The Real Comedian Harmonists erweisen sich im Garten des Hospitalhofs als würdiger Nachfolger und sind die umjubelten Stars der Revue „Comedian Harmonists“. Foto: Martin Sigmund/SM

Die Schauspielbühnen Stuttgart eröffnen mit den Comedian Harmonists im Rosengarten des Hospitalhofs ihr Sommer-Open-Air-Programm.

Stuttgart - Wenn sich auf Ramses „ham’ses“ reimt oder „Onkel Bumba aus Kalumba“ nur Rumba tanzt, dann sind die Comedian Harmonists nicht weit. Schön sentimentale Schlager wie „Irgendwo auf der Welt“ oder „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ haben dem legendären Männervokalensemble auch Ruhm eingebracht. Aber das zukunftweisendste Merkmal ihrer Musik dürfte die perfekte Mischung aus Wortwitz-Virtuosität, Lautmalereien, Ohrwurmmelodien und pointierten Arrangements sein. Kein Wunder also, dass sie noch immer zünden, ihre Songs – selbst die, die man schon gefühlt tausendmal gehört hat: vom „Kleinen grünen Kaktus“ über „Veronika, der Lenz ist da“ bis hin zu „Wochenend und Sonnenschein“.

Die einstigen Titelhelden sind nun ein Vokalensemble mit erster CD

Voraussetzung fürs Zünden ist natürlich der brillante, möglichst authentische Vortrag. Und da dürfen sich Stuttgarts A-cappella-Fans über eine formidable Nachfolgeband freuen: The Real Comedian Harmonists. Das ist eine der schönen Geschichten, die das Theater so schreibt: Zusammengecastet für die Revue „Comedian Harmonists“ am Alten Schauspielhaus, die im Dezember 2019 Premiere hatte, gehen die Darsteller jetzt als Vokalensemble gemeinsame eigene Wege, arbeiten an neuen Programmen und brachten kürzlich ihre erste CD heraus.

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Dass die sechs während des Lockdowns fleißig geprobt haben, war für die Stuttgarter Schauspielbühnen ein Glück. So konnten sie jetzt ihr Sommer-Open-Air-Programm mit einer Mini-Version der Revue von 2019 eröffnen.

Gesang und Tanz greifen perfekt ineinander

Im Rosengarten des Hospitalhofs war also gute Laune angesagt, als die sechs Herren in Fräcken und blank polierten Schuhen das Podium betraten und mit ihrem Querschnitt durch die Schlagerklassiker der Originale begannen. „Schöne Isabella von Kastilien / Pack deine ganzen Utensilien / Und komm zurück zu mir nach Spanien“, tönt es durch Flamenco-Tonmalereien befeuert durch den Rosengarten. Das Quintett kombiniert die rhythmisch und melodisch perfekt ineinandergreifenden Gesangsnummern mit präzisen Choreografien aus synchroner Gestik und Bewegung. Und alle fünf können dabei boygroupmäßig jeweils einen Typen bedienen. Tobias Rusnak (Tenor) geht als der Melancholische durch, Loïc Damien Schlentz (Tenor) als der sinnliche Charmeur, Bariton Michael Rapke ist der nette Schwiegersohntyp, Marc Trojan (Bariton) gibt sich elegant distanziert, und Tobias Hagge (Bass) steht für Bodenständigkeit und gediegene Ironie.

Die jüdischen Mitglieder erhielten Berufsverbot

Florian Fries, der vom E-Piano aus für die rhythmische und harmonische Erdung der Stimmen sorgt, moderiert den Abend und zeichnet kurz und knapp die Erfolgsstory des Originals nach, die 1927 begann und 1935 von den Nationalsozialisten beendet wurde. Die drei jüdischen Mitglieder erhielten Berufsverbot und mussten emigrieren.

Es ist eine Qualität des Abends, dass nicht nur Hits performt werden, sondern auch abseitigere Nummern, die die Originale auf dem Programm hatten: etwa Brahms’ Volkslied „In stiller Nacht“ oder Boccherinis berühmtes Menuett für Streichquintett: Sehr lustig, wie die Sänger Geigen, Bratsche, Cello und Bass pantomimisch spielen und die Instrumentenstimmen imitieren.

Info

Weitere Vorstellungen: am 12. Juli sowie täglich vom 14. bis 17. Juli, jeweils um 18 und 20.30 Uhr.