Werbung für den Katholikentag am Stuttgarter Rathaus Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eigentlich sollte das Thema Teilen beim Katholikentag vom 25. bis 29. Mai im Mittelpunkt stehen. Dann kam der Krieg. Von Stuttgart soll jetzt ein Friedenszeichen ausgehen, betont Bischof Gebhard Fürst.

Für den 102. Katholikentag, könnte es kaum einen problembeladeneren Zeitpunkt geben. Die Pandemie im Hintergrund, die Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche präsent und der Krieg in der Ukraine täglich vor Augen. Das sind schwierige Voraussetzungen für das Treffen der Gläubigen vom 25. bis 29. Mai in Stuttgart. Darin könnte allerdings auch eine Chance für einen intensiven Austausch über diese Themen liegen. „Nach den begegnungsarmen Monaten der Pandemie wird der Katholikentag das erste große Event sein, an dem Christinnen und Christen und Gläubige anderer Religionen zusammenkommen“, betont Bischof Gebhard Fürst von der gastgebenden Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Ein Programm mit rund 1500 Veranstaltungen

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die Diözese hoffen jedenfalls auf regen Zuspruch. Seit vergangener Woche weist ein großes Transparent am Stuttgarter Rathaus auf die Großveranstaltung hin. Die heiße Phase der Bewerbung habe gerade begonnen, berichtet Stephan von Kolson, der das „Glaubensfest“ im Auftrag des ZdK bewirbt. Zuletzt hätten die Anmeldezahlen deutlich zugenommen, sagt er. Konkrete Zahlen würden kurz vor dem Start des Katholikentags genannt. Beim letzten Katholikentag 2018 in Münster wurden 80 000 Teilnehmer gezählt. In Stuttgart dürften es deutlich weniger werden, jedoch immer noch ausreichend viele. Auf sie wartet ein umfangreiches Programm aus rund 1500 Veranstaltungen. Sie stehen unter dem Leitwort „leben teilen“. Teilen als Grundhaltung christlicher Weltverantwortung soll bei dem fünftägigen Treffen in den Mittelpunkt rücken.

Beim Start der Programmplanung vor eineinhalb Jahren ahnte niemand, dass Krieg das beherrschende Thema werden würde. Damit müssen die Organisatoren jetzt umgehen und Raum schaffen. „Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine soll vom Katholikentag ein Friedenszeichen ausgehen“, betont Bischof Gebhard Fürst. Marc Frings, Generalsekretär des ZdK, erklärt, mehrere Veranstaltungen auf dem Katholikentag würden sich mit dem Krieg und seinen Folgen beschäftigen. „Aktuell besetzen wir entsprechende Podien, um möglichst aktuell zu reagieren.“ Auch die Rolle der Kirchen in dem Konflikt soll ein Thema sein.

An prominenten Gästen fehlt es nicht

Zu einer Diskussionsrunde wird der ukrainische Bischof Bohdan Dzyurakh erwartet. Gemeinsam mit Roman Wruszczak, dem Pfarrer der ukrainisch griechisch-katholischen Gemeinde in Stuttgart, wird er in der Domkirche St. Eberhard außerdem einen Gottesdienst mit Liturgie im byzantinischen Ritus halten, der dem Frieden in der Ukraine und der Welt gewidmet ist. In der evangelischen Stiftskirche werden Bilder eines ukrainischen Ikonenschreibers ausgestellt; dort soll auch ein weltkirchliches Friedenskonzert stattfinden. Angemeldet auf dem Katholikentag ist auch der Erzpriester der russisch-orthodoxen Gemeinde St. Nikolaus in Stuttgart, Ilya Limberger. Zusammen mit anderen Geistlichen diskutiert er über das Thema Religionsunterricht.

Ein Katholikentag unter dem Eindruck des Krieges. An prominenten Gästen fehlt es dabei nicht – angefangen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über Bundeskanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident Winfried Kretschmann bis zur evangelischen Theologin Margot Käßmann. Die Einladung an die Fridays-for-Future-Aktivisten Luisa Neubauer verweist auf den eigentlichen Themenschwerpunkt: Teilen und Nachhaltigkeit. Das Thema passt zum Patron der Diözese, dem heiligen Martin. Sichtbares Zeichen dafür soll ein riesiger Martinsmantel sein. Er wird aus Stoffstücken zusammengenäht, die Schülerinnen und Schüler gestaltet haben.

Am 15. Mai gibt es einen ökumenischen Vorgeschmack im Schlossgarten

In jedem Fall dürfte der Katholikentag in der Landeshauptstadt nicht zu übersehen sein. Geplant sind mehrere große Gottesdienste auf dem Schlossplatz. Auf dem Schillerplatz präsentiert sich die Diözese mit eigener Bühne. Geplant sind eine Secondhand-Modeschau, Improvisationstheater und „Danke-Aktionen“ für Ehrenamtliche. Zu ihnen zählen auch die 1200 Kirchentagshelfer. Stephan von Kolson hofft, dass es noch einige mehr werden, um einen „möglichst geschmeidigen Verlauf“ der Großveranstaltung sicherzustellen.

Der Katholikentag startet am 25. Mai mit einem Abend der Begegnung. Am 15. Mai gibt es einen ökumenischen Vorgeschmack: An diesem Tag laden die katholische und die evangelische Kirche in Stuttgart für 17 Uhr zu einem gemeinsamen Picknick in den Schlossgarten beim Eckensee ein.

Info

Tickets
Eintrittskarten zum 102. Katholikentag gibt es als Dauerkarten oder als Tages- oder Abendkarten. Auf die Dauerkarten erhalten Käuferinnen und Käufer bis 19. April 10 Euro Frühbucherrabatt; bei Familiendauerkarten spart man 20 Euro. Kinder bis elf Jahren können den Katholikentag kostenlos besuchen; alle anderen Besucherinnen und Besucher können Tickets ab 19 Euro (Abendkarte) bis hin zu 108 Euro (Dauerkarte ohne Rabatt) erwerben. Tickets gibt es unter www.katholikentag.de