Dienstag, Donnerstag und Samstag sind schon 1942 Markttag - aber es gibt oftmals nicht viel zu kaufen. Weitere Eindrücke aus dem Stuttgart des Jahres 1942 zeigt die Bildergalerie. Foto: Stadtarchiv Stuttgart

Unser Projekt "Stuttgart 1942" zeigt 12.000 Bilder vom unzerstörten Stuttgart. Dabei ist in diesem Jahr etwas gekippt - und vieles davon wurde nicht nicht fotografiert. Unsere Chronik des Jahres 1942 gibt einen Überblick.

Stuttgart - Unser Geschichtsprojekt „Stuttgart 1942“ spürt dem Leben und Alltag der Stuttgarter Bevölkerung in diesem Jahr nach. In der „Chronik der Stadt Stuttgart 1933 bis 1945“ sind die wichtigsten Ereignisse aus zwölf Jahren Naziherrschaft verzeichnet. Aus dieser Veröffentlichung des Stadtarchivs Stuttgart greifen wir Woche für Woche jene Ereignisse heraus, die nach unserer Einschätzung das Leben in dieser Zeit anschaulich beschreiben.

1. bis 10. Januar: Fleisch nur noch gegen Bezugsschein

Der Krieg sickert immer weiter in den Alltag der Stuttgarter Bevölkerung. Nachts gilt zum Schutz vor Fliegerangriffen mittlerweile ein strenges Verdunkelungsgebot. Die Bürgerinnen und Bürger achten auch darauf, ob andere sich daran halten. Zudem dürfen Geschäfte keine „Kundenlisten“ für Fisch, Wild und Geflügel mehr führen. Fleisch gibt es nur noch gegen Bezugsschein. Zudem dürfen nur noch sofort verfügbare Waren im Schaufenster ausgestellt werden.

1942 feiert das Auslandsinstitut sein 25-jährige Bestehen. Stuttgart trägt den von den Nazis verliehenen Ehrentitel „Stadt der Auslandsdeutschen“. Anfang 1942 gibt es hier dreizehn „auslandsdeutsche Heime“ für deutschstämmige Flüchtlinge infolge des Kriegs.

11. bis 17. Januar: Sparen, wo es nur geht

Gespart wird auch in den Gaststätten. Montags und donnerstags wird seit 1942 in der ganzen Stadt ein preiswertes „Stammessen“ angeboten, das allerdings ohne Vorspeise auskommt.

Der Einzelhandel bilanziert die Jahre 1939 bis 1941. Noch bis deutlich nach Kriegsbeginn habe eine Sonderkonjunktur gemeinsam mit steigenden Preisen zu hohen Umsätzen geführt. Stand 1942 sei die Wirtschaft aber auf Kriegsbedingungen umgestellt. Das heißt, Vorräte wurden abgebaut und es sind weniger Waren verfügbar. Das Wirtschaftsministerium dekretiert derweil, dass „bis auf Weiteres“ keine Sommer- und Winterschlussverkäufe stattfinden dürfen.

Stuttgarter Raucher beschweren sich, dass weniger Tabakwaren verfügbar sei – und das, obwohl etliche Anbaugebiete von der Wehrmacht besetzt seien. Das „Tagblatt“ nimmt diese Beschwerden auf und verweist darauf, dass Soldaten bei der Versorgung Vorrang hätten.

18. bis 24. Januar: Tanzen verboten, Gas rationiert

Wegen der „schweren Abwehrkämpfe an der Ostfront“ wird das bestehende Tanzverbot auch auf Tanzvereine und andere private Aktivitäten ausgedehnt. Der Krieg bestimmt auch das Ausstellungsprogramm der Museen. Im Kronprinzenpalais wird eine Schau zu „Künstlern in feldgrauem Rock“ gezeigt, die in drei Wochen knapp 40.000 Besucher ansehen. Heute stehen an dieser Stelle das Kunstmuseum und die Buchhandlung Wittwer-Thalia.

Stuttgart soll Gas sparen. Die Stadtverwaltung fordert die Bevölkerung auf, keine gasbeheizten Heizungen, Öfen oder Thermen mehr zu benutzen. Zum Kochen darf Gas nur noch zu bestimmten Zeiten genutzt werden. Zudem reichen die Kohlevorräte der Stadt nur noch für einen Tag.

Neue Regeln bereiten die Stuttgarter Bevölkerung auf die Gefahr von Luftangriffen vor. Künftig darf eine Stunde nach Sonnenuntergang und bis eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang kein Licht brennen. Zudem soll der Hauptstromschalter in Häusern bei Fliegeralarm nicht umgelegt werden, um eventuelle Löscharbeiten nicht zu erschweren.

25. bis 31. Januar: Busse und Bahnen fahren seltener

Die Wehrmacht greift auf zivile Ressourcen zu. Batterien von stillgelegten Fahrzeugen werden beschlagnahmt. Derweil wird der Fahrplan von Bussen und Bahnen weiter eingeschränkt – um Kraftstoff zu sparen, aber auch weil Schaffner und Fahrer fehlen.

Weil es an Kohlen mangelt, bleiben Volks-, Fach- und sonstige weiterführende Schulen von Ende Januar an geschlossen. Die Kohle- und Gaslieferungen an die Industrie werden um rund die Hälfte gesenkt.

Die Eingemeindung der Fildergemeinden wird vorangetrieben. Ende Januar lehnt der Möhringer Gemeinderat den Entwurf einer entsprechenden Regelung ab. Im Sommer findet die Eingemeindung trotzdem statt, übrigens weitgehend ohne Information an die Bevölkerung.

 

1. bis 7. Februar: Die Tabakkarte, ein großer Fehler

Seit 1. Februar gibt es Tabakwaren nur gegen eine sogenannte Raucherkarte. Sie kann gegen eine bestimmte Anzahl von Zigaretten, Zigarren oder Tabakrationen eingelöst werden, Frauen aber nur halb so viele wie Männer. Juden erhalten keine Karten, Nichtraucher sehr wohl. Der Schritt befeuert den Status der Zigarette als Ersatzwährung.

1942 werden zahlreiche Betriebe zwangsweise stillgelegt, beispielsweise Schokoladenfabriken. Die dadurch „freiwerdenden“ Arbeitskräfte werden fortan dort eingesetzt, wo sie aus kriegswirtschaftlicher Sicht am dringendsten gebraucht werden.

Auch die Justiz und die Rhetorik erfahren eine Radikalisierung. In der Nazi-Zeitung „NS-Kurier“ wird das vom Sondergericht Stuttgart ausgesprochene Todesurteil gegen einen „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“ begründet. Der Mann habe regelmäßig betrogen, indem er sich mit der Vorkasse für versprochene, aber niemals gelieferte Mangelgüter aus dem Staub machte. Mit Blick auf den Krieg „erfährt unsere Einstellung gegen solche Volksschädlinge eine Wandlung“, heißt es in der Zeitung.

8. bis 14. Februar: Sportplätze zu Kartoffeläckern?

Die Drangsalierung der letzten in Stuttgart noch lebenden Juden geht weiter. Seit Mitte Februar dürfen sie keine Zeitungen mehr kaufen.

Die Ernährungslage verschärft sich. Deshalb wird darüber nachgedacht, Sportplätze in Kartoffeläcker umzuwandeln. Die Stadtverwaltung verwirft diese Idee aber, weil die Sportplätze dadurch kaputtgehen würden. Ohnehin ist die Lage der Sporttreibenden schwierig. 19 von 67 städtischen Turnhallen sind im Februar 1942 ausschließlich für Kriegszwecke belegt. In der Turnhalle an der Schloßstraße müssen an einem Tag bis zu 32 Sportgruppen trainieren.

