Ein Antigen-Schnelltest – für Betrüger ein lukratives Geschäftsmodell. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Fahnder von LKA und Bundespolizei decken in Stuttgart eine mutmaßliche Abzocke mit Bürgertests auf. Der Schaden geht offenbar in die Hunderttausende.

Stuttgart - Mehrere Hunderttausend Euro soll er mit gefälschten Abrechnungen von Bürgertests abgezockt haben – ein 38-jähriger Betreiber von Corona-Schnellteststellen in und um Stuttgart. Wie Staatsanwaltschaft, Landeskriminalamt (LKA) und Bundespolizei am Freitag mitteilten, sitzt der Mann inzwischen in Untersuchungshaft. Durch die Ermittlungen konnte wohl gerade noch verhindert werden, dass der Betreiber weitere 17 Teststellen in der Stadt eröffnet. Die Kripo hatte dem städtischen Gesundheitsamt hierzu einen Hinweis gegeben.

„Der Beschuldigte hatte solche Teststationen vorwiegend in Stuttgart, aber auch in Fellbach und Leonberg betrieben“, sagt Staatsanwaltssprecherin Melanie Rischke. Die meisten seien inzwischen von anderen Betreibern übernommen worden. Aktuell hatte er laut LKA nur noch eine Teststelle in Stuttgart. Allerdings stand er offenbar davor, wieder kräftig zu expandieren. Das Geschäft schien sich zu lohnen: Von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg soll er in den vergangenen Monaten etwa 600 000 Euro kassiert haben. Wie viele Tests es tatsächlich gab, wird ermittelt.

Eigentlich ging es den Fahndern um anderes

Dabei waren die Fahnder dem 38-Jährigen aus ganz anderer Richtung auf die Spur gekommen. Die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Schleuser von LKA und Bundespolizei hatte den bisher polizeilich unauffälligen Mann zusammen mit drei Männern im Alter von 33 bis 35 Jahren seit Mai 2021 wegen des Verdachts des Drogenhandels und der Zwangsprostitution im Visier. Am Mittwoch ging es dann gegen alle vier Verdächtige: In neun Wohnungen und Geschäftsräumen wurden 100 Gramm mutmaßliches Kokain und etwas Marihuana sichergestellt. In einem Fall läuft ein Verfahren wegen gewerbsmäßiger Zwangsprostitution. Verhaftet wurde letztlich aber nur der 38-Jährige.

Um die mutmaßlich ergaunerten mehreren Hunderttausend Euro zurückzubekommen, hat das Amtsgericht einen sogenannten Vermögensarrest über eine halbe Million Euro erlassen. Bei der Razzia wurden schon mal 8500 Euro Bargeld, ein Gemälde und eine teure Uhr beschlagnahmt.