Auch der VfB Stuttgart muss die kommenden Heimspiele ohne Zuschauer bestreiten. Foto: dpa/Tom Weller

Das Zuschauerverbot in der Bundesliga schlägt weiter hohe Wellen. Der erste Klub meldet nun gar rechtliche Zweifel an.

Frankfurt - Existenzangst, Umsatzeinbrüche und nun sogar rechtliche Zweifel: Die Folgen des neuerlichen Zuschauerverbotes in der Fußball-Bundesliga sorgen weiter für große Aufregung. Nach dem ersten kompletten Spieltag seit Monaten ohne Fans wagte sich der erste Klub aus der Deckung - und richtete indirekt eine Drohung in Richtung der Regierenden.

Der Zuschauerausschluss in den Arenen der Republik sei „juristisch angreifbar“, „nicht verhältnismäßig“ und fuße auf einer „dünnen Rechts- und Entscheidungsgrundlage“. So sieht es jedenfalls Axel Hellmann, Vorstandsmitglied bei Eintracht Frankfurt und Jurist. Er wirft der Regierung im kicker-Interview eine „falsche Symbolpolitik“ vor. 

Die hatte in der Vorwoche gemeinsam mit den Länderchefs den erneuten Corona-Lockdown beschlossen, der auch bei den Verantwortlichen in der Fußball-Branche für großes Unbehagen sorgt. Seit Saisonbeginn war noch eine Stadionauslastung von bis zu maximal 20 Prozent erlaubt, im November gehört das liebgewonnene Stück Normalität in den Stadien wieder der Vergangenheit an.

Michael Lehner gegen Klagen

Drohen nun deshalb Klagen aus der Bundesliga gegen die Corona-Maßnahmen? Sportrechtler Michael Lehner würde den Klubs jedenfalls keine rechtlichen Schritte empfehlen. Denn die Bundesliga dürfe Geisterspiele austragen und sei damit gegenüber dem restlichen Breitensport ohnehin privilegiert, sagte der Jurist dem SID. Er gehe davon aus, „dass das Zuschauerverbot juristisch ohnehin nicht anfechtbar wäre und möglichen Klagen standhalten würde“.

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Hellmann, der bereits vor den Beschlüssen Kritik geübt hatte, sieht das offenbar anders. Es könne nicht gewartet werden, „bis uns ein Impfstoff in eineinhalb oder zwei Jahren wieder volle Stadien erlaubt“, sagte er: „Wenn man nicht will, dass der gesamte Profisport zerstört wird, wird man sich mit tragfähigen Konzepten arrangieren müssen.“

Doch ob in naher Zukunft überhaupt neue Regelungen für die Zulassung von Fans geschaffen werden, ist völlig offen. Die Signale aus der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) lassen nichts Gutes erahnen. Für DFL-Boss Christian Seifert wäre es „sehr optimistisch, jetzt noch davon auszugehen, dass in der laufenden Saison in großem Stil Zuschauereinnahmen fließen“.

Max Eberl mit deutlichen Worten

Die Meinungen in der Liga klaffen ohnehin weit auseinander. Gladbachs Manager Max Eberl kann die Kritik an der Einführung der Geisterspiele nicht nachvollziehen und forderte deshalb, dass die Entscheidung „verdammt nochmal zu akzeptieren“ sei. Borussia Dortmund hatte dagegen mitgeteilt, es sei „schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen“.

Und auch Hellmann beklagt die aus seiner Sicht fehlende Orientierung der Politik an den Fakten. Es habe nicht einen nachvollzogenen Infektionsfall bei den  Besuchern in der Frankfurter Arena gegeben, versicherte er: „Vom Stadionbesuch in der jetzigen Form geht also keine über das allgemeine Risiko hinausgehende Gefahr aus.“

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Jeder zugelassene Zuschauer „hilft uns wirtschaftlich in der Krise“, betonte Hellmann. So rechnet beispielsweise die Eintracht mit „50 bis 70 Millionen Euro“ Minus für das Spieljahr 2020/21, sollte auch die Rückrunde weitgehend ohne Zuschauer verlaufen. Doch die wichtigen TV-Erlöse dürften die Bundesliga bis auf Weiteres über Wasser halten.

Seifert, der in der gesamten Krise stets demütig aufgetreten war und den Restart im Mai mit leisen Tönen in Richtung Politik möglich gemacht hatte, liegen Klagen offenbar ohnehin fern. Er fordert die Vereine zum Sparen auf: „Jeder Klub ist in diesen Tagen gut beraten, die Fixkosten zu drücken.“