Der NS-Gauleiter Wilhelm Murr und seine Frau treten aus der evangelischen Kirche aus. Der Landesbischof Theophil Wurm schreibt ihm einen Brief und weist auf die vielen „kirchenfeindlichen Maßnahmen“ hin, denen Glaubensgemeinschaften ausgesetzt sind.

 

15. bis 21. Februar: Stuttgart soll wachsen

Die Ratsherren, also eine Art Gemeinderat, besprechen die geplante Eingemeindung der Fildergemeinden, darunter Vaihingen, Möhringen und Plieningen. Das Stuttgarter Stadtgebiet würde sich dadurch verdoppeln und wie heute bis an die Autobahn reichen. Die Technischen Beiräte stimmen dem geplanten Bau des Stuttgarter Hafens im Neckartal zu. Tatsächlich gebaut wird der Hafen erst von 1954 an.

Wegen der winterlichen Witterung gibt es Probleme beim Ausliefern von Kohle und Brennholz. Insgesamt wird etwa ein Fünftel weniger geliefert als zuvor bestellt wurde. 13 000 Haushalte hätten erfolgreich um Nachlieferung gebeten, so der Oberbürgermeister Karl Strölin.

„Für die Dauer des Krieges“ gibt die Stadtverwaltung mehrere Hektar unbebautes Land frei. Darauf sollen Gemüse, Kartoffeln und andere Lebensmittel angepflanzt werden. Das verändert das Stadtbild bis Sommer teilweise erheblich.

22. bis 28. Februar: Casa d'Italia eröffnet

An vielen Lebensmitteln herrscht Mangel. Die Stadtverwaltung weist deshalb wiederholt darauf hin, dass solche Waren nicht nur beim Laden um die Ecke gekauft werden können – sondern, gegen Abgabe entsprechender Bezugsscheine, bei jedem Händler. Allerdings ist es damals üblich, bestimmte Waren nur an Stammkunden abzugeben. Derweil erlässt das das Reichsernährungsministerium die Aufforderung, die Gemüseanbaufläche im Reich um ein Viertel auszuweiten.

In der Silberburgstraße eröffnet die „Casa d’Italia“. Italien und das Deutsche Reich kämpfen im Krieg gemeinsam. Das Haus soll allen Italienern „zur Stärkung ihres Nationalgefühls“ dienen. Solche Treffpunkte für die Italiener im Ausland errichtet der italienische Staat damals in vielen Städten.

1. bis 7. März: Kickers schlagen VfB und werden Meister

Mit einem 2:1 gegen den VfB Stuttgart werden die Stuttgarter Kickers zum 26. Mal Württembergischer Fußballmeister. Mit 7500 ist die Zuschauerzahl in der „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ allerdings eher bescheiden.

Auch Sporttreibende müssen sich einschränken. Auswärtige Sportveranstaltungen sowie Lehrgänge sind nur noch möglich, wenn sie höchstens 50 Kilometer von Stuttgart entfernt stattfinden.

Geflügelhalter müssen Eier an die Stadt abliefern – 1942 sind es 60 Stück je Henne oder Ente. Pro Haushaltsangehörigem sind jedoch für den Eigenbedarf die Eier von anderthalb Hennen oder Enten davon ausgenommen.

8. bis 14. März: Robert Bosch ist tot

Der Stuttgarter Ehrenbürger und Gründer der gleichnamigen Firma, Robert Bosch, verstirbt am 12. März in Stuttgart. Er erhält ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof.

Die Stadt Stuttgart zählt 1942 mehr als 900.000 Obstbäume. Deshalb gründet sie als erste deutsche Großstadt ein Obstbauamt.

Die Eingemeindung von Hohenheim wird beschlossen. Verantwortlich sind der Stuttgarter Oberbürgermeister Strölin und der Universitätsrektor Zimmermann.

15. bis 21. März: Filderorte kommen zu Stuttgart

Die Eingliederung von Vaihingen, Möhringen, Plieningen, Birkach und Stammheim ist beschlossene Sache, auch die Uni Hohenheim wird Teil des Stadtgebiets. Als Gegenleistung sollen die Fildergemeinden ein neues Krankenhaus bekommen.

Die Bevölkerung bezieht Obst immer öfter direkt vom Erzeuger. Das will die Verwaltung unterbinden. Zudem soll viel weniger Most produziert werden, damit das Obst gegessen werden kann.

Robert Bosch erhält ein Staatsbegräbnis. Aus dem In- und Ausland gehen so viele Kranzbestellungen ein, dass etliche Blumengeschäfte den Kundenverkehr vorübergehend einstellen.

22. bis 28. März: KZ-Strafe für Osterreise mit der Bahn

Das Regime will Reisen „zum Vergnügen“ unterbinden, jedenfalls sofern sie mit der Reichsbahn stattfinden. Anlässlich der Ostertage und des anbrechenden Frühlings erinnert Propagandaminister Joseph Goebbels daran, dass in solchen Fällen Strafe oder sogar Konzentrationslager drohten.

Mit den wärmeren Temperaturen werden Beschränkungen für den Gasverbrauch aufgehoben. Auch die Kohlevorräte der Stadt reichen nun wieder für drei Wochen.

Die Eingemeindung der Fildergemeinden zum 1. April findet heimlich, still und leise statt. Die Bevölkerung solle davon nichts mitbekommen, sagt der Bürgermeister Hirzel. Weder eine öffentliche Feier noch ein Bericht in der Zeitung sei erlaubt.

Im Universum-Kino auf der Königstraße läuft der erste deutsche Farbfilm: „Frauen sind doch bessere Diplomaten“, ein Musikfilm mit Marika Rökk in der Hauptrolle.

29. März bis 4. April: Frühlingsfest startet

In seinem regelmäßigen Bericht zur Stimmung der Bevölkerung schreibt der Präsident des Oberlandesgerichts Otto Küstner, dass die Lage insgesamt relativ entspannt sei. Wegen der vielen Einberufungen sei die Personaldecke in der Verwaltung mittlerweile dünn. Er empfiehlt, den verbliebenen Beamten Urlaub zu gewähren, weil sonst „sicher zahlreiche Beamte gezwungen wären, ein ärztliches Zeugnis vorzulegen“.

Schnell- und Eilzüge dürfen nur mit einer Zulassungskarte benutzt werden. Für die wenigen verbliebenen Pkw treten Regeln in Kraft, mit denen alle nicht kriegswichtigen Fahrten unterbunden werden sollen.

Die wenigen verbleibenden Wohnungen, in den Juden leben, werden Anfang April mit einem Judenstern gekennzeichnet.

Am 4. April startet auf dem Cannstatter Wasen das zweiwöchige Frühlingsfest.

5. bis 11. April: Neckartal künstlich vernebelt

In der ersten Aprilhälfte gastiert der Zirkus Busch in der Stuttgarter Stadthalle in der Neckarstraße – heute hat hier der SWR sein Funkhaus. Der Zirkus existiert seit dem 19. Jahrhundert, Zirkusse mit dem Namen Busch gibt es bis heute in Deutschland.

Wie schon heute finden die Wochenmärkte dienstags, donnerstags und samstags statt. Derweil ändert sich die Zuteilung der Lebensmittel: es gibt weniger Brot, Fleisch und Fett, dafür aber mehr Käse.

