Das Ensemble Claudio Monteverdi überzeugte mit großer Homogenität und Intonationsgenauigkeit. Foto: Avanti/Ralf Poller

Das Ensemble Claudio Monteverdi hat sich für seinen Aufritt am Sonntag in der katholischen Kirche Marbach ein anspruchsvolles Programm vorgenommen – und dafür unter anderem bei einer Probenwoche in Südtirol intensiv geübt.

Davon können die meisten Chorleiter nur träumen: Eine ausgeglichene Zahl von Sängern und Sängerinnen in allen Stimmen ist eine absolute Ausnahme. Damit einher ging am Sonntag mit dem Ensemble Claudio Monteverdi in der katholischen Kirche Marbach auch eine große Homogenität und Intonationsgenauigkeit im Chorklang. Zu verdanken ist dies sicher auch der Stimmbildungsarbeit von Cornelia Carle. Seit 1992 gibt es einwöchige Proben in Südtirol.

Auch in diesem Jahr war gut zu hören, dass die Vokalistinnen und Vokalisten in dieser Zeit zu einer eingeschworenen Gemeinschaft geworden sind. Dies betrifft auch die beiden Dirigenten. Thomas Dilger und Norbert Haas hatten die Aufgaben der Chor- und Ensembleleitung untereinander aufgeteilt. Wer von den beiden gerade nicht am Dirigentenpult stand, fügte sich unprätentiös in die Reihe der Bassisten ein.

Ein Werk mit tröstlichem, positiv gestimmtem Grundcharakter

Einen Teil der Werke im Programm bildeten Stücke von Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gedacht wird. Das Hauptwerk war allerdings das Requiem von Gabriel Fauré. Anders als in anderen Requiem-Vertonungen überwiegt hier ein tröstlicher, positiv gestimmter Grundcharakter. Der Komponist hat außerdem die Textteile der katholischen Totenmesse weggelassen, in denen es beispielsweise um die Schrecken der Hölle geht.

Ein besonderes Paradestück für Solo-Sopranistinnen ist dabei die Arie „Pie Jesu“, ursprünglich nur ein kleiner Schlussteil aus dem „Dies irae“. Hier ergänzte Kiana Richter mit ihrer leichten, höhensicheren Stimme bestens die Chor-Abschnitte. Der junge Bariton Moritz Feuerstein präsentierte sich ebenfalls mit sehr gut geführter Stimme, die sich harmonisch in den Gesamtklang einfügte. Bei der Uraufführung 1888 in Paris waren etwa gleich viele Sängerinnen und Sängerinnen im Chor wie bei der jetzigen Aufführung, begleitet von nur wenigen Instrumenten im Orchester. In der Version des Monteverdi-Ensembles war von den Instrumenten der Uraufführung sogar nur noch die Orgel vertreten. Organist Moritz Müller wählte jedoch die Register so geschickt aus, dass man den Klang eines realen Orchesters nicht vermisste. Dirigent Thomas Dilger behielt umsichtig die Fäden in der Hand. Einerseits inspirierte er den Chor zu spannungsreicher Dynamik und präziser Intonation bei den vielen heiklen Harmoniewechseln. Andererseits schaffte er das Kunststück, die Gesangssolisten und den Organisten auf der Empore rhythmisch auf Kurs zu halten.

Norbert Haas hatte das Dirigat bei den nicht oft zu hörenden, intonatorisch sehr heiklen A-cappella-Motetten von Anton Bruckner und der Pater-Noster-Vertonung von Igor Strawinsky und vermittelte die Sinnhaftigkeit der Texte durch stimmige Atemführung und Phrasierung des Chores. Das Programm wurde abgerundet durch einen Satz aus der Orgelsymphonie op. 20 von Louis Vierne, einem klangstarken Werk der französischen Orgelromantik.

Das Publikum honorierte die beeindruckenden musikalischen Leistungen mit begeistertem Beifall.