Party im Kowalski – muss das Nachtleben in Stuttgarter Clubs wegen Corona komplett heruntergefahren werden? Foto: Kowalski/Hendrik Schmidt

Das Coronavirus hat auch das Stuttgarter Nachtleben erreicht. Clubbetreiber befürchten, dass der Partybetrieb komplett eingestellt werden müsse. Die Stadt gibt sich zurückhaltend, schließt aber nichts aus.

Stuttgart - Eng tanzen, in der Musik eins mit der Masse werden, vielleicht knutschen, vielleicht mit jemand Fremdem – für viele Nachtschwärmer sind es diese Dinge, die das Nachtleben in Stuttgart ausmachen. Das wissen auch viele Clubbetreiber und sind umso besorgter, wo eine Veranstaltung nach der anderen wegen des Coronavirus platzt; und die körperliche Nähe in der Oper sicher nicht so innig ist wie die auf einer Electro-Party in einem dunklen Keller.

Colyn Heinze vom Club Kollektiv Stuttgart berichtet am späten Dienstagabend vom Vorstandstreffen des Verbunds, dass die Stimmung der Gestalter des Nachtlebens ob des Coronavirus schlechter kaum sein könnte: „Die Sorge ist omnipräsent – viele befürchten einen kompletten ,Shutdown’ des Nachtlebens.“ Also, dass der Partybetrieb komplett heruntergefahren wird.

Besonders größere Clubs betroffen

Besonders die Mitglieder mit größeren Veranstaltungsflächen seien direkt davon betroffen, dass Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstagnachmittag angekündigt hatte, dass die Regierung alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern untersagen wolle – jetzt wurde sogar das Frühlingsfest abgesagt. „Das Wizemann und die Wagenhallen haben schon mit Absagen zu kämpfen“, sagt Heinze. Aber auch die Betreiber kleinerer Clubs seien sehr verunsichert.

Einigkeit habe dahingehend geherrscht, dass Gesundheitsschutz und Infektionsschutz natürlich Vorrang gegenüber anderen Interessen hätten. „Auch wir wollen die Eindämmung des Virus“, sagt Heinze. Wenn etwaige Einschränkungen im Nachleben aber länger andauerten, würde das für viele existenzgefährdend. „Wir tauschen uns jetzt aus, wie wir den Betrieb nach Möglichkeit erst mal weiterlaufen lassen und den Behörden entgegenkommen können“, sagt Heinze. Ein Treffen mit der Stadt sei nächste Woche anberaumt.

„In Clubs wird manches ausgetauscht, auch Viren“

Inwieweit Clubs ihren Betrieb zukünftig aufrechterhalten können, hängt wohl genau davon ab, wie sie Übertragungsrisiken verkleinern können. „Die Verwaltung setzt sich intensiv damit auseinander, wo immer möglich die Ausbreitung des Virus zu hemmen“, sagt Sven Matis, ein Sprecher der Stadt Stuttgart. Wo immer sich Menschen versammelten, könne sich das Virus ausbreiten. „In Clubs wird manches ausgetauscht, auch Viren“, sagt Matis.

Das Referat von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) habe die Clubs informiert, was sie tun können, um es dem Virus schwer zu machen. Und: „Je mehr ein Betrieb dazu beiträgt, dass Infektionen vermieden werden, desto weniger spricht für behördliche Maßnahmen.“

Beim Club Kollektiv ist zwar von Desinfektionsmittel-Spendern am Eingang die Rede, sonst sei bislang nur wenig umgesetzt. Ob das reicht? Vielleicht hilft am Ende wirklich nur ein Knutschverbot.