Fast 66 000 Abstriche sind an den Autobahn-Teststationen an der A8 und der A5 in Baden-Württemberg gemacht worden. Foto: Horst Rudel

An Autobahnen und Flughäfen im Land wurden bislang 140 000 Menschen auf das Virus getestet. Weniger als ein Prozent war infiziert. Der Ärzte-Chef fordert Lockerungen der Corona-Regeln.

Stuttgart - Zum Ferienende enden auch die kostenlosen Massentestungen für Urlaubsrückkehrer. Dem Sozialministerium zufolge haben sich bislang mehr als 140 000 Menschen an den Flughäfen, am Hauptbahnhof Stuttgart sowie an den Autobahnparkplätzen Neuenburg (A 5) und Kemmental (A 8) Speichel entnehmen lassen. Dabei wurden etwa 1200 Infektionen entdeckt.

Für Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hat sich der Aufwand trotz der geringen Aufdeckungsquote von weniger als einem Prozent gelohnt. Das Gratisangebot sei „gut und richtig“ gewesen, sagte er unserer Zeitung. Es sei gelungen, „vor allem bei Reiserückkehrern aus Risikoländern positive Befunde frühzeitig zu erkennen.“ Künftig müssten die Mittel aber wieder für besonders gefährdete Personen eingesetzt werden, zum Beispiel in den Pflegeheimen.

Die Zahlen dürften im weiteren Verlauf des Wochenendes noch einmal steigen. Am Sonntag erwartet beispielsweise der ADAC den Höhepunkt der Rückreisewelle.

Zu Tests an Autobahnen werden nur noch Reisende aus Risikoländern zugelassen

In den zurückliegenden Tagen finanzierte das Land auch Tests von Menschen, die gar nicht im Urlaub oder nicht in Risikoländern waren. Damit ist es am Sonntag vorbei. Die Autobahnteststellen bleiben laut Ministerium zwar bis Oktober bestehen, allerdings in abgespeckter Form. Zugelassen werden nur noch Reisende aus Risikoländern.

Menschen mit Krankheitssymptomen können sich ab Montag wieder an eine der Abstrichstellen in den Landkreisen wenden. Den Aufbau organisiert derzeit die Kassenärztliche Vereinigung. Wer aus bloßer Vorsorge ohne medizinische Indikation zum Testen kommt, muss laut einer Verbandssprecherin zwischen 80 und 100 Euro zahlen.

Der Chef des Kassenärzte-Verbandes, Andreas Gassen, hält unterdessen eine Lockerung der Corona-Regeln für möglich. „Man kann den Panikmodus ausschalten“, sagte er zu „Business Insider“: „Die Zahlen geben Anlass, Corona-Maßnahmen zu überdenken, ohne leichtsinnig zu werden.“ Gassen bezog sich auf Veranstaltungen. „Mir leuchtet nicht ein, warum in einem Stadion für bis zu 60 000 Menschen nicht Veranstaltungen mit 5000 bis 8000 Menschen Platz finden können, wie es Ende August in Berlin ja erfolgreich praktiziert wurde.“