In Kliniken wird derzeit jede helfende Hand gebraucht. Foto: dpa/Jens Büttner

In der Corona-Krise könnte das zweite medizinische Staatsexamen in diesem Jahr verschoben werden. Die angehenden Ärzte könnten ihr Praktisches Jahr an der Corona-Front absolvieren.

Stuttgart - Wegen der Corona-Pandemie könnten in diesem Jahr bundesweit die Examen für angehende Mediziner ausfallen. Die Nachwuchsärzte könnten das zweite Staatsexamen im kommenden Jahr nachholen und ab Anfang April im Rahmen des praktischen Jahres im Kampf gegen die Pandemie eingesetzt werden. Das dritte Examen könnte ersatzlos entfallen, stattdessen würden die Jungmediziner ihre Approbation direkt erhalten. Für eine entsprechende Regelung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte der Bundesrat am Freitag grünes Licht geben. Der Bundestag hatte bereits am Mittwoch zugestimmt.

Ob von der Regelung tatsächlich Gebrauch gemacht wird, scheint allerdings offen zu sein. Man werde den zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung „aufgrund der epidemischen Lage nach derzeitigen Erkenntnissen voraussichtlich nicht planmäßig“ durchführen können, heißt es im Gesetz.

Medizinstudenten mit ungewisser Zukunft

Nach Angaben der Stuttgarter Rechtsanwältin Barbara Renz wären insgesamt 4600 Medizinstudenten betroffen, wenn es so käme. Sie bereiteten sich bereits seit Monaten auf die ursprünglich für Mitte April angesetzten zweiten Staatsprüfungen vor. Sie gingen nun einer ungewissen Zukunft entgegen. Zudem stehe zu befürchten, dass viele im kommenden Jahr mangels ausreichender Vorbereitungszeit bei den dann möglicherweise nachzuholenden Prüfungen scheitern.

Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer, sagte unserer Zeitung, Medizinstudierende ab dem vierten Jahr könnten entsprechend ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten. Viele angehende Ärzte hätten ihre Hilfe bereits freiwillig angeboten. Wenn der Staat sie schon vor ihrem Abschlussexamen einsetzen wolle, „dann muss er hierfür uneingeschränkte Verantwortung und Haftung übernehmen“, forderte Miller.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Beitrags war nicht klar genug herausgestellt, dass es sich bei der möglichen Verschiebung des zweiten Staatsexamens um eine Kann-Regelung handelt.