Trägt wie viele Jugendliche die Bauchtasche um die Brust: Ignatius Kelly. Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Bauchtasche ist bei jungen Menschen derzeit voll im Trend. Das war sie bereits in den 80er-Jahren. Seitdem hat sich jedoch so manches geändert. Welche Promis tragen sie?

Seit wenigen Jahren ist sie zurück. Die Rede ist von der Bauchtasche. Nach knapp drei Jahrzehnten Abstinenz ist sie bei der Jugend in Deutschland wieder en vogue. Früher galt das Teil als absolute Stillosigkeit, heute ist die Gürteltasche bei Influencern, Promis und Modeprofis zu entdecken. Ob Justin Bieber, Kylie Minogue oder auch die Sängerin Pink – sie alle schnallen sich nun gern diesen merkwürdige Beutel um, so wie es der amerikanische Tourist schon in den 1980ern getan hat, als er im Zuge seiner Europarundfahrt vor dem Pariser Eiffelturm stand. Es gibt aber einen Unterschied: neben der praktischen Handhabe darf man das Markenbewusstsein nicht unterschätzen. Labels wie Ellesse, Fila, Herschel oder auch Uniqlo bedienen den Massenmarkt, für die etwas wohlhabenderen Kunden darf es dann auch ein Trendtäschchen von Louis Vuitton sein. Die entsprechenden Logos werden dann auch nicht versteckt.

Aus der Bauchtasche wurde der Hipbag

Bereits in den 80er Jahren hatte sich das Kleidungsstück großer Beliebtheit bei jungen Menschen erfreut, damals wurde das Tragen der Tasche aber noch als ironischer Kommentar verstanden, man imitierte den spießigen Stil der Eltern. Doch die Vorteile lagen damals wie heute auf der Hand, denn die Tasche bietet gleich mehrere Vorteile. Erstens hat der Träger seine Hände frei, zweitens seine Wertsachen weg vom Körper und drittens diese stets im Blick. Das ist heute nicht anders, so manches aber hat sich seit dem letzten Hype um das Modeaccessoire dann doch geändert.

Da wäre zum einen der Name der Tasche. Statt unter dem Namen Bauchtasche finden Kaufinteressenten die Tasche in vielen Online-Shops unter dem Namen Hipbag, Camerabag oder Gürteltasche. Denn um den Bauch wird die Tasche heute kaum noch getragen. Meist wird sie um die Brust oder den Rücken gehängt. Madeleine Häse, Professorin für Accessoire Design an der Hochschule Pforzheim, erklärt: „Früher war die Gürteltasche vor allem eines: funktional.“ Heute sei sie noch dazu ein Modestatement. Was die Tasche symbolisiere, hänge vom jeweiligen Design ab. „Allgemein aber strahlt die Gürteltasche eine gewisse Lässigkeit aus“, sagt Häse.

Gürteltasche verkörpert allgemeinen Modetrend

Die Bauchtasche des 21. Jahrhunderts gibt es in allen Preiskategorien. Dabei sind den Preisen nach oben hin (fast) keine Grenzen gesetzt. Beginnend im niedrigen zweistelligen Bereich gibt es Exemplare, die sich im höheren dreistelligen oder gar unteren vierstelligen Bereich bewegen. Beispielsweise kostet das Model „Ophidia“ der Luxusmarke Gucci 830 Euro. Gürteltaschen in dieser Preisregion lassen nicht wenige Käufer gleich im doppelten Sinne mit leeren Händen dastehen.

Einen Trend hin zu leeren Hosentaschen sieht Häse trotz des Comebacks der Bauchtasche nicht. Sie beobachtet bei den Gürteltaschen einen anderen Trend, der auch bei anderen Modeaccessoires und Kleidungsstücken erkennbar sei. „Die Tendenz geht hin zur Aufhebung der binären Rollenzuweisung“, so die Professorin. Diese Entwicklung zeige sich in der Modewelt bislang insbesondere auf dem Laufsteg. Doch auch abseits von diesem lasse sich der Trend beobachten. Beispielsweise bei den Gürteltaschen. Diese werden nicht nur von männlichen Jugendlichen und jungen Männern, sondern auch von weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen getragen.

Mode, die kein Geschlecht kennt

Die Bedeutung der Rolle des Geschlechts in der Mode ist als Gesprächsthema längst im Hörsaal von Häse angekommen. Die Professorin verrät: „Meine Studenten befassen sich viel mit Rollenbildern und stellen diese infrage.“ Letzteres taten bereits vor rund fünf Jahren Models und Designer, als sie am Comeback der Bauchtasche arbeiteten. Das Ergebnis ist bekannt: Die Bauchtasche kehrte als Brust- beziehungsweise Rückentasche in die Kleiderschränke der Jugend zurück. Ob die Geschlechterrollen in der Modewelt vor einer ähnlich großen Veränderung stehen, werden die kommenden Jahre zeigen. Das Modemagazin „Vogue“ ist sich jedenfalls sicher: „Die Zukunft der Mode kennt kein Geschlecht.“ Zumindest bei der Gürteltasche ist diese Prognose schon jetzt zutreffend.