Cotidiano-Betreiber Daniel Schmidt (re.) und Theodor Herrmann Foto: Lichtgut/Kovalenko

Viele Jahre war der Stuttgarter Marktplatz gastronomisch tot. An diesem Freitag ändert sich dies nun. Das Cotidiano eröffnet in der früheren Bankfiliale von Breuninger als Mischung aus Café und Restaurant.

Stuttgart - Der rote Teppich macht neugierig. Passanten bleiben mit ihren Masken stehen. Was tut sich da bei Breuninger zur Rathausseite? Stehtische und Desinfektionssäulen sind hinter der Absperrung zu sehen. Noch dürfen die Neugierigen nur staunen und die Speisekarte studieren. Einkehren dürfen sie erst von Freitag an. Dann öffnet das Cotidiano (das bedeutet: täglich), das sich „Nachbarschaftsrestaurant“ nennt und „gemütlich wie ein Wohnzimmer“ sein will. Lange hat die Stadt darauf warten müssen: endlich wieder ein Café am Marktplatz!

Der Zeitpunkt zum Start in einem gastronomischen Notstandsgebiet könnte etwas glücklicher sein. Corona macht alles schwieriger. Und noch dazu ist der Blick auf die Riesenbaustelle des Marktplatzes, der in den nächsten zwei Jahren umgestaltet wird, nicht gerade eine Augenweide. Das Café Scholz zählte mit seinen roten Sonnenliegen zu den beliebtesten Treffs der Stadt – bis zur Schließung im Jahr 2014. Daniel Schmidt war gern Gast im Scholz. Jetzt verantwortet er als Lizenzpartner von Cotidiano den Neustart im Breuninger. „Wir treten ein bisschen in die Fußstapfen vom Scholz“, sagt er. Rote Liegen aber werde es nicht geben. Bei den Sonnenschirmen und den Stühlen müsse er sich nach den Vorstellungen des Marktplatz-Architekten richten, sobald er in etwa zwei Jahren 90 weitere Außenplätze auf der Seite zum Rathaus bekommt. Noch mehr Gastronomie ist dort dann vorgesehen, auch die neuen Pächter des Ratskellers gehen nach draußen.

Die Hälfte der Speisen sind vegetarisch oder vegan

Wenig Platz hat die 2012 in München gegründete Systemgastro-Firma im Inneren von Breuninger – 120 Quadratmeter für etwa 60 Gäste in Corona-Zeiten. Auf der Terrasse draußen gibt es 85 Sitzplätze. „Die Hälfte unserer Speisen sind vegetarisch oder vegan“, sagt Schmidt. Man sei weder Café noch Restaurant, sondern „irgendwas dazwischen“. Stolz sind die Macher auf die Einrichtung mit viel Naturholz. Auf Abfallvermeidung und ökologische Nachhaltigkeit werde großen Wert gelegt. Der rote Teppich, der gerade für Aufsehen vorm Breuninger sorgt, wird übrigens am Samstag wieder entfernt.