Zwei Nerze schauen aus ihren Käfigen auf einer Pelzfarm. Foto: Sergei Grits/AP/dpa

Wie schon in den Niederlanden und in Spanien werden nun auch in Dänemark alle Nerze aus Angst vor einer Ausbreitung des Corona-Virus getötet. Nach Angaben von Tierschützern gibt es in Dänemark 15 bis 17 Millionen Tiere in den Zuchtfarmen.

Kopenhagen - Aus Sorge vor den Folgen für kommende Impfstoffe gegen das Coronavirus werden in Dänemark alle Nerze getötet. Das gab Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen bekannt. Dabei geht es um Millionen von Tieren. Das Fell der Nerze ist unter anderem für Pelzmäntel beliebt.

Das Virus sei unter Nerzen mutiert und wurde auf den Menschen übertragen, sagte die Regierungschefin. Das Problem daran sei, dass diese Mutation dafür sorgen könnte, dass ein künftiger Impfstoff nicht seine erhoffte Wirkung entfalte.

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Zwölf Menschen mit mutiertem Corona-Virus infiziert

Bei zwölf Menschen im Norden Jütlands sei bereits eine mutierte Version des Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt worden, sagte Frederiksen. Zugleich warnte sie davor, dass die Mutation sich nicht nur auf weitere Teile Dänemarks, sondern auch im Rest der Welt ausbreiten könnte. Die Nerzzüchter werden entschädigt, wie Lebensmittelminister Mogens Jensen sagte.

Dänemark ist der weltweit größte Produzent von Nerzfellen. Im Land gibt es derzeit 1139 Zuchtfarmen und etwa 15 bis 17 Millionen Nerze. Nach Angaben der dänischen Behörden sind bereits auf mehr als 200 Farmen Corona-Fälle festgestellt worden. Auf 67 Farmen wurde der Pelztierbestand bereits getötet. Die Niederlande hatten nach ähnlichen Ausbrüchen von Corona bei Nerzen Anfang Juni beschlossen, alle Pelztiere auf den betroffenen Farmen zu töten.

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75 Millionen Nerzpelze weltweit produziert

Weltweit wurden nach Angaben des internationalen Pelzverbands im Jahr 2016 rund 75 Millionen Nerzpelze im Wert von rund 1,97 Milliarden Euro produziert. Dazu kamen rund 15 Millionen Fuchspelze mit einem geschätzten Wert von 780 Millionen Euro. Etwa die Hälfte stammt aus China.

In Europa ist Dänemark führend. Nach Angaben der Tierrechtsvereinigung Peta wurden 2019 auf den rund 1600 Farmen rund 19 Millionen Nerze gezüchtet. Peta zufolge werden die Tiere in „winzige Käfige gesperrt, wo sie für das Tierqualprodukt Pelz ein kurzes Leben unter unerträglichen Bedingungen führen müssen“.

Qualvolle Enge, grausamer Tod

Nach Recherchen des Deutschen Tierschutzbüros gibt es in Polen 800 bis 1000 Pelzfarmen mit insgesamt rund fünf Millionen Tieren. „Nerzfarmen mit über 100 000 Tiere sind keine Seltenheit“, sagt Denise Weber, die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbüros. „Nerze, Marderhunde und Füchse, alle Tiere werden in winzigen Käfigverschlägen gehalten und leiden extrem unter den herrschenden Bedingungen.“

Nach Aussage von Denise Weber findet im November die „Pelzernte“ auf den Farmen statt. „Das bedeutet, die Tiere werden aus ihren Käfigen gezogen und auf brutale Weise per Vergasung oder Stromschlag getötet, um ihnen das Fell abzuziehen. Ein grausamer Tod, der auf ein qualvolles Leben im Käfig endet. Viele der Felle landen dann als Billigpelz im Handel.“