Coronatests sind für Reiserückkehrer kostenlos, aber irgendwer muss die Rechnung ja zahlen. Bisher sind es die gesetzlichen Krankenkassen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Corona-Krise kostet das Gesundheitswesen Milliarden. Zur Finanzierung greift die Politik immer stärker auf den Gesundheitsfonds zurück. In den zahlen aber fast nur gesetzlich Versicherte ein.

Stuttgart - In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) häuft sich die Kritik an der Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), immer mehr Leistungen im Zuge der Corona-Krise aus dem Gesundheitsfonds zu bezahlen, der vor allem von Kassenmitgliedern gefüllt wird. Auf Kritik stößt vor allem, dass die Privatversicherungen sich bisher bei großen Kostenblöcken einem Beitrag zur Finanzierung entziehen können, etwa bei den Intensivbetten in Krankenhäusern und dem Bonus für das Pflegepersonal. Auch die Kosten der Massentests für Reiserückkehrer sollen zunächst aus dem Fonds bezahlt werden.

1,5 Milliarden Euro für Intensivbetten

Allein die Kosten für Aufbau und Bereithaltung von 30 000 Intensivbetten beliefen sich auf 1,5 Milliarden Euro; bei den Tests für Reiserückkehrer entstünden pro Million Teilnehmer Kosten von 65,5 Millionen Euro. Spahn stellte den gesetzlichen Kassen zwar einen Zuschuss zu den Testkosten in Aussicht, doch dessen Höhe muss noch ausgehandelt werden. Anfang September will Spahn nach Informationen unserer Zeitung mit Vertretern der Kassen deren Finanzlage erörtern. Die Höhe eines Zuschusses hängt somit möglicherweise auch davon ab, inwieweit die Kassen in der Lage sind, die Mehrkosten für Privatpatienten zu schultern.

Der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) verweist darauf, dass sich die Versicherer in anderer Form an den Corona-Kosten beteiligten. So könne der Arzt ein halbes Jahr lang bei jeder Sitzung eine sogenannte Hygienepauschale von 14,75 Euro geltend machen. Dies addiere sich bundesweit auf 360 Millionen Euro.

Privatversicherung fordert Steuerfinanzierung

Zudem spricht sich die PKV dafür aus, die Kosten für die Massentests komplett aus Steuermitteln zu bezahlen und nicht aus dem Gesundheitsfonds. An einer Steuerfinanzierung seien Privatversicherte wegen ihres im Durchschnitt höheren Einkommens überproportional beteiligt. Unabhängig von der Corona-Krise trage die PKV überdies wegen der höheren Vergütungssätze für niedergelassene Ärzte weit überproportional zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei. Zudem erhielten Krankenhäuser für Wahlleistungen wie Chefarztbehandlung oder Ein- und Zweibettzimmer von privaten Versicherungen zusätzliche Vergütungen in Höhe von drei Milliarden Euro jährlich.