Zumindest die Pizza-Produktion ist in Deutschland noch nicht gefährdet. Foto: dpa/Cesare Abbate

Weitermachen und auf ein glimpfliches Ende hoffen: Das ist die Haltung vieler Händler aus Stuttgart, die mit Produkten aus Italien umgehen

Stuttgart - Ob Spaghetti Napoli, Pizzen aus dem Steinofen oder saftige Zitronen – für viele ist Italien ein Land der gastronomischen Verlockungen. Der sich ausbreitende Coronavirus könnte dem allerdings einen Riegel vorschieben: Auch Lieferanten könnten von der unsicheren Lage in Italien betroffen sein. Erste Auswirkungen haben die Stuttgarter Gastro-Branche bereits erreicht.

Ein eher unitalienisches Produkt löst derzeit beim Gemüsering auf dem Stuttgarter Großmarkt Probleme aus: In Norditalien sollten bald die ersten Spargelstangen der Saison gestochen werden. Doch die Ernte droht an der Corona-Panik zu scheitern. Die Firma aus Rumänien, über die der Gemüsering seine Spargelstecher verpflichtet, zeigte sich zuletzt skeptisch. Viele Erntehelfer hätten die Einreise nach Italien mit Verweis auf das Coronavirus verweigert. Ob am Ende genug helfende Hände zusammen kommen, ist ungewiss. „Das könnte sich durchaus bemerkbar machen auf dem Markt. Lieferengpässe sind möglich, wenn auch aktuell nicht absehbar“, sagt Verkaufsleiter Semir Sejdovic. Für das Unternehmen stellt der italienische Markt eine wichtige Bezugsquelle dar. „Zum Glück sitzen die meisten unserer Erzeuger aber in Süditalien, wo das Virus nicht so stark verbreitet ist“, so Sejdovic.

Deutsche Waren sind in Italien gefragt

Eine gegensätzliche Auswirkung bekommt der Gemüsering ebenfalls zu spüren: Der Großhändler exportiert auch deutsche Waren nach Italien und kommt dabei mit der Ausfuhr einiger Produkte kaum hinterher. „Vakuumierte und vorgekochte rote Beete etwa wurde innerhalb von zwei Tagen so oft geordert wie es sonst für einen Zeitraum von vier Wochen üblich ist. Die Hamsterkäufe spüren wir ganz unmittelbar“, sagt der Verkaufsleiter.

Kompliziert ist die Lage auch in der Weinbranche, die stark von italienischer Ware abhängig ist. Einige Vertreter der Szene fürchten gar um die wichtigste Fachmesse ihrer Branche, berichtet Anna-Lisa Welzer vom Stuttgarter Fachgeschäft Wein-Moment. Auf der Pro-Wein in Düsseldorf tätigt das Familienunternehmen einen Großteil seines Jahreseinkaufs, eine Absage wäre folglich fatal. Welzer hofft nun trotz aller Hiobsbotschaften aus dem Stammland des Weins auf einen geregelten Messestart Mitte März.

Keine Ansteckungsgefahr

Noch einschneidender dürften Lieferengpässe in der italienischen Gastronomie sein: Beinahe täglich benötigt etwa das Restaurant La Commedia im Stuttgarter Renitenztheater frische Ware. Ein Großteil der italienischen Lieferungen gelange über deutsche Feinkosthändler in die Vorratskammer des Restaurants – und die seien bestens auf die Situation eingestellt, berichtet Mitinhaber Piero Cuna: „Mir wurde versichert, dass die Lager gut gefüllt sind.“ Dem Gastronomen ist inmitten der großen Unsicherheit vor allem eines wichtig: „Ansteckungsgefahr über das Essen besteht keine, denn der Virus wird nur über Kontakt mit Infizierten oder über die Luft übertragen.“ Für den Italiener und seinen Betrieb gilt eine Parole, die auch im Rest der Branche den Ton anzugeben scheint: Einfach weitermachen – und auf ein glimpfliches Ende der Krise hoffen.