Achtung: Im öffentlichen Raum darf man nun nur noch in Zweiergruppen unterwegs sein, nicht mehr zu dritt. Der Streifendienst überwacht das. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Weitgehend klappt es in der Stadt: Die Menschen bleiben daheim und halten im öffentlichen Raum Abstand voneinander. Doch scheint es auch Verstöße zu geben, die die Polizei nicht bemerkt.

Stuttgart - Sehen Stadtbahnfahrer mehr als die Polizei? Der 29-jährige SSB-Mitarbeiter Dietmar Bergmann (Name geändert) hat den Eindruck. „Ich war in der Nacht unterwegs. Wie kann es sein, dass in den Weinbergen noch Jugendliche feiern? Wie kann es sein, dass es in den Hinterzimmern von Shishabars qualmt und man bei gedimmten Licht Menschen sieht?“ fragt er am Montagmorgen nach seiner Schicht. Auch wenn es laut der Polizei und der Stadt weitgehend geklappt hat und die Stuttgarter sich daran halten, nur noch zu zweit oder mit der Familie unterwegs zu sein, sehe man doch noch viele, die sich nicht an das Kontaktverbot halten. Zu viele, findet der Stadtbahnfahrer. Etwa die jungen Leute, die im Outdoor-Fitness-Park nur wenige Meter vom Bad Cannstatter Polizeirevier trainieren. Oder die Jugendlichen, die in Fünfergrüppchen am Montag in der Früh in der Bahn saßen. „Alle betrunken, die waren doch auf Partys“, schimpft Bergmann.

„Das kann natürlich schon sein, dass der Stadtbahnfahrer von seinem erhöhten Sitz aus einen besseren Überblick hat und mehr mitbekommt“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Auch Lastwagenfahrer hätten manchmal eine bessere Perspektive auf das Geschehen als Polizisten zu Fuß oder im Streifenwagen. „Wer etwas beobachtet, das gegen die neuen Regelungen verstößt, soll es uns melden. Wir sehen ja nicht alles – und tun, was wir können“, fügt er hinzu.

Die Überwachung des Kontaktverbots ist ein Schwerpunkt der Polizei

Alle Beamten der Landespolizei haben aktuell eines im Blick: Die Einhaltung der Regeln, mit der die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt werden soll. „Das ist momentan der absolute Schwerpunkt des Streifendienstes“, sagt der Polizeisprecher. Die Polizei schaue sich auf Plätzen und in Straßen um und schreite ein, wenn sie Grüppchen von mehr als zwei Personen sehe. Insofern helfe die von den Ministerpräsidenten aller Bundesländer gemeinsam mit der Bundeskanzlerin am Sonntag getroffene Regelung des Kontaktverbots der Polizei: „Es ist ganz klar, was in Ordnung ist – und was nicht“, sagt Keilbach. Diesen Effekt habe auch schon die vom Land erlassene Beschränkung auf Dreiergrüppchen vom Freitag gehabt.

Dennoch sei es in manchen Fällen nach wie vor eine Einschätzungsfrage: „Wenn zum Beispiel auf einem kleinen Platz lauter Pärchen stehen, kann es sein, dass wir auch dort die Menschen ansprechen, weil es dann insgesamt zu voll ist“, sagt der Polizeisprecher. So waren die Einsatzkräfte bereits in der vergangenen Wochen vorgegangen, als es noch keine Beschränkung der Gruppengröße vorlagen.

Auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes habe die Polizei Menschen vom vollen Marienplatz oder aus kleineren Grünanlagen Menschen nach Hause geschickt. Am Wochenende seien die Plätze leer gewesen. Von Coronapartys – feiernde junge Leuten, die die Bitte zum Distanzhalten nicht beachten – habe die Polizei nichts erfahren.

Die Bundespolizei kontrolliert mit den selben Vorgaben ihren Zuständigkeitsbereich, den Hauptbahnhof und die S-Bahnhaltestellen im Stadtgebiet. „Es gab keine Probleme“, so ein Pressesprecher.