US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Journalisten. Foto: AP/Alex Brandon

In einer Telefonschalte mit Kampagnenhelfern zieht der US-Präsident über die Corona-Experten seiner Regierung her. Donald Trumps Rivale Joe Biden wittert dahinter eine Strategie im Wahlkampfendspurt.

Las Vegas - US-Präsident Donald Trump versucht in den letzten Wahlkampfwochen mit Breitseiten gegen Corona-Experten seiner eigenen Regierung zu punkten. „Die Leute haben es satt, Fauci und all diese Idioten zu hören“, sagte Trump am Montag in einer Telefonschalte mit Wahlhelfern in Las Vegas unter anderem über den führenden Immunologen und Regierungsberater Anthony Fauci, den er als eine „Katastrophe“ bezeichnete. Jedes Mal, wenn Fauci im Fernsehen auftrete, „gibt es immer eine Bombe“, ergänzte Trump. „Aber es gibt eine größere Bombe, wenn man ihn feuert.“ Den Wissenschaftlern warf er Versagen im Umgang mit der Corona-Pandemie in Amerika vor.

Bei einer Wahlkampfkundgebung in Prescott im Staat Arizona legte Trump nach und verhöhnte seinen demokratischen Rivalen Joe Biden für dessen Zusage, sich in der Corona-Pandemie am wissenschaftlichen Rat von Experten orientieren zu wollen. Sein Gegner „will auf Dr. Fauci hören“, rief der Präsident.

Fauci über Infektion nicht überrascht

Fauci gilt als geschätzter Fachmann. Dass Trump in der Corona-Krise Ratschläge von Experten oft in den Wind schlug, brachte ihm auch aus den Reihen seiner Republikaner bereits Kritik ein. Tennessees Senator Lamar Alexander verteidigte Fauci gegen die Verbalattacken des Präsidenten. Wenn mehr Amerikaner auf den Immunologen gehört hätten, „hätten wir jetzt weniger Covid-19-Fälle und es wäre sicherer, zur Schule und zur Arbeit zurückzugehen und essen zu gehen“, erklärte Alexander.

Fauci selbst hatte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Senders CBS gesagt, dass ihn Trumps jüngste Corona-Infektion nicht überrascht habe. Schließlich halte der Präsident große Kundgebungen ab, bei denen kaum jemand eine Maske trage. Erneut rügte Fauci auch dessen Kampagnenteam dafür, seine früheren Äußerungen zu Corona in einem Wahlkampfspot genutzt zu haben.

Bidens Team warf Trump vor, im Wahlkampfendspurt bewusst auf eine gegen wissenschaftliche Erkenntnisse gerichtete Botschaft zu setzen. Die Pandemie habe nun schon fast 220 000 Amerikaner das Leben gekostet, mehr als acht Millionen bestätigte Virus-Fälle mit sich gebracht und Millionen Jobs gekostet, teilte das Wahlkampfteam des Demokraten am Montag mit. Und Trumps Abschlussbotschaft in den letzten Tagen des Rennen ums Weiße Haus sei, „Joe Biden öffentlich zu verspotten, weil dieser der Wissenschaft vertraut.“ Dabei sei die Forschung das beste Werkzeug, das zur Verfügung stehe, um Amerikaner zu schützen. Trumps „fahrlässige und nachlässige Führung“ drohe hingegen, weitere Menschenleben zu gefährden.

„Vielleicht werde ich das Land verlassen müssen“

In seiner Telefonschalte mit den Kampagnenhelfern zeigte sich Trump gewiss, die Wahl am 3. November zu gewinnen. Vor zwei Wochen, während seiner Corona-Erkrankung, sei er sich da noch nicht so sicher gewesen. Trump sagte, seine Auftritte vor Tausenden Menschen könnten die Wahl in Staaten entscheiden, in denen der Ausgang knapp sei. „Ich habe eine Begabung, in diese Staaten zu gehen und aufzuholen.“ Biden habe keine Begabung. „Ich gehe zu einer Kundgebung, wo wir 25 000 Leute haben. Er geht zu einer Kundgebung und hat vier Leute.“

Noch am Wochenende sinnierte Trump öffentlich über die Möglichkeit einer Wahlschlappe. „Könnt ihr euch vorstellen, dass ich mein ganzes Leben verliere?“, fragte er Teilnehmer einer Kundgebung in Macon im Staat Georgia. „Was mache ich dann? Ich würde mich nicht so gut fühlen. Vielleicht werde ich das Land verlassen müssen.“

Während Trump am Montag in Arizona Wahlkampf machte, bereitete sich Biden in Delaware auf ihre letzte, für Donnerstag geplante Debatte vor der Wahl vor. Nach ihrem aus dem Ruder gelaufenen ersten Rededuell gab das zuständige Kommission für die kommende Diskussion neue Regeln bekannt.

Wenn einer der beiden Kandidaten eine zwei Minuten lange Antwort zu einem Debattenthema präsentiere, werde das Mikrofon des anderen abgestellt, teilte die Kommission für Präsidentschaftsdebatten am Montag mit. Demnach wird das 90 Minuten lange Duell in sechs 15-minütige Abschnitte aufgeteilt. Jeder Kandidat bekomme jeweils zwei Minuten für ununterbrochene Äußerungen, ehe die Debatte geöffnet werde. Im Diskussionsteil gebe es keinen Ausknopf für die Mikrofone, doch gebe es für die Kandidaten bei verlorener Zeit durch Unterbrechungen Extra-Redezeit.

Die erste Debatte von Trump und Biden vor drei Wochen prägten Chaos und wüste Beschimpfungen. Vor allem der Präsident fiel seinem Rivalen und auch dem Moderator immer wieder ins Wort.