Wer ins Krankenhaus will, bei dem wird die Körpertemperatur gemessen. Wachsenden Unmut gibt es vor allem aber wegen der Einschränkungen für Besucher. Foto: dpa/Marijan Murat

Trotz der gestiegenen Infektionszahlen ist die Lage in den Kliniken stabil. Allerdings beschimpfen vor allem jüngere Angehörige das Personal an den Eingängen.

Stuttgart - Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Stuttgart weiter hoch. Ein Ausreißer mit 60 registrierten Neuinfektionen an einem Tag geht auf einen Corona-Ausbruch in einer Arbeiterunterkunft der Stuttgart-21-Baustelle zurück. Trotz dieser Entwicklung ist die Lage in den Krankenhäusern ruhig. Die Zahl der dort stationär betreuten Covid-19-Patienten ist zwar wieder etwas gestiegen, aber noch immer gering im Vergleich zum Frühjahr. Vor allem sind es in den meisten Fällen bisher keine sehr schweren Krankheitsverläufe.

Man habe in einer Unterkunft, wo Beschäftigte der S-21-Baustelle wohnen, mittlerweile 33 positiv getestete Personen registriert, sagte Stadtsprecher Sven Matis. Bisher seien insgesamt 66 Personen wegen des Corona-Ausbruchs getestet worden. Offenbar hätten sich in der Unterkunft fast alle Bewohner, von einem Zimmer ausgenommen, mit dem Coronavirus angesteckt. Für die Infizierten wie auch für enge Kontaktpersonen gelte nun Quarantäne-Pflicht, so Matis. Deshalb habe man die Betroffenen in zwei städtische Schutzeinrichtungen gebracht. Dort sei die Quarantäne „besser gewährleistet“.

Betroffene jetzt in einer Schutzunterkunft

In der Unterkunft werden die Betroffenen, die offenbar aus der Türkei stammen, vom DRK betreut. Das Gesundheitsamt hat weitere Tests bei Kontaktpersonen veranlasst. Eine Folge des Ausbruchs war, dass die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Stuttgart an einem Tag auf 60 hochgeschnellt war. Es ist nicht der erste Falleines Corona-Ausbruchs unter Arbeitern der Stuttgart-21-Baustelle. Bei einem Vorfall im April wurden fast hundert Bauarbeiter in Quarantäne geschickt.

Trotz der steigenden Zahl von Neuinfizierten ist die Lage in den Krankenhäusern Stuttgarts stabil. Nach Wochen, als man fast keine Covid-19-Patienten mehr hatte, sind die Zahlen wieder etwas gestiegen. Die Situation sei aber noch „mehr als gut kontrolliert“, sagt Mark Dominik Alscher, der medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK).

Im RBK wurden am Montag sieben Infektionsfälle stationär versorgt, ein Patient auf der Intensivstation, allerdings nicht beatmet. Im Marienhospital lagen am Montag drei Corona-Patienten isoliert auf einer speziellen Normalstation und ein Patient auf Intensiv. Im städtischen Klinikum wurden fünf Covid-19-Patienten auf einer Station überwacht, ein Betroffener auf der Intensivstation beatmet. Im Diakonie-Klinikum habe man „weiter keinen positiven Fall zu verzeichnen“, so Sprecher Frank Weberheinz.

60 Neuinfizierte an einem Tag

Insgesamt sind die Häuser gut auf einen möglichen Anstieg der Patientenzahlen mit Covid-19 vorbereitet. So haben zwar alle ihre Kapazitäten in diesem Bereich deutlich reduziert und arbeiten wieder im Normalbetrieb wie vor Corona. Im Marienhospital werden die Corona-Patienten inzwischen auf einer „generellen Isolierstation“ mit Patienten, die andere Infektionskrankheiten haben, versorgt, sagt der Ärztliche Direktor Stefan Reinecke. Aber die Häuser können die Kapazitäten nach Bedarf nach einem Stufenplan flexibel wieder erhöhen. Die innere Organisation bei der Patientenaufnahme und der Verteilung im Krankenhaus ist ohnehin bei allen noch im Corona-Modus.

Probleme gibt es wegen der Besucherregelung, laut der nur eine Person pro Tag eine Stunde lang zugelassen ist. Deswegen würden die Mitarbeiter am Einlass „zum Teil heftig beschimpft“, sagt Mark Dominik Alscher – vor allem von jüngeren Leuten. „Bei denen ist das Verständnis zurückgegangen“, stellt Alscher fest. Diese Erfahrungen macht man auch im Marienhospital. Stefan Reinecke: „Für die Besucherregelung würden wir uns mehr Verständnis wünschen.“