Volksfeste und die kühle Witterung treiben die Infektionszahlen nach oben. Das RKI ruft zu mehr Boosterimpfungen bei Älteren auf.
Die erwartete Herbstwelle führt mittlerweile zu deutlich steigenden Corona-Infektionszahlen. Die 7-Tage-Inzidenz der bestätigten Neuinfektionen je 100 000 Einwohner stieg binnen einer Woche um ein Drittel auf bundesweit 466. Regional fällt der Zuwachs teils stärker aus, insbesondere in Bayern (plus 60 Prozent auf 650). Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die wahre Inzidenz auf 600 bis 1400 Infizierte mit Symptomen je 100 000 Einwohner. Das entspreche 500 000 bis 1,2 Millionen Kranken, so das RKI. Hinzu kommen rund sechs Millionen Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen, das ist fast jeder Zehnte in Deutschland und der mit Abstand höchste Wert seit 2017.
Rund um München, in Rheinland-Pfalz und im Saarland sind die Corona-Inzidenzen am höchsten – dort haben Volks- und Weinfeste Saison, und das Virus feiert mit. Zwei, drei Tage auch hohes Fieber und erhebliches Unwohlsein sind vielfach die Folge einer Infektion. Sie lassen sich nur bedingt mit einer Impfung verhindern und frisch Genesene sind auch nur wenige Wochen vor einer neuerlichen Ansteckung sicher. Dieses Risiko muss man beim Aufenthalt in Bierzelten oder anderen gut besuchten und schlecht belüfteten Innenräumen in Kauf nehmen – insbesondere, wenn keiner oder nur wenige Menschen Maske tragen. Frisch infizierte Festbesucher tragen das Virus dann auch zu Menschen, die solche Orte meiden.
Pflegeheime: fünf Prozent der Bewohner ungeimpft
Ältere Menschen erleben weiterhin häufiger schwere Krankheitsverläufe. Zweifach Geboosterte aus dieser Altersgruppe kommen um den Faktor sieben seltener wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus als Ungeimpfte. Verglichen mit einfach Geboosterten ist die coronabedingte Krankenhauseinweisung dreimal seltener. Ihnen wird der zweite Booster empfohlen. An Bewohner von Alten- und Pflegeheimen appelliert das RKI „dringend, den Impfschutz zu vervollständigen“. Laut einer RKI-Erhebung sind erst vierzig Prozent von ihnen viermal, etwa fünf Prozent überhaupt nicht geimpft.
Wie bei den früheren Wellen steigen die Infektionszahlen zunächst unter Menschen im berufstätigen Alter. Analog zur Sommerwelle wird fast ausschließlich die Omikron-Variante BA.5 nachgewiesen. Das ist interessant, weil bisherige Wellen meist von neuen Varianten ausgelöst wurden. BA.5 kann, teils über Reinfektionen, offensichtlich eine zweite Infektionswelle anschieben, diesmal unterstützt von der kühlen Witterung. Neue Varianten tauchen derzeit nicht in relevanter Zahl auf – auch nicht BA.2.75, die in ihrem Ursprungsland Indien mittlerweile bei einem Drittel aller untersuchten positiven Proben nachgewiesen wird.