In China ist das Virus zum ersten Mal aufgetaucht. Foto: dpa

Kritik an Chinas Coronapolitik ist richtig – aber nicht alle Vorwürfe, die vor allem aus den USA erhoben werden. Wichtiger als der Blick zurück ist der Blick nach vorn, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - In Wuhan, der Stadt, in der die größte Gegenwartstragödie begann, ist in diesen Tagen bei einer Handvoll Menschen das Corona-Virus erneut festgestellt worden. Nun sollen alle elf Millionen Einwohner getestet werden. In Jilin, einer Millionenmetropole im Norden des Landes, wurden rund zwei Dutzend neue Fälle entdeckt, die Stadt soll komplett abgeriegelt werden. Fehlendes Tempo im Kampf gegen die Verbreitung des Virus kann man den Verantwortlichen ganz sicher nicht vorwerfen. Es scheint ein wenig so, als ob die Behörden alles nur denkbare unternehmen, um bereits gemachte Fehler nicht zu wiederholen. Denn dass China zu Beginn der Krise viel vertuscht, verschwiegen und verheimlicht hat, das darf ein knappes halbes Jahr nach den ersten Krankheitsfällen als gesichert gelten. Vor allem, aber nicht nur die lokalen Behörden in Wuhan haben die Wahrheit lange unterdrückt. Wissenschaftler haben errechnet, dass die Zahl der Infizierten um mehr als 60 beziehungsweise mehr als 80 Prozent geringer gewesen wäre, hätten die Maßnahmen eine oder zwei Wochen früher gegriffen.