Das Coronavirus hatte sich in einem Coesfelder Betrieb ausgebreitet (Symbolbild). Foto: dpa/Ingo Wagner

Derzeit werden viele Corona-Beschränkungen gelockert. Ausgerechnet jetzt gibt es einen Ausbruch des Virus in einer Fleischfabrik im Münsterland. Nun wird in allen Schlachtbetrieben in NRW getestet.

Düsseldorf - Nach dem Corona-Ausbruch unter den Beschäftigten einer fleischverarbeitenden Firma im Münsterland sollen die Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet werden. Das teilte der Sprecher der Landesregierung, Christian Wiermer, am Freitag mit.

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Das Coronavirus hatte sich in dem Coesfelder Betrieb der Firma Westfleisch ausgebreitet. 129 Infizierte waren am Donnerstag nach Angaben des Kreises erfasst worden. Von ihnen seien 13 ins Krankenhaus gekommen. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) ist in Coesfeld der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche überschritten worden. Er lag am Freitag (Stand: 0.00 Uhr) bei 52,7.

Die Landesregierung nehme die Lage „sehr ernst“, sagte der Sprecher. Deshalb habe das NRW-Gesundheitsministerium bereits am Donnerstagabend die Bezirksregierungen angewiesen, unverzüglich alle Beschäftigten von Schlachtbetrieben im Land testen zu lassen. Insbesondere müssten Mitarbeiter getestet werden, die mit einem Werkvertrag beschäftigt seien. Zu den Maßnahmen gehöre auch die Kontrolle ihrer Unterkünfte, sagte Wiermer weiter. Bei hygienischen Defiziten müssten Auflagen zur Nachbesserung erteilt werden.

Krankheitsverläufe vergleichsweise mild

Ein Westfleisch-Sprecher hatte am Donnerstagabend erklärt, die Krankheitsverläufe seien vergleichsweise mild. Alle Infizierten, die nicht im Krankenhaus liegen, und ihre Kontaktpersonen befänden sich in häuslicher Quarantäne. Am Werkstor werde kontaktlos Fieber gemessen, um Verdachtsfälle schnell zu erkennen. Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit den Behörden, sagte der Sprecher. Entgegen ersten Befürchtungen sei die Produktion im Betrieb nicht eingestellt worden. Sie laufe in reduziertem Umfang weiter.

Bund und Länder hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, dass zahlreiche im Zuge der Corona-Krise verfügte Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder gelockert werden. Bei einer Überschreitung des Grenzwerts der Infektionen soll aber umgehend wieder ein Beschränkungskonzept umgesetzt werden. In der Vereinbarung heißt es aber auch: „Bei einem lokalisierten und klar eingrenzbaren Infektionsgeschehen, zum Beispiel in einer Einrichtung, kann dieses Beschränkungskonzept nur diese Einrichtung umfassen.“

Auch in anderen Bundesländern gibt es Infektionen in Schlachthäusern. So waren in Schleswig-Holstein bis Donnerstag 109 Mitarbeiter des Schlachthofs in Bad Bramstedt positiv auf das neuartige Virus getestet worden, wie der Kreis Segeberg mitteilte. Der Infektionsschutz des Kreises Segeberg habe alle Mitarbeiter des Schlachthofs, die im Kreis leben, unabhängig vom Testergebnis unter Quarantäne gestellt, sagte Landrat Jan Peter Schröder am Donnerstag.