Der Covid-19-Selbsttest – auch ein schwacher Strich beim T bedeutet: positiv. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Der Omikron-Subtyp des Corona-Virus ist deutlich ansteckender und die Inkubationszeit kürzer als bei früheren Varianten von SARS-CoV-2. Damit ist auch die Ansteckungsgefahr, die von Infizierten ausgeht, größer.

Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag (22. Juli) mit 729,3 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 740,3 gelegen (Vorwoche: 719,2; Vormonat: 488,7).

Experten gehen allerdings von einer sehr hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus, vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.

Wie ansteckend ist das Virus und die in Deutschland derzeit vorherrschende Omikron-Variante? Ab wann können sich andere bei Infizierten anstecken? Hierzu wichtige Fragen und Antworten:

Wie lange dauert die Inkubationszeit bei Corona?

Bei den früheren Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 (Alpha, Beta, Gamma, Delta) betrug die Inkubationszeit – das heißt die Dauer von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung an Covid-19 – im Durchschnitt vier bis sechs Tage.

Untersuchungen zu den derzeit in Deutschland vorherrschenden Omikron-Virus-Untervarianten BA.1, BA.4 und BA.5 weisen allerdings auf eine kürzere Inkubationszeit hin: im Schnitt rund drei Tage.

Ist die Inkubationszeit bei allen Infizierten gleich?

Nein. Der Zeitraum von der eigenen Ansteckung/Infektion bis zu dem Zeitpunkt, ab dem man selbst andere anstecken kann, variiert individuell sehr stark. Die höchste Ansteckungsgefahr geht von einem Infizierten aus, wenn er bereits eigene Krankheitssymptome entwickelt hat.

Kann man sich schon vorher anstecken?

Ja. Ein Ansteckungsrisiko besteht auch präsymptomatisch – also bereits vor dem Auftreten von ersten Krankheitszeichen. Einige stecken sich bei Corona-Erkrankten ein bis zwei Tage vor dem nach außen wahrnehmbarem Beginn der Erkrankung an. Das bedeutet: Eine Ansteckung anderer Personen kann bereits am Tag nach der eigenen Infektion oder sogar am selben Tag erfolgen.

Kann man infiziert sein, ohne selbst zu erkranken und trotzdem andere anstecken?

Auch das ist möglich. Man nennt dies asymptomatische Übertragung. Das heißt: Mit dem Virus Infizierte können ansteckend sein und die Erkrankung an andere weitergeben, ohne dass sie selbst Krankheitssymptome entwickeln.

Wird die Ansteckungsgefahr im Verlauf der Erkrankung geringer?

Ja. Die Ansteckungsfähigkeit ist in der Phase vom Beginn der Krankheitsanzeichen am allergrößten. Ein Teil der Übertragungen erfolgt schon vor dem Auftreten erster Symptome.

Und: Die Fähigkeit, das Virus weiterzugeben, sinkt im Laufe der Corona-Erkrankung. Bei einem milden bis moderaten Verlauf ist die Ansteckung anderer nach mehr als zehn Tagen deutlich reduziert.

Gilt das auch für schwere Erkrankungen?

Nein. Bei schweren Erkrankungen und bei einer vorhandenen Immunschwäche können die Infizierten deutlich länger für andere ansteckend sein.

Kann man sich nach der Impfung infizieren?

Ja. Das kann dann passieren, wenn die Infektion in den ersten Tagen nach der Impfung erfolgt, bevor der Impfschutz vollständig ausgebildet ist. Dies bezeichnet man auch als Impfdurchbruch.

Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel nach zehn bis 14 Tage ein – wenn eine vollständige Impfung mit mindestens zwei Impfungen vorliegt.

Wann kommt die vierte Corona-Impfung?

Auffrischungsimpfung
Das Robert Koch-Institut sieht angesichts einer guten Schutzwirkung von Corona-Auffrischimpfungen gegen schwere Verläufe auch in Omikron-Zeiten bei Millionen Menschen weiteren Impfbedarf. Doch eine vierte Corona-Impfung für alle – Junge wie Alte, Gesunde wie Kranke – hat die die Ständige Impfkommission (Stiko) beim RKI bisher noch nicht empfohlen. Wann diese generelle Empfehlung kommt, ist derzeit noch offen.

Hohe Effektivität
Nach Aussage der RKI-Experten weisen die Auffrischimpfungen insgesamt eine hohe Effektivität gegen eine Einweisung ins Krankenhaus wegen Corona auf. Die Inzidenz der Krankenhauseinweisungen wegen Covid-19 habe in der Omikron-Welle zwar generell abgenommen. Sie sei zuletzt in allen Altersgruppen in der ungeimpften Bevölkerung jedoch am höchsten gewesen.

Doppel-Booster
Eine erneute Auffrischungsimpfung soll vor allem die Wirksamkeit der Impfung erhalten. Das ist ausdrücklich für ältere Menschen wichtig. Dass der Doppel-Booster den betroffenen Gruppen effektiv ist, legt eine Studie aus Israel nahe. Demnach seien zweifach Geboosterte Über-60-Jährige dreimal besser vor schweren Krankheitsverläufen geschützt, als Menschen in derselben Altersklasse, deren dritte Impfung mehr als vier Monat zurücklag. Außerdem sei der Schutz vor einer Infektion zweimal höher als bei den dreifach Geimpften.