Söder sagte, man strebe eine „Regierung der Modernität, der Stabilität“ an Foto: dpa/Fabian Sommer.

Die Partei hat mit 33 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 1949 eingefahren.

München - Im Franz-Josef-Strauß-Haus gibt es den ersten Beifall, als auf dem Bildschirm die Prognose für die Linke im Bund gezeigt wurde: fünf Prozent – fraglich, ob die Partei es in den Bundestag schafft. Das befriedigt die CSU-Anhänger, die sich in der Münchner Parteizentrale versammelt haben, es sind hauptsächlich Mitarbeiter der Partei. Weitaus größer ist der Jubel beim Ergebnis für die CSU in der Bundestagswahl in Bayern: 33 Prozent. Immerhin, ein paar Prozentpunkte ist es raufgegangen im Vergleich zur letzten Umfrage des Bayerischen Rundfunks, die der Partei nur 28 Prozent zugesprochen hatte. Das nennt sich Autosuggestion, es werden kleine Flaschen mit Münchner Bier gereicht und Aperol Spritz.

Aber: Die CSU hat ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 1949 eingefahren. Vor vier Jahren waren es noch 38,8 Prozent gewesen, 2013 gar 49,3. In einer ersten Reaktion sagt CSU-Generalsekretär Markus Blume in München: „Der Linksrutsch hat in diesem Maß nicht stattgefunden.“ Das Ergebnis der Christsozialen sei „nicht zufriedenstellend, aber besser als vorhergesagt“. Es sei „alles möglich, alles drin“. Er strebe eine „bürgerliche Regierung“ an. Und Blume lobt die eigene Partei, man habe für das Bundesergebnis „eine Schippe drauflegen“ können.

Wird der gemeinsame Unionskandidat Laschet, den die CSU nicht gewollt hat, nun von dieser demontiert?

Auf die Frage, ob die Union mit Armin Laschet auch eine Regierung stellen könnte, wenn sie hinter der SPD liegt, gibt es an diesem Abend von der CSU keine klare Antwort. Der Parteichef Markus Söder hatte sie unlängst aufgeworfen und gemeint, dass der Erstplatzierte den Auftrag zur Regierungsbildung habe. Das wäre dann, würde die SPD knapp vorne liegen, deren Kandidat Olaf Scholz. Am Abend macht sich Söder erst einmal etwas rar. In einem Interview bleibt er nebulös. Er meint, die Regierungsbildung sei „kein Selbstläufer“. Man müsse jetzt ein „Bündnis der Vernunft in diesen schwierigen Zeiten“ anstreben.

Wird der gemeinsame Unionskandidat Laschet, den die CSU nicht gewollt hat, nun von dieser demontiert? Armin Laschet hatte sich nach einem brutalen internen Machtkampf gegen Markus Söder durchgesetzt. Es sieht an diesem Abend nicht so aus, als werde nun schon von München aus an Laschets Stuhl gesägt. Vielmehr meint Söder nun im Interview, CDU und CSU werden „gemeinsam in Gespräche gehen mit dem Ziel, dass Armin Laschet Kanzler wird“. Er strebe eine „Regierung der Modernität und der Stabilität an“. Das Ergebnis in Bayern „gefällt uns nicht“. Dennoch weist der Vorsitzende, wie es nach jeder Bundestagswahl Brauch ist, darauf hin, dass die CSU-Stimmen im Freistaat ein „substanzieller Beitrag für die Union“ seien. Und: In Bayern haben die Christsozialen immerhin über 30 Prozent erreicht sowie auf den gesamten Bund gerechnet über fünf. Letzteres war in den vergangenen Wochen mehr und mehr zu einer vor allem psychologisch bedeutsamen Marke geworden.

Die CSU glaubt, Söder wäre doch der bessere Kandidat gewesen

In der Partei ist man davon überzeugt, dass Söder eben doch der bessere und zugkräftigere Kanzlerkandidat gewesen wäre. Und dass er Olaf Scholz so deutlich auf Platz zwei verwiesen hätte, dass es keine Zweifel über den Anspruch gegeben hätte, dass die Union den Auftrag zur Regierungsbildung zugesprochen bekommen hat.

Diese Debatten werden weiter geführt. Auch im Parteivorstand, der an diesem Montag in München tagt und Schadensanalyse betreiben wird. Mit einer dermaßen geschwächten Union nun in Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen zu gehen – diese Vorstellung verursacht bei vielen in der CSU Schmerzen.