Offiziell gibt es in Ellwangen 251 infizierte Flüchtlinge. Foto: 7aktuell.de/Marc Gruber

Warum infizierten sich in Ellwangen Flüchtlinge in rasantem Tempo mit dem Coronavirus? Die Behörden beteuern, dass sie alles getan haben, um genau diese Entwicklung zu verhindern.

Stuttgart/Ellwangen - Der explosionsartige Anstieg der Corona-Infektionen in einer Unterkunft für Flüchtlinge in Ellwangen stellt die Behörden vor Rätsel. Die Zahl der Fälle unter den Bewohnern der mit einer Ausgangssperre belegten Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) steigerte sich von sieben am vergangenen Donnerstag auf 251 am Dienstag. Weder das Innenministerium noch das Regierungspräsidium Stuttgart können dieses Phänomen in der Zufluchtsstätte im Ostalbkreis mit insgesamt mehr als 560 Bewohnern erklären.

Der erste Infizierte sei am Donnerstag vor zwei Wochen identifiziert und isoliert worden, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Noch keiner der Infizierten musste in eine Klinik verlegt werden, wie das Landratsamt mitteilte. Betroffen sind auch Kinder. Nach Angaben des Ostalbkreises von Dienstagnachmittag wurden auch 21 Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet.

Mehrsprachige Information

Eine Sprecherin des Regierungspräsidiums, das die Einrichtung für das Land betreibt, nannte die Entwicklung überraschend. Denn es seien seit Anfang März alle notwendigen Maßnahmen ergriffen und die Bewohner der Unterkunft sensibilisiert und mit mehrsprachigen Informationen versorgt worden. Alle Neuzugänge würden ebenfalls seit Anfang März 2020 standardmäßig getestet und nach ihrer Ankunft separat untergebracht. Infizierte, Getestete und Kontaktpersonen würden getrennt untergebracht. „Leider kann aufgrund der 14-tägigen Inkubationszeit nicht ausgeschlossen werden, dass sich eine zunächst negativ getestete Person infiziert hatte und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen das Virus weitergetragen hat.“

Ellwangen ist nach dem Ankunftszentrum in Heidelberg die größte Flüchtlingsunterkunft im Südwesten. In Heidelberg sind nach Angaben des Innenministeriums 900 bis 1000 Menschen untergebracht. Auf Platz drei folgt die LEA in Sigmaringen mit 500 Menschen.

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, das Risiko einer Weitergabe des Virus sei höher, wo viele Menschen beengt zusammenlebten und Duschen und Kantinen teilten. Deshalb seien zu Beginn der Krise die Flüchtlinge verstärkt in die Anschlussunterbringung der Landkreise verlegt worden. Nicht alle Flüchtlinge - in Ellwangen kommen sie aus zwei Dutzend Ländern - wollten die Ausgangssperre hinnehmen oder sich freiwillig testen lassen. Laut Landratsamt gibt es keine Proteste gegen die von der Polizei im Drei-Schicht-Betrieb gesicherte Ausgangssperre.