es die Lehranstalt in Næstved, rund 80 Kilometer südwestlich von Kopenhagen gelegen, bereits. Herlufsholms Ehemalige bilden Dänemarks Elite und besetzen die Führungsetagen des Landes. Mehrere Eltern veröffentlichten nach der Ausstrahlung der Dokumentation ein Statement und warnten davor, Einzelfälle zu verallgemeinern. Es gebe keine „ungesunde Kultur“ in Herlufsholm.

Auch der dänische Kronprinz Frederik und seine Frau Mary schicken ihren ältesten Sohn, den 16-jährigen Prinzen Christian, auf das Internat. Sein Cousin, der 22-jährige Prinz Nikolai, besuchte ebenfalls die Schule.

Mary und Frederik sind „zutiefst erschüttert“

Mary und Frederik reagierten ungewöhnlich direkt auf die Vorwürfe: Sie seien zutiefst erschüttert, von systematischem Mobbing und einer Kultur der Kränkungen und Gewalt an der Schule zu hören, teilten die beiden in einer Erklärung auf Instagram mit. Als Eltern erwarteten sie, dass die Schule eine Kultur schaffe, in der sich alle sicher und als Teil der Gemeinschaft fühlten. Veränderungen seien ganz offensichtlich notwendig. Auch Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte gefordert, die Schule müsse Reformen einleiten.

Nach den Sommerferien soll eigentlich auch Prinzessin Isabella, das zweitälteste Kind des Paares, Herlufsholm besuchen. Vermutlich werden Mary und Frederik also sehr genau hinsehen, wie schnell sich das Elite-Internat verändern und von bedenklichen Traditionen lossagen kann.