Am 10. April wird das Neckartal probeweise künstlich vernebelt. Damit sollen Industrieanlagen etwa von Daimler vor Luftangriffen geschützt werden. Der Nebelstoff ist noch nicht ausgereift; es entstehen große Schäden an der Vegetation.

12. bis 18. April: Mehr Fahrgäste in der Straßenbahn

Die Stuttgarter Straßenbahnen geben bekannt, dass sie im ersten Quartal fast zehn Prozent mehr Fahrgäste befördert haben als im selben Vorjahreszeitraum.

Das kulturelle Leben läuft auch im Krieg weiter. In der Liederhalle spielen die Pianisten Walter Gieseking und Edwin Fischer, im Kleinen Haus des Staatstheaters wird „Christian de Wet“ von Arnold Krieger uraufgeführt. Der Schriftsteller Otto Rombach liest aus seinem Roman „Der junge Herr Alexius“.

 

19. bis 25. April: Kinderwagenverbot in der Markthalle?

Fast 4900 Stuttgarter Mädchen und Jungen im Alter von zehn Jahren werden in die Hitlerjugend aufgenommen. Als Teil des „Jungvolks“ sind sie zu acht Jahren Jugenddienst verpflichtet.

Der Geburtstag Adolf Hitlers wird mit einer Galavorstellung des „Meistersinger von Nürnberg“ im Opernhaus gefeiert. Die viereinhalbstündige Oper wurde von Hitlers Lieblingskomponist Richard Wagner geschrieben.

Es wird ein Kinderwagenverbot für die häufig überfüllte Markthalle diskutiert. Der Frauenbeirat lehnt das aber ab, weil Hausfrauen für ihre Einkäufe sehr lange unterwegs seien und die Kinder oftmals nicht anders betreut werden könnten. In der Ratsherrensitzung wird geklagt, dass es in der Markthalle an vielen Ständen gar nichts zu kaufen gebe – auch, weil Ware für Stammkunden zurückgelegt werde.

Um die Ernährungslage zu verbessern, werden Führungen zum Ernten von Wildgemüse organisiert. 

26. April bis 3. Mai: Sperrstunde um 23 Uhr

Am 26. April werden die letzten jüdischen Kinder Stuttgarts vom Killesberg aus ins polnische Izbica deportiert. Insgesamt werden 278 Menschen verschleppt. Zur selben Zeit öffnet der Höhenpark Killesberg wieder für Besucher. Gut ein Zehntel des Geländes ist mit Gemüse bepflanzt worden. Damit soll Nahrung für Krankenhäuser und Kinderheime produziert werden. In den Gaststätten gibt es montags und donnerstags derweil vegetarische „Feldküchentage“.

In seinen regelmäßigen Berichten an den Reichsjustizminister schreibt der Generalstaatsanwalt von einer „grimmigen Entschlossenheit“ der Bevölkerung. Er notiert aber auch die „starke Beunruhigung“ über die deutlich gekürzten Lebensmittelrationen. Es mangele an Arbeitskräften und der protestantische Teil der Bevölkerung sei verärgert über die Kirchenpolitik.

Zum 1. Mai müssen Gaststätten um 23 Uhr schließen. Der Maifeiertag wird auf den Samstag gelegt, Verwundete sowie Rüstungsarbeiter können kostenlosen Vorführungen in den Theatern beiwohnen.

 

 

4. bis 10. Mai: Der erste schwere Bombenangriff

Bomben des vierten Luftangriffs fallen am 5. Mai auf Stuttgart, sie treffen die Stadtbezirke Zuffenhausen und Bad Cannstatt. 13 Menschen kommen ums Leben, 37 werden verletzt. Oberbürgermeister Karl Strölin sagt, dieser Angriff sei der Beweis, dass feindliche Bomber durchaus die Stadt Stuttgart orten können und deshalb mit weiteren Luftangriffen gerechnet werden müsse.

Aus rund 36 000 Betrieben werden zehn neu als Musterbetriebe und 70 mit dem Gaudiplom für hervorragende Leistungen in der Arbeitskammer Württemberg ausgezeichnet. Dieses Abzeichen verleiht die Deutsche Arbeiterfront, um den Ausbildungsablauf, die Ausbilder und die Zusammenarbeit mit der Hitlerjugend zu würdigen.

Fritz Mader, Gauwart der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude, wird Professor an der Akademie der bildenden Künste. In der Stadthalle singen rund 3000 Mitglieder des Schwäbischen Sängerbundes für das Deutsche Rote Kreuz.

Im ersten Spiel der Vorrunde zur deutschen Fußballmeisterschaft scheiden die Stuttgarter Kickers gegen die SS-Sportgemeinschaft Straßburg mit einer 0:2 Niederlage aus.

11. bis 17. Mai: Der Feiertag entfällt – Stadtlauf mit 700 Teilnehmern

Für die Opfer des Luftangriffs vom 5. Mai findet die Beisetzungsfeier in der Horst-Wessel-Turnhalle in Zuffenhausen statt. Der Kreisschulungsleiter Hilburger zitiert in seiner Ansprache die Hitlerworte: „In der Hingabe des eigenen Lebens für die Existenz der Gemeinschaft liegt die Krönung allen Opfersinns“.

Die Versorgungslage spitzt sich zu. Verbraucher können nur etwa ein Fünftel ihres Bedarfs an Gemüse decken. Der Oberbürgermeister Karl Strölin bittet den Polizeipräsidenten und örtlichen Luftschutzleiter um Verbesserung der Vernebelungseinrichtungen. Diese wurden im Neckartal eingerichtet, um vor Luftangriffen zu schützen. Nach einem missglückten Vernebelungsversuch vom 10. April seien etwa 300 Schadensersatzansprüche von Gemüse- und Obstbauern zu erwarten, sagt OB Strölin.

Der Feiertag Christi Himmelfahrt wird von Donnerstag auf Sonntag verschoben, um unter der Woche notwendige Produktionen für den Krieg aufrecht zu erhalten.

Schülern ist ab sofort der Eintritt in das Cannstatter Mineral-Schwimmbad wegen Überfüllung an Samstagnachmittagen untersagt. Zu dieser Zeit besuchen viele Arbeiter der Rüstungsindustrie das Schwimmbad. Hinzu kommen Luftschutzmaßnahmen, die getroffen werden sollen, für den städtischen Besitz wie Brunnen und Denkmäler, für Gebäude der Kirchengemeinde und für staatliche Gebäude wie die Staatsgalerie und den Hauptbahnhof.

Der Volksdeutsche Schrifttumspreis der Stadt der Auslandsdeutschen Stuttgart wird an Egon Rakette für seinen Roman „Planwagen“ verliehen. Wilhelm Kempff spielt in der Liederhalle und rund 700 Läufer treten beim Stuttgarter Stadtlauf an. Außerdem findet ein Amateurstraßenrennen rund um Stuttgart statt.

18. bis 24. Mai: Boxkampf in der Stadthalle – wohin mit 10 000 Arbeitern?

Die Frühjahrsschau des Künstlerbunds Stuttgart wird eröffnet. Der Vorsitzende Zeitler würdigt die Bedeutung Stuttgarts als Kunststadt. In der Förderung künstlerischer Arbeit stehe die Stadt mit an erster Stelle im Reich, sagt Zeitler. Oberbürgermeister Strölin stiftet zehn Künstlern die Reise- und Aufenthaltskosten eines dreitägigen Besuchs der „Großen Deutschen Kunstaustellung“ in München.

