Allianz-Spielerin Krystal Rivers kam im Rückspiel der Gruppenphase gegen den türkischen Spitzenclub auf mehr als 30 Punkte. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Bei Eczacibasi Istanbul, Finalgegner von Allianz MTV Stuttgart im CEV-Pokal, spielt eine der weltweit besten Diagonalangreiferinnen, eine der weltweit besten Zuspielerinnen – und trotzdem rechnen sich die Stuttgarterinnen Chancen aus.

Die europäische Volleyball-Hauptstadt heißt Istanbul. Gleich drei Frauenteams aus der türkischen Metropole spielten diese Saison in der Champions League, zwei von ihnen schafften den Sprung ins Viertelfinale – und ein vierter Verein ist der große Favorit auf den Sieg im europäischen CEV-Cup: Eczacibasi Istanbul, der in den Finalspielen an diesem Dienstag am Bosporus (17 Uhr MEZ) und am nächsten Dienstag ab 19 Uhr in der Scharrena auf Allianz MTV Stuttgart trifft. „Wir sind klarer Außenseiter, können befreit aufspielen und die Duelle genießen“, sagt Kim Renkema, die Sportdirektorin des Bundesliga-Spitzenreiters, „wenn wir den Titel holen würden, dann wäre das ein kleines Wunder.“

Das ist keine Tiefstapelei, sondern eine Einschätzung, die sich auf Zahlen stützt. Jenseits der Marke von zehn Millionen Euro bewegt sich der Etat des türkischen Topclubs laut Renkema, der MTV agiert mit rund einem Fünftel dieser Summe. Alleine den Verdienst der serbischen Starspielerin Tijana Boskovic schätzt Renkema auf rund eine Million Euro: „Das ist der Personaletat unseres gesamten Teams.“ Und trotzdem gibt es für die Stuttgarterