Der Stuttgarter Ortsrabbiner Yehuda Pushkin entzündet das erste Licht. Foto: IRGW

Die erste Kerze am Chanukka-Leuchter ist am Donnerstag im kleinen Kreis entzündet worden. Für die jüdische Gemeinde hat das Licht dieses Jahr eine besondere Bedeutung.

Stuttgart - Jehuda Pushkin, der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Stuttgart, hat das erste Licht am Chanukka-Leuchter entzündet. Aber nicht wie all die Jahre vorher am großen Leuchter im Schlossgarten und im Kreis vieler Menschen als weithin sichtbares Zeichen von Frieden, Freiheit und solidarischem Miteinander. Sondern in der fast leeren Synagoge.

„Der Kontrast könnte nicht größer sein“, sagte Barbara Traub, die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), zum Auftakt des Lichterfestes Chanukka, das die Juden acht Tage lang, bis zum 18. Dezember, feiern. „Aber der Schutz des menschlichen Lebens geht vor“, begründete sie den Verzicht auf die öffentliche Zeremonie. Doch der Wunsch „Chanukka Sameach“, ein frohes Chanukka-Fest, erreichte dennoch alle, die online dabei waren.

Das Fest erinnert an die Tempeleinweihung im Jahr 3597

Mit dem Fest Chanukka feiern die Juden ein Wunder. Das Wunder, dass bei der Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 vor Christus) ein Krug geweihtes Öl für die Menora, den siebenarmigen Leuchter, nicht nur einen Tag, sondern ganze acht Tage ausreichte. Die Menora wurde das Symbol für Hoffnung und Stärke durch den Glauben. Barbara Traub erinnerte daran, dass es Juden in Zeiten der Verfolgung nicht wagten, diesen Leuchter als Bekenntnis zu ihrem Glauben ins Fester zu stellen. Wie bedrückend die Zeit der Unfreiheit damals gewesen sei, könnten die Menschen jetzt in der Corona-Krise nachvollziehen.

„Auch wir könnten jetzt ein Wunder gut gebrauchen“, betonte die Staatsministerin Theresa Schopper (Grüne) bei der weihevollen Handlung in der Synagoge. Dieser Winter sei dunkler als sonst. „Da bringt das Licht Wärme, Zuversicht und die Hoffnung, dass eine starke Gemeinschaft das Dunkel bewältigt.“ Auf „Erleuchtung, um den richtigen Weg in ein besseres Jahr 2021 zu gehen“, hoffte due Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP). Denn nicht nur in der Synagoge, auch am Leuchter im Schlossgarten wird täglich ein weiteres Licht entzündet. „Als Zeichen der Hoffnung, dass wir die Lichter im nächsten Jahr wieder gemeinsam entzünden können“, sage Traub.