Der Reichserziehungsminister Bernhard Rust veröffentlicht reichsweite Richtlinien zur Versetzung von Schülern höherer Schulen. In die nächste Klasse kommen demnach nur Schüler, die den allgemeinen Anforderungen genügen und Leistungsbereitschaft sowie Mitarbeit zeigen. Wer in Deutsch und Geschichte gleichzeitig „versagt“, werde nicht versetzt.

Derweil diskutieren die Technischen Beiräte über die Unterbringung von weiteren 10 000 ausländischen Arbeitern in Stuttgart – möglicherweise Zwangsarbeiter. Für Reparaturen, die nach Kriegsende anfallen, strebt der Haus- und Grundbesitzerverein eine steuerfreie Rücklage an, da auch im vergangenen Jahr die Senkung der Hypothekenzinsen angehalten hat.In der Stuttgarter Stadthalle in der Neckarstraße findet ein wichtiger Boxkampf statt. Neuer Europameister im Mittelgewicht der Berufsboxer ist Jupp Besselmann aus Köln. Er gewinnt nach Punkten gegen den Italiener Mario Casadei. Wo damals die Stadthalle stand, hat heute der SWR im Funkhaus seinen Sitz.

25. bis 31. Mai: Sport und Ernteeinsatz

Ende Mai 1942 geht es in der vom Staat gelenkten Zeitung „NS-Kurier“ mehrfach um Jugendliche. Ein wichtiges Thema: die vierwöchigen Ernteeinsätze auf Höfen in Württemberg, zu denen Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 15 bis 17 Jahren eingeteilt sind. Weil auf dem Land Arbeitskräfte fehlen, müssen Jugendliche aushelfen.

„Die Arbeit beim Bauern richtet sich nach der körperlichen Einsatzfähigkeit“, heißt es im „NS-Kurier“. Zudem werde die Unterbringung der Jugendlichen kontrolliert – ob es „gute Waschgelegenheiten“ gebe und ob wie vorgeschrieben Jungen und Mädchen getrennt untergebracht seien und zudem nicht mit „ausländischen Arbeitskräften“ ein Quartier teilen, also beispielsweise Zwangsarbeitern. Um die Verpflegung kümmere sich der jeweilige Landwirt, man esse auch am gleichen Tisch wie die Bauersfamilie. Dennoch ist manchen Eltern offenkundig mulmig bei der Sache, sonst würde in der Zeitung nicht darauf hingewiesen, „dass die Eltern beruhigt sein können“.

Zugleich finden am letzten Maiwochenende die deutschlandweiten „Reichssportwettkämpfe“ der Hitlerjugend (HJ) statt, bei denen das „Reichssportabzeichen“ errungen werden konnte. Allerdings nehmen an diesem Mannschaftswettbewerb trotz erheblichen Drucks auf die HJ-Ortsgruppen schließlich nur etwas mehr als die Hälfte der infrage kommenden HJ-Mitglieder teil – auch das eine Folge des Krieges.

1. bis 7. Juni: Sparen und Metall spenden

Anfang Juni ist der Krieg weiter im Alltag der Stuttgarter Bevölkerung präsent. Der Umfang der Stuttgarter Zeitungen wird reduziert – „aus kriegswirtschaftlichen Gründen“, wie es in der Zeitung heißt. Zudem wird wie davor schon Christi Himmelfahrt auch das Fronleichnamsfest vom Donnerstag auf den nachfolgenden Sonntag verlegt, um einen zusätzlichen Arbeitstag zu gewinnen.

Das städtische Wirtschaftsamt fordert die Bevölkerung indes erneut auf, Kupferdächer und Gebäudeteile aus Kupfer zu melden. Neben Kirchenglocken sollen auch Metalle aus Privathaushalten für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen werden.

Um der Wohnungsnot Herr zu werden, schafft die Stadt weitere Altersheimplätze. Rund 200 ältere Menschen sind zwischen 1939 und Frühjahr 1942 aus ihrer Wohnung in ein Altersheim gezogen.

8. bis 14. Juni: Umgang mit dem Tod

Viele Männer sind im Krieg – was ist, wenn sie fallen? Die Frauen gefallener Soldaten können eine Namensänderung beantragen. Der Mädchenname kann mit einem Bindestrich an den Namen des Mannes angefügt werden.

Zudem stellt sich die Frage nach Trauerkleidung. Ausschließlich Ehegatten oder Eltern des Verstorbenen erhalten entsprechende Kleidungsstücke. ohne dass dies auf die Kleiderkarte angerechnet wird – auch bei Bekleidung hat der Staat längst auf Planwirtschaft umgestellt. Geschwister von Verstorbenen erhalten nur dann eine Trauerkleidung, wenn sie mit dem oder der Verstorbenen im selben Haushalt gelebt haben.

Derweil erklären die Stuttgarter Straßenbahnen, dass Fahrräder nun endgültig von der Beförderung ausgeschlossen sind. Dies gelte mindestens bis Kriegsende.

15. bis 21. Juni: das Schillerdenkmal wird abgebaut

Mitte Juni wird in den Stuttgarter Zeitungen verkündet, dass alle jüdischen Schulen in Deutschland geschlossen werden. Zwei Wochen später schließt die jüdische Schule im Hospitalviertel endgültig.

410 Staatsbürger treffen am Hauptbahnhof ein. Sie waren im Austausch gegen amerikanische Staatsbürger zunächst nach Lissabon gebracht worden und erhalten im Stadtgartensaal (heute Universitätsgelände) einen prunkvollen Empfang. Stuttgart trägt im Dritten Reich den Titel „Stadt der Auslandsdeutschen“.

In dieser Woche wird außerdem das Schillerdenkmal am Schillerplatz abgebaut – aus Angst vor einer Zerstörung im sich andeutenden Luftkrieg. Das Denkmal wird im Wagenburgtunnel eingelagert und übersteht den Krieg unbeschädigt.

Die Müllabfuhr kommt auch wegen des kriegsbedingten Personalmangels fortan nur noch einmal die Woche. Auch bei der Lebensmittelversorgung muss sich die Bevölkerung umstellen: Erzeuger dürfen Obst und Gemüse nicht mehr direkt verkaufen, sondern bei Sammelstellen abliefern. Von dort wird sie per Verbraucherausweis an die Bürgerinnen und Bürger verteilt.

In Bad Cannstatt findet derweil das sechste Mozartfest statt. Musiziert wird unter anderem im Kurpark und in Schloss Rosenstein.

22. bis 28. Juni: kein Eis für Jugendliche

Am 22. Juni trifft in Stuttgart der zweite Sonderzug mit Deutschen ein, die Amerika infolge der Kriegserklärung verlassen mussten.

Die Versorgung der Bevölkerung ist immer wieder ein Thema. Durch zwei neue Bestimmungen wird sie nicht erleichtert. So sprechen sich die Eingesetzten Beiräte für Frauenangelegenheiten dafür aus, „Kleinverbraucher“ nicht mehr in die Markthalle einzulassen – um den Ärger zu vermeiden, der bei der (bevorzugten) „Bedienung sogenannter Stammkundschaft“ entstehe, so ein Zeitungsbericht.

Unbegleitete Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nach einem Verbot des Innenministeriums zudem kein Speiseeis mehr kaufen.

