In den Stuttgarter Krankenhäusern ist die Zahl der Intensivpatienten mit dem Coronavirus gesunken. Doch das könnte sich schnell ändern. Foto: dpa/Claudio Furlan

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus liegt pro Tag in Stuttgart weiter im einstelligen Bereich. Die Lage in den Krankenhäusern ist ruhig. Aber das kann sich schnell ändern, wie ein Fall im Marienhospital zeigt.

Stuttgart - Die Entwicklung bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Stuttgart weiter stabil. Bis am Montag hat die Stadt insgesamt 1385 Infektionen registriert. 1272 Betroffene sind wieder genesen, 56 Personen, die infiziert waren, sind verstorben. Seit etwa zwei Wochen liege die Zahl der Neuinfektionen am Tag im einstelligen Bereich, heißt es im Rathaus. Lediglich an zwei Tagen haben es mit zehn und 15 neuen Fällen Ausreißer gegeben. Auch am Montag gab es mit sechs Neuinfektionen keinen Ausschlag nach oben, der als Folge der zurückliegenden Lockerungen der geltenden Maßnahmen interpretiert werden müsste.

Auch in den Stuttgarter Krankenhäusern ist die Lage eher ruhig. Was nicht heißt, dass es nicht vereinzelt zu problematischen Situationen kommt. So liegen im Marienhospital zwar nur insgesamt elf Patienten mit einer Corona-Infektion, drei davon auf der Intensivstation, dennoch hat das Virus dort für Wirbel gesorgt. Am vorigen Freitag wurde das Krankenhaus vom Gesundheitsamt informiert, dass drei Pflegekräfte, die schon ein paar Tage frei hatten, positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Da alle drei auf einer normalen internistischen Station arbeiten, wurden unverzüglich auch die anderen rund 20 Pflegekräfte sowie alle 35 Patienten auf das Virus getestet. Das Ergebnis: Auch fünf Patienten haben sich mit dem Virus infiziert (die in den elf Fällen enthalten sind), darüber hinaus auch weitere zehn Pflegekräfte.

Quarantäne-Station eingerichtet

Letztere sitzen jetzt daheim in häuslicher Quarantäne und seien bei bester Gesundheit, sagt Matthias Orth, Chefarzt und Direktor der Laboratoriumsmedizin. Die betroffene internistische Station hat man zur Quarantäne-Station gemacht. Die fünf Patienten wurden in den Covid-19-Bereich des Marienhospitals verlegt. Es handle sich durchweg um alte Menschen mit mehreren Risikofaktoren, die bereits in einem schlechten Zustand eingeliefert worden seien, sagt Orth. Dennoch sei bis jetzt „noch kein Patient intensivpflichtig“. Die Patienten in Quarantäne würden nun „alle zwei Tage getestet“.

„Wir wissen nicht, ob ein Mitarbeiter oder ein Patient das Virus eingeschleppt hat“, erklärt Orth. Passiert ist die Infektion, obwohl im Marienhospital seit Anfang Mai eine umfassende Testaktion angelaufen ist.

Seither werden alle Patienten, die neu aufgenommen werden, getestet. Auch rund 400 der etwa 1200 Beschäftigten mit Patientenkontakt sind bereits abgestrichen worden, alle negativ. Trotz der Maskenpflicht für Mitarbeiter sieht der Laborchef das von vielen genutzte Telefon, die Raucherpausen und die Übergabe bei Schichtwechsel gerade auf Non-Covid-Stationen als Problemfelder.

„Zustrom potenziell Infizierter“

Wenig erfreut ist Matthias Orth über die bevorstehende Lockerung der Besucherregelung. „Wenn wieder mehr Besucher kommen, kriegen wir die zweite Welle.“ Diese Einschätzung teilt Mark Dominik Alscher, der medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK). „Die Lockerung macht mir Sorge“, sagt Alscher. „Der Zustrom potenziell Infizierter wird sich erhöhen.“ Überdies bedeute die Lockerung – pro Patient kann ein Besucher benannt werden – ein „Riesenaufwand“. Derzeit liegen im RBK noch 14 Covid-19-Patienten, sechs werden beatmet. Vor zwei Wochen waren es auch schon 31 Covid-19-Patienten.

In anderen Krankenhäusern ist die Lage ähnlich. Im Klinikum der Stadt werden zurzeit fünf Covid-19-Patienten betreut, zwei davon beatmet. „In der ersten Hochphase waren es über 50“, sagt der medizinische Vorstand Jan Steffen Jürgensen. Im Diakonie-Klinikum würden noch „lediglich drei Covid-19-Patienten versorgt“, so Pressesprecher Frank Weberheinz.