Stuttgart: Mundschutz-Masken mit Mustern für Kinder hängen in einem Geschäft. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Läden öffnen wieder, bald auch die Schulen. Weil sich die Menschen wieder näherkommen, wächst die Gefahr einer neuen Corona-Infektionswelle. In Baden-Württemberg gilt nun Maskenpflicht – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Stuttgart - Bis Montag galt im Südwesten nur der dringende Appell, eine Maske aufzusetzen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Nun wird es ernst: Ab sofort gibt es im Südwesten eine Maskenpflicht für Busse, Bahnen und Läden. Aber Vorsicht: Die übrigen Vorgaben etwa zum Abstandhalten oder zur Hygiene gelten weiterhin.

Wo genau muss ich nun eine Maske tragen?

Im öffentlichen Personennahverkehr - also zum Beispiel in U-Bahnen und Bussen sowie an Bahn- und Bussteigen - sowie in Läden und Einkaufszentren. Auch bei Taxifahrten oder privat organisierten Fahrgemeinschaften, zum Beispiel zwischen Wohn- und Arbeitsstätte, müssen Masken getragen werden. Im Unterricht müssen Lehrer und Schüler keine Masken tragen.

Auch auf dem Wochenmarkt muss sich niemand verhüllen. Es sei aber grundsätzlich sinnvoll, eine Maske zu tragen, wo immer der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden könne, teilt die Landesregierung mit. Auch wer bereits von Covid-19 wieder genesen ist, muss sich maskieren.

Was versteht man unter einer Mund-Nasen-Bedeckung?

Damit ist nicht unbedingt ein zertifizierter, medizinischer Mundschutz gemeint. Im Gegenteil: Die Landesregierung bittet sogar, diese nicht in größeren Mengen zu nutzen, da sie derzeit in Krankenhäusern gebraucht werden. Es geht bei der Maskenpflicht um sogenannte Alltagsmasken.

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Ein Schal oder ein Tuch reicht aus, sofern er Mund und Nase sicher und vollständig bedeckt. „Das hat ja wohl jeder Mensch“, sagte Kretschmann vor wenigen Tagen. Strick- und Häkelschals oder Motorradhelme zählen hingegen nicht als ausreichender Schutz.

Warum wird gerade jetzt eine Maskenpflicht eingeführt?

Mit der Lockerung der Corona-Regeln sind wieder mehr Menschen auf den Straßen unterwegs. Es braucht mehr Schutz, damit es nicht zu einer zweiten Infektionswelle kommt. Kretschmann hatte den Schritt damit begründet, dass sich bisher zu wenige Menschen im Land an die dringende Empfehlung zum Tragen von Alltagsmasken hielten. Auch die anderen Bundesländer verpflichten die Bürger zum Mundschutz.

Was passiert mir, wenn ich keine Maske trage?

Nach einer Gewöhnungswoche sollen Bürger, die keine Masken tragen, ab 4. Mai ein Bußgeld von bis zu 30 Euro abdrücken. Anfangsverstöße sollten mit 15 Euro geahndet werden, bei Folgeverstößen könnten die Behörden bis zu 30 Euro erheben, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums auf Anfrage.

Wie wird die Maskenpflicht kontrolliert?

Grundsätzlich überwachen die Gemeinden als Ortspolizeibehörden die Einhaltung der Maskenpflicht - mit Unterstützung der Polizei. Auch Ladeninhaber haben laut Landesregierung dafür Sorge zu tragen, dass die Kunden Masken tragen, etwa indem sie unverhüllte Kunden ansprechen. Sanktionen können sie aber nicht aussprechen, auch wenn sie im Einzelfall auch Hausverbote aussprechen könnten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft zeigte sich am Montag zufrieden mit dem Anlauf. Die Bürger hielten sich größtenteils an die Regelungen, bilanzierte der Landesvorsitzende Ralf Kusterer im Radioprogramm „SWR Aktuell“.

Muss jeder eine Maske tragen?

Nein. Kinder bis zum sechsten Geburtstag sind ausgenommen. Weiterhin Gesicht zeigen darf auch, für wen das Tragen einer Maske wegen einer Behinderung oder aus medizinischen Gründen - etwa wegen Asthma - unzumutbar ist. Auch schwerhörige oder gehörlose Menschen und ihre Begleitpersonen, die auf das Mundbild oder eine besonders deutliche Aussprache angewiesen sind, dürfen unverhüllt bleiben. Die Maskenpflicht gilt auch nicht für Kassiererinnen, die hinter einer Plexiglasscheibe arbeiten.

Wie lange wird die Maskenpflicht gelten?

Das kann noch keiner genau sagen. Aber Politiker und Wissenschaftler stimmen derzeit eher auf eine lange Phase ein. „Wir bleiben immer in einer fragilen Situation, bis ein Impfstoff gefunden wird“, sagte Kretschmann erst vergangene Woche.

Gab es bereits politischen Protest gegen die Maskenpflicht?

Ja. Kritik kam etwa von der FDP: „Das Symbol einer vermeintlichen Maskenpflicht in der Öffentlichkeit darf nicht davon ablenken, dass es weiterhin einen eklatanten Mangel an wirksamen Schutzmasken gibt“, teilte der gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, Jochen Haußmann, mit. Selbstgebastelte Stofftücher böten keinerlei Eigenschutz. Auch der Fremdschutz dürfte überschaubar sein, wenn nach einer längeren S-Bahn-Fahrt die Tücher durchnässt seien.