29. Juni bis 5. Juli: Die Ferien beginnen – wenn ...

Die Mangelversorgung erfasst Ende Juni 1942 auch das Uhrmachergewerbe. Der Zeitung ist zu entnehmen, dass künftig bestimmte Gruppen ihre Uhren bevorzugt (beziehungsweise überhaupt) reparieren lassen dürfen. Dazu zählen Wecker der Mitarbeiter von Post, Bahn und Schifffahrt sowie von Rüstungsarbeitern und Kriegsversehrten. Soldaten und Rot-Kreuz-Schwestern dürfen darauf hoffen, dass ihre Taschen- und Armbanduhren repariert werden. Händler sind bei Strafandrohung dazu verpflichtet, den Status ihrer Kunden zu prüfen.

Zu einer Geldstrafe ist eine Händlerin verurteilt worden, die zwei Soldatenfrauen keine Orangen verkaufen wollte – weil diese nicht zu ihrer Stammkundschaft gehören. Immer wieder wird 1942 über das Problem diskutiert, dass bestimmte Händler nur bestimmten Kunden ihre meist knappe Ware verkaufen.

Am 4. Juli beginnen die Sommerferien – aber nur für jene Schüler, bei denen wegen Kohlemangels der Unterricht im Winter für maximal vier Wochen ausgefallen ist. Schüler mit längerem Unterrichtsausfall dürfen erst am 18. Juli in die Ferien – in denen zahlreiche Schüler zu Ernteeinsätzen aufs Land geschickt werden.

6. bis 12. Juli: Die jüdische Schule schließt

Anfang Juli schließt die jüdische Schule im Hospitalviertel endgültig ihre Pforten – so wie alle anderen jüdischen Schulen in Deutschland. Es gibt zu dieser Zeit infolge der Auswanderung und Deportation jüdischer Familien kaum mehr Schüler, die dort zur Schule gehen könnten.

Der Zugverkehr ist im Sommer 1942 erheblich eingeschränkt. Weil weniger Reisezüge verkehren, schränkt die Reichsbahndirektion auch die Beförderung von Fahrrädern bis mindestens Ende September 1942 deutlich ein.

Auf dem Reichsgartenschaugelände am Killesberg wird eine „Nationale Schau der Slowakei“ eröffnet. Ein slowakisches Dorf samt Weinschenke wird nachgebildet und ist offenbar ein Anziehungspunkt für viele Stuttgarter. Ungefähr 15 000 Sportfans zieht es am 12. Juli ins Stadion, damals „Adolf-Hitler-Kampfbahn“. Dort gewinnt die Polizeimannschaft Magdeburg das Finale der Feldhandball-Meisterschaft gegen Mannheim-Waldhof.

13. bis 19. Juli: Der Landesbischof protestiert

Mitte Juli werden weitere 49 Juden deportiert. Sie müssen sich im Israelitischen Gemeindehaus in der Hospitalstraße sammeln und werden von dort ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht.

Ein häufiges Streitthema in dieser Zeit ist der Umgang mit der Kirche. Der Landesbischof Theophil Wurm, einer der engagiertesten kirchlichen NS-Kritiker, protestiert gegen die württembergische Schulpolitik. Demnach werde der Religionsunterricht gegenüber dem nationalsozialistisch geprägten „Weltanschauungsunterricht“. Wurms Wohnhaus in der Silberburgstraße 187 steht bis heute. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass an dieser Stelle bis zu 7000 Menschen gegen Wurms zeitweilige Absetzung durch die Nazis 1934 demonstrierten.

Am Wochenende 17. bis 19. Juli 1942 finden die sogenannten Kampfspiele der württembergischen Hitlerjugend statt. Dafür reisen laut einem Zeitungsbericht 2800 Jungen und Mädchen nach Stuttgart. Solche Sportwettbewerben werden in verschiedene Disziplinen ausgetragen, darunter Leichtathletik, Ballspiele, Radfahren und Gymnastik, aber eben auch Schießen. Der militärische Zweck solcher Wettkämpfe wird regelmäßig herausgestellt.

20. bis 26. Juli: Keine Zeit für Gottesdienste?

Der evangelische Landesbischof Theophil Wurm beschwert sich beim Reichskirchenministerium, dass die Bevölkerung kaum mehr Zeit für einen Gottesdienstbesuch habe. Sonntagvormittage seien gefüllt mit „Wehrdienst, Feuerwehrübungen, Luftschutzübungen, Straßensammlungen, Parteiversammlungen aller Art, Jugendweihe- und Lebensweihefeiern, Filmveranstaltungen, Preisschießen, sportlichen Veranstaltungen und anderem mehr“. Auch Veranstaltungen der Hitlerjugend fänden oft sonntagvormittags statt.

Im Raum Stuttgart sind im Laufe des Jahres 120 Hektar Anbaufläche für Obst und Gemüse dazugekommen – eine Reaktion auf die angespannte Versorgungslage.

Die Arbeitsämter zeigen sich über die „äußerst einseitigen“ Berufswünsche der Jugendlichen besorgt. In einer „Aufklärungsaktion“ wird Jungen eine Ausbildung in der Bau- und Textilbranche sowie Mädchen der Weg in erzieherische und pflegerische Berufe nahegelegt. Dies allerdings mit Blick auf die Zeit nach dem Krieg, denn zunächst werden etliche Jugendliche für ein zweites Jahr im Reichsarbeitsdienst zwangsverpflichtet. Im Kriegsjahr 1942 bedeutete dies beispielsweise, unweit der Front beim Bau von Militäranlagen mitzuhelfen.

27. Juli bis 2. August: Wohnungsnot in Stuttgart

In einem Interview mit dem „Tagblatt“ gesteht Karl Ungerer ein, dass mehr als 5000 Familien aktuell keine Wohnung haben. Der Vorstand des Wohnungs- und Siedlungsamts appelliert an Ein- und Zwei-Personen-Haushalte mit mehr als fünf Zimmern, solche Familien bei sich aufzunehmen.

Die Sommerferien haben begonnen. Auch wenn unklar ist, wie viele Stuttgarter in dieser Zeit überhaupt noch verreisen können: der „NS-Kurier“ weist darauf hin, dass es verboten ist, Freunden oder Nachbarn Milchkarten zu überlassen.

Der Feldzug gegen die Sowjetunion wirkt sich auch auf Stuttgart aus. 120 Führungspersonen der Hitlerjugend reisen für mehrere Wochen in die von der Wehrmacht besetzten osteuropäischen Gebiete. Sie sollen vor Ort Jugendliche auswählen, die später in ihrem Dorf Führungsaufgaben übernehmen können. Zugleich vermerkt die Stuttgart-Chronik die offenbar ungewöhnlich hohe Zahl von 16 im „NS-Kurier“ erschienenen Todesanzeigen für gefallene Soldaten.

3. bis 9. August: Das „Olgäle“ feiert, Studenten müssen arbeiten

Am 8. August feiert das Olgahospital sein 100-jähriges Bestehen. Die Stadtverwaltung spendet aus diesem Anlass einen Geldbetrag zur Wiederrichtung eines „Freibettenfonds“ für sozial Schwache. Damals befindet sich das „Olgäle“ noch am alten Standort in Stuttgart-West zwischen Schloss-, Hasenberg- und Senefelderstraße. Heute befindet sich dort eine Wohnbebauung.

In den Zeitungen wird derweil vor dem Anfassen von Bombensplittern gewarnt, die an mehreren Stellen im Stadtgebiet herumliegen. Diese könnten, sofern es sich um Brandbomben handelt, giftigen Phosphor enthalten. Die alliierten Bomber warfen neben Spreng- auch Brandbomben auf deutsche Städte, etwa um die hölzernen Dachstühle in Brand zu setzen.Die Semesterferien entfallen für rund 1000 Studierende im Gau Württemberg-Hohenzollern weitgehend. Sie sind für acht Wochen Dienst in der Rüstungsindustrie zwangsverpflichtet. Neben den Studierenden müssen auch ältere Schüler in den Ferien arbeiten, etwa als Erntehelfer.

10. bis 16. August: Ferien im HJ-Lager

Junge Menschen haben im Krieg kaum Anspruch auf echte Ferien oder Urlaub. Der „NS-Kurier“ verlautbart, dass Jugendlichen mindestens zwölf Tage Urlaub zustünden. Allerdings sei auf Anordnung des „Führers“ Adolf Hitler dieser Urlaub für den Aufenthalt in einem „Wehrertüchtigungslager“ der Hitlerjugend zuzubringen.

Am 15. August nimmt das kulturelle Leben wieder Fahrt auf. Das Staatstheater führt zum Beginn der neuen Spielzeit Schillers „Wallenstein“ auf, in der Liederhalle spielen das italienische Luftwaffen-Orchester und das Musikkorps der deutschen Luftwaffe. Auf dem Cannstatter Wasen schlägt der Zirkus Helene Hoppe seine Zelte auf.

Per Erlass bereitet die Gestapo eine weitere, für 22. August geplante Deportation von Juden aus Stuttgart sowie weiteren württembergischen Gemeinden vor. Von der als „Evakuierung“ bezeichneten Aktion ist niemand ausgenommen, auch nicht alte oder gebrechliche Menschen. Die Betroffenen dürfen nur einen Koffer oder Rucksack mitnehmen, aber keine Wertsachen.

17. bis 23. August: Wohnheim für Frauen – Deportation von Juden

Am 22. August werden mehr als 1000 jüdische Bürger aus ganz Württemberg vom Sammellager Killesberg aus nach Theresienstadt (Tschechien) deportiert.

Ein polnischer Arbeiter wird wegen Geschlechtsverkehrs mit einer Deutschen zum Tode verurteilt. Durch die zunehmende Zahl von „Ostarbeitern“ in Stuttgart häufen sich die Kontakte mit einheimischen Frauen. Sie werden wie auch in diesem Fall drastisch geahndet.

Am 20. August ist ein städtisches Wohnheim in der Wernlinstraße 6 (nahe Hölderlinplatz) bezugsfertig. Die Einzelzimmer sind für alleinstehende, oftmals ältere Frauen gedacht, die ihre Wohnung aufgegeben haben, etwa um größeren Familien Platz zu machen. Das Gebäude steht bis heute, vor einigen Jahren waren hier Flüchtlinge untergebracht.

24. bis 30. August: Bombenangriff auf Dinkelacker

Die Daimler-Benz AG hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Wilhelm Haspel folgt auf den unter bis heute nicht geklärten Umständen verstorbenen Wilhelm Kissel. Haspel war nicht Mitglied der NSDAP und wurde wegen seiner Ehe mit einer sogenannten „Halbjüdin“ von den Nazis angefeindet. Dennoch trägt der Konzern weiter zur Rüstungsproduktion bei. Haspel bekleidet das Amt bis zu seinem Tod im Januar 1952.

Am frühen Morgen des 29. August trifft ein Luftangriff die Brauerei Dinkelacker. Weil nur ein einzelner britischer Bomber angreift, entsteht lediglich Sachschaden. Vermutlich hielt der Bomber das Brauereigelände für einen Rüstungsbetrieb.Zum 30. August wird der „Selbstwähldienst“ zwischen Stuttgart und dem Raum Ludwigsburg aufgenommen. Künftig kann man auch ohne vorherigen Anruf bei der Vermittlung direkt zwischen diesen Kreisen telefonieren.

31. August bis 6. September: Straßenbahnen nur noch bis 23 Uhr

Der Luftschutz spielt zunehmend ins Leben der Bevölkerung hinein. Längst werden Bunker und Stollen gegraben. Die letzten Straßenbahnen fahren von September an um 23 Uhr vom Schlossplatz ab, Sperrstunde für Gaststätten ist um 22.30 Uhr. Die Oberleitungen der elektrisch betriebenen Bahnen schlagen Funken, was möglicherweise angreifenden Flugzeugen Orientierung bietet.

Am 6. September findet in Schloss Rosenstein ein „Tag der schwäbischen Musik“ statt. Das Freund-Quartett spielt Stücke der zeitgenössischen Stuttgarter Komponisten Erich Ade, Willy Fröhlich und Hugo Herrmann. Das Schloss dient nicht nur als kammermusikalische Konzertbühne, sondern beheimatet auch die – 1942 aber nur noch spärlich genutzte – Weltkriegsbibliothek.

Die Stadt gibt bekannt, dass Gas-, Strom- und Wasserzähler nur noch viermal im Jahr abgelesen werden – weil Personal fehlt.

7. bis 13. September: neues Warnsignal

Der Verkauf des Stuttgarter Wein des Jahrgangs 1942 wird weitgehend zentralisiert. Sowohl die Wengerter als auch Weinhändler werden verpflichtet, bestimmte Mengen abzugeben – offenbar, weil befürchtet wird, dass der Wein sonst weitgehend unter der Hand verteilt wird. Nur wer nachweislich Stammkunde ist, darf seinen Wein noch direkt beim Wengerter kaufen.

Die Stuttgarter Bevölkerung muss ein neues Sirenensignal lernen. Die sogenannte „öffentliche Luftwarnung“ deutet an, dass feindliche Flugzeuge im Anflug sind, allerdings mit Angriffen nicht gerechnet wird. Die Luftwarnung besteht aus einem dreimal wiederholten, hohen Sirenenton von je etwa 15 Sekunden Länge.

14. bis 20. September: Schuhe nur noch gegen Bezugsschein

Schon im Frühjahr gab es Schuhe nur noch gegen Bezugsschein, seit 15. September gilt das für alle Straßen-, Turn- und Hausschuhe, ebenso für Babyschuhe bis Größe 22. Nur noch Holzschuhe können regulär gekauft werden. Was das heißt, verdeutlicht der Bescheid eines Stuttgarters, den uns dessen Nachfahren geschickt haben. Der Antrag auf ein Paar Halbschuhe wird vom Wirtschaftsamt abgelehnt, „weil Ihr Bestand an Schuhen den heutigen Kriegsverhältnissen entsprechend als ausreichend gilt und … Sie schon 2 Bezugsscheine für Straßenschuhe erhalten haben“.

In einem Bericht über die Gesundheit der Stuttgarter Schüler heißt es, dass das Durchschnittsgewicht wegen mangelnder Ernährung um bis zu zwei Kilo geringer ist, auch die Körpergröße liege ein bis zwei Zentimeter unter dem Durchschnitt.

Das Semester der „Volksbildungsstätte“ im Gustav-Siegle-Haus (heute Volkshochschule) beginnt mit einem Vortrag zum „Ostraum in der deutschen Geschichte“. In der Liederhalle singt der österreichische Tenor Julius Patzak, begleitet von Hubert Giesen am Klavier. Der Geiger Siegfried Borries und das Landesorchester spielen zum Ende der Kursaison im Kurverein Bad Cannstatt.

 

21. bis 27. September: Trauergottesdienst für den eigenen Sohn

Die Stuttgarter erhalten für ihre Bezugsscheine mehr Kartoffeln: 4,5 statt wie bisher 3,5 Kilo pro Woche. In Vaihingen nimmt eine Kinderküche den Betrieb auf. Sie soll erwerbstätige Mütter entlasten.

Es werden weiterhin Propagandavorträge gehalten. In der Volksbildungsstätte (heute VHS) geht es um „Die germanische Sendung in Südosteuropa“, in der Deutsch-Japanischen Gesellschaft um „Geist, Erziehung und Kampfwert des japanischen Heeres“.

Während die 18-jährigen Mädchen und Jungen mit der Parole „Nach der Erziehung die Bewährung“ von der Hitlerjugend in die NSDAP wechseln, sterben junge Erwachsene an der Ostfront. Darunter auch der Sohn des württembergischen Landesbischofs Wurm – der den Trauergottesdienst in der Markuskirche selbst hält.

 

28. September bis 4. Oktober: Stuttgart im Nebel

Ende September wird im Stadtgebiet ein neues Vernebelungsverfahren ausprobiert. Im Frühjahr nahm die Vegetation im Neckartal wegen des giftigen Nebelpulvers starken Schaden, die neue Methode hat weniger starke Nebenwirkungen. Mit der Vernebelung hofft das Regime, feindliche Flieger zu irritieren oder zumindest gezielte Angriffe zu verhindern.

Die Stadt übernimmt die Ehrenpatenschaft für 1600 Kinder aus besonders kinderreichen Familien. Sie sind Ende September zu Sondervorstellungen der Salzburger Max-und-Moritz-Bühne in die Liederhalle eingeladen. Ehrenpatenschaften gibt es bis heute, der Bundespräsident übernimmt sie auf Antrag für das siebte Kind einer Familie.

In der Liederhalle findet eine große Erntedankfeier statt, fast 200 Landwirte erhalten das Kriegsverdienstkreuz. Während der Gauleiter Wilhelm Murr in seiner Rede über den „Wert der eigenen Scholle“ und landwirtschaftliche Autarkie den Bezug zur Nazi-Ideologie herstellt, ist die Zubereitung von Eiern in Gaststätten seit Anfang Oktober selbst dann untersagt, wenn Gäste sie selbst mitbringen. Damit wird ein bereits seit 1940 geltendes Verbot ausgeweitet. Zum Einsatz kommen stattdessen Ersatzprodukte wie das in Stuttgart hergestellte Milei.

5. bis 11. Oktober: Zu kurze Röcke?

Zahlreiche vor allem ältere Stuttgarterinnen und Stuttgarter sorgen sich um den Wert des Papiergelds. Das geht aus einem Lagebericht des Sicherheitsdienstes hervor. Demnach häufen sich entsprechende Anfragen bei den Stuttgarter Banken. Die Inflation der 1920er Jahre ist damals vielen noch sehr präsent, zudem verliert Geld für Konsumenten an Bedeutung – weil es 1942 viele Waren nur gegen Bezugsschein gibt.

Bei einer Modeschau der Damenschneiderinnung Stuttgart werden neue Modelle unter anderem für längere Röcke präsentiert. Mehrere Leserinnen wenden sich an den „NS-Kurier“ und schreiben, dass wegen des Stoffmangels doch eher kürzere Röcke angebracht seien. Ein Redakteur antwortet in dem Blatt, „daß keine Schöne ins Konzentrationslager abgeführt wird, die ihren Rock in alter Frische und Kürze weiter durch diese Zeit trägt“.

12. bis 18. Oktober: Bucheckern statt Kaffee

Im Kino Universum auf der Königstraße unweit des Hauptbahnhofs wird ein Film über das Leben des Reichskanzlers Otto von Bismarck erstaufgeführt. Er heißt „Die Entlassung“ und wurde mit dem Prädikat „Film der Nation“ versehen. Er wird unmittelbar nach dem Krieg verboten und erscheint 1952 in einer gekürzten Fassung neu.

In Bad Cannstatt stoßen zwei Züge zusammen. Bei dem Unfall sterben zehn Menschen und 40 Passagiere werden schwer verletzt.

In Stuttgart sammeln Schüler und Mitglieder der Hitlerjugend Bucheckern, also die Früchte der Rotbuche. Sie werden zu Öl gepresst, an Tiere verfüttert oder als Kaffeeersatz verwendet. Wer privat sammelt, kann fünf bis zehn Kilo Bucheckern gegen ein Kilo von ansonsten rationierter Margarine oder Speiseöl eintauschen. Wochenmärkte finden derweil nur mehr dienstags und samstags statt.

 

19. bis 25. Oktober: Mehr Brot für die Stuttgarter

Seit einiger Zeit ist der Bezug von Schuhen rationiert – nur Holzschuhen gibt es noch ohne Bezugsschein. Unter Leitung des Chefs der Mercedes Schuhfabrik werden alle Betriebe zu einer „Gemeinschaft Schuhe“ zusammengefasst, die Schuhe herstellen, ausbessern und verteilen. So soll der Bedarf besser gedeckt werden.

Die Lebensmittelrationen werden erhöht: nun gibt es 250 Gramm Brot und 50 Gramm Fleisch zusätzlich pro Person. Lebensmittel können in der Regel nur gegen Bezugsschein erworben werden. In Stuttgart wohnende Eltern von Kriegsgefallenen erhalten fortan gegen Antrag eine „Elterngabe“ in Höhe von 300 Reichsmark.

In den Straßenbahnen fehlen Schaffner. Sie werden durch zum Kriegsdienst verpflichtete „Arbeitsmaiden“ aus ganz Deutschland ersetzt. Zum 31. Oktober endet der siebenmonatige Dienst für 140 von ihnen.

26. Oktober bis 1. November: das vorletzte Länderspiel

Im Württembergischen Kunstverein läuft eine Ausstellung mit Werken schwäbischer Künstler. Gezeigt werden Werke von Fritz von Graevenitz, Hans von Heider, Leo Bauer, Julius Koch und anderen.

In einem Bericht über die Gesundheit der Bevölkerung heißt es, dass weniger Kinder und Jugendliche als gut ernährt gelten, dafür steige der Anteil der als „mager“ Eingestuften. Aus der Statistik der AOK geht hervor, dass die Stadtbevölkerung insgesamt gegenüber Krankheiten anfälliger geworden ist.

Am 1. November tritt die Fußball-Nationalmannschaft gegen Kroatien an. Vor 50.000 Zuschauern in der „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ (heute Mercedes-Benz-Arena) gewinnt das Deutsche Reich mit 5:1, Paul Janes absolviert sein siebzigstes Länderspiel. Er wird damit noch auf lange Jahre Rekordnationalspieler bleiben, denn es ist das vorletzte Länderspiel vor Kriegsende. Am 22. November gewinnt das DFB-Team noch 5:2 in der Slowakei, das nächste Länderspiel findet erst 1950 statt.

2. bis 8. November: VfB - Kickers 3:4

1942 werden Treppenhäuser von Einbruch der Dunkelheit an automatisch und durchgängig beleuchtet – zumindest bis Anfang November: Die Technischen Werke beginnen, Zeitschaltuhren einzubauen, die nach drei Minuten das Licht löschen. Der Grund ist die Verdunkelung zum Schutz gegen Luftangriffe.

Der Feiertag am 9. November wird auf Sonntag, 8. November vorgezogen – damit kein Arbeitstag wegfällt. Es wird nicht beflaggt auch fällt kein Unterricht aus.

Im Kronprinzenpalais (heute steht hier das Kunstmuseum) werden zu dieser Zeit Ausstellungen gezeigt. Im November eröffnet eine Ausstellung über den Architekten Christian Friedrich von Leins. Er hat unter anderem den Königsbau und die Villa Berg gebaut. Am Wochenende gibt es einen Vortrag über den Barockmaler Adam Elsheimer.

Der VfB Stuttgart unterliegt den Stuttgarter Kickers im Stadtderby 3:4. Es ist das wichtigste Spiel in der Vorrunde zur württembergischen Fußballmeisterschaft.

 

9. bis 15. November: Kerzen nur für Familien

Die Stadt sucht interessierte Kleingärtner, die auf Brachflächen Kartoffeln und Gemüse anbauen wollen. Das Land wird kostenlos abgegeben. Das Ziel ist, die Ernährungslage zu verbessern.

Das Staatstheater rechtfertigt sich im „NS-Kurier“ für die offenbar zu geringe Zahl von Theatertickets, die in den freien Verkauf gehen. Demnach seien breite Teile des Kontingents für die „Kulturgemeinde“ (heute Kulturgemeinschaft) reserviert. Auch für Hilterjugend und Wehrmacht seien Karten reserviert, darunter Kriegsheimkehrer.

Kerzen gibt es nur noch für Haushalte mit Kindern unter vier Jahren. Ausgegeben werden dürfen höchstens sechs Weihnachts- oder vier Adventskerzen.

16. bis 22. November: Der Hauptbahnhof brennt

Es gibt wieder genügend Kohlen, um Schulen zu beheizen. Deshalb kündigt das Kultusministerium an, dass die Weihnachtsferien verkürzt werden. Sie beginnen am 23. Dezember und enden am 10. Januar.

„Gesunde Lebensführung wird jeder Frau zur Pflicht“, titelt der „NS-Kurier“ in einem Bericht zu einer Ausstellung der Stuttgarter NS-Frauenschaft. Es gibt Schautafeln über die „Gesetze zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, zu „Gattenwahl, Erbgesundheit und Ehetauglichkeit“ – sie übersetzen die Naziideologie in praktische Verhaltensanweisungen.

Am 22. November wird Stuttgart von einem schweren Luftangriff getroffen. Der Hauptbahnhof brennt, auf den Fildern werden Hunderte Häuser zerstört oder schwer beschädigt. 28 Menschen sterben.

23. bis 29. November: breitere Straßen in der City geplant

Der Verkehrswissenschaftler Carl Pirath spricht über „Raumordnung und Verkehrsplanung“. Schon damals wird eine „Auflockerung“ der Innenstadt mit breiteren Straßen und großen Geschäftshäusern geplant. Dafür sollen Teile der Bevölkerung an den Stadtrand umgesiedelt werden. Nach dem Krieg ist Pirath bis zu seinem Tod 1955 am Wiederaufbau Stuttgarts beteiligt.

Der November 1942 verläuft relativ mild. Deshalb werden die Bezugsmengen für Heizstoffe wie Kohle um zehn Prozent gekürzt.

Im Landesgewerbemuseum (heute Haus der Wirtschaft) findet ein Trauerakt für die Opfer des Luftangriffs vom 22. November statt. Vor allem die Filder und der Hauptbahnhof sind betroffen, 28 Menschen sterben.

30. November bis 6. Dezember: 1500 nach Luftangriff ohne Wohnung 

Aus einem Bericht an den Justizminister geht hervor, dass die Stimmung der Bevölkerung „im ganzen betrachtet durchaus als gut bezeichnet werden“ könne. Vor allem die Erhöhung der Lebensmittelrationen sei dafür wichtig gewesen. Allerdings gebe es Sorge wegen der Kriegsentwicklung in Nordafrika.

Hauseigentümer und Garagenbesitzer müssen bei ihnen untergestellte Autos und Krafträder bei der Wehrersatzinspektion melden. Schon zu Kriegsbeginn sind viele Fahrzeuge von der Wehrmacht eingezogen worden.

Nach dem Luftangriff vom 22. November sind mehr als 1500 Personen ohne Wohnung. Um das Problem zu lösen, sollen Singlehaushalte zwangsweise zusammengelegt werden und die auf diese Weise freiwerdenden Wohnungen belegt werden.

7. bis 13. Dezember: Kirche stellt sich gegen Nazi-Unterricht

Der evangelische Landesbischof Theophil Wurm klagt 1942 mehrfach über Angriffe nationalsozialistischer Kulturfunktionäre auf den Religionsunterricht. Er appelliert an die Gemeindemitglieder im Land, auf ihrem Recht auf Religionsunterricht zu beharren und den NS-„Weltanschauungsunterricht“ abzulehnen. Vom Religionsunterricht abgemeldete Kinder würden nicht konfirmiert, droht Wurm.

Der Fußball-Spielbetreib läuft nicht nur in der Gauliga Württemberg weiter. Es finden auch Spiele statt, bei denen sich ganze Städte messen. Das Stuttgarter Team, zusammengesetzt aus Spielern des VfB und der Kickers, unterliegt Frankfurt mit 1:2.

14. bis 20. Dezember: Weihnachtsmarkt trotz Krieg

Bei der Müllabfuhr gibt es eine leichte Verbesserung. Die in den zeittypischen kleinen Tonnen gesammelten Abfälle werden fortan wieder zweimal wöchentlich abgeholt.

Am 17. Dezember startet der Verkauf von Weihnachtsbäumen. Außerdem öffnet der Weihnachtsmarkt – er findet auch im Krieg jedes Jahr statt.

In den Kinos läuft derweil der zweite deutsche Farbfilm an: „Die goldene Stadt“, Regie führt Veit Harlan.

Wegen des Verdunkelungsgebots lässt das Fuhramt etliche verkehrsreiche Plätze in der Stadt mit Leuchtfarben anstreichen. So sollen Fußgänger auch nachts den Weg finden.

 

21. bis 27. Dezember: Weihnachten 1942

Am 23. Dezember berichtet der vom NS-Regime als Held inszenierte südbadische Jagdflieger Hermann Graf von seinen Kriegserlebnissen. Graf war kurz davor im Luftkampf verwundet worden. Er stellt im Krieg eine eigene Fußballmannschaft auf, die „Roten Jäger“. Er ist im Krieg regelmäßig bei Spielen in Stuttgart präsent.

Wer an Heiligabend das Radio anmacht, hört womöglich die „Weihnachtsringsendung“. Reichsweit werden vermeintlich live Soldaten von der Front zugeschaltet („Hier ist Stalingrad, hier ist die Front an der Wolga“). Am Ende sollen alle Zuhörer „Stille Nacht“ singen – und zwar nicht die umgedichtete NS-Fassung, sondern der Originaltext. Der „Reichssender Stuttgart“ sendet seit einigen Tagen nicht mehr.

28. Dezember bis 3. Januar: Einheitstarif in Bus und Bahn

In der Silvesternacht dürfen Gaststätten in der Stadt bis 1 Uhr öffnen. Theater, Kinos und andere Vorstellungen müssen wie sonst üblich um 21.15 Uhr beendet sein.

Zum Jahreswechsel führen die Stuttgarter Straßenbahnen Fahrscheinhefte mit mehreren Fahrkarten sowie einen Einheitstarif ein: Fahrkarten berechtigen nun auch zur Benutzung der Filderbahn, der Autobusse und der Seilbahn.