Youtuber Drachenlord wurde von Tausenden Menschen beschimpft (Archivbild). Foto: dpa/Daniel Karmann

Erst ging es um Verschwörungstheorien eines früheren Radiomoderators, jetzt nimmt sich der Podcast „Cui Bono“ den „Drachenlord“ vor. Er erzählt die Geschichte eines wohl einzigartigen Phänomens von Hass.

„Cui Bono“, der preisgekrönte Podcast, geht weiter. Die Dokumentar-Serie erzählt in seiner zweiten Staffel in fünf Episoden die Geschichte des mittelfränkischen Youtubers „Drachenlord“ und seines erbitterten Streits mit seinen Gegnern – und zwar im Internet und der realen Welt. In der Ankündigung der Produzenten aus Berlin heißt nes zum Start am 17. November: „Dieser Fall lässt unsere Gesellschaft an ihre Grenzen stoßen, er fordert Justiz, Polizei, Medien und unser Mitgefühl heraus.“

Im Internet sind Hass und Hetze an der Tagesordnung. Doch das Hassphänomen rund um den „Drachenlord“ ist auch für Fachleute einmalig. Aber wie hat eigentlich alles begonnen? – Das war vor mehr als zehn Jahren, als der Blogger Recherchen des Podcasts zufolge Videos mit eher trivialem Inhalt in seinem Youtube-Kanal postete. Sie zeigten ihn beim Brot schmieren oder wie er Videospiele zockte. Doch bald folgten ihm Tausende Menschen, die sich über ihn lustig machten und ihn beschimpften. Hater nennen sich diese Anti-Fans.

Youtuber nannte Adresse im Internet

Als der Youtuber vor Wut einmal seine Adresse im Internet nannte, schwappte der Hass in die reale Welt über. Immer wieder tauchten Hater vor seinem Haus im Dorf Altschauerberg auf, um ihn zu provozieren - und der „Drachenlord“ wehrte sich. Die Polizei musste über Jahre meist mehrmals täglich wegen Ruhestörung, Sachbeschädigung, Körperverletzung und anderer Anzeigen ausrücken.

In mehreren Fällen wurde der „Drachenlord“ nach gegenseitigen Beschimpfungen gewalttätig. Das Landgericht Nürnberg hat ihn deshalb im März zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Auch mehrere Hater mussten sich bereits wegen Körperverletzung und anderer Vergehen vor Gericht verantworten. Allein im Mai verhandelte das zuständige Amtsgericht Neustadt an der Aisch zehn Verfahren.

Drachenlord-Haus mittlerweile abgerissen

Inzwischen ist der Youtuber aus Altschauerberg weggezogen und das Haus ist abgerissen. Auch sein Youtube-Kanal ist gesperrt. „Aktuell ist es in dieser Sache etwas ruhiger“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auf Nachfrage. Zurzeit gebe es noch drei offene Verfahren gegen unbekannte Täter, zwei davon seien aber älteren Datums. Im dritten Fall aus dem Mai habe jemand in einem Hotel eine Bedrohungslage vorgetäuscht.

In einem „Spiegel“-Bericht sagte der Videoblogger jüngst, dass er zurzeit in Hotels und Pensionen übernachte, aber ständig die Unterkunft wechseln müsse, weil Hater seinen Standort herausgefunden hatten und das Personal belästigten - über Telefonterror, indem sie massenweise Pizzen dorthin bestellten oder die Feuerwehr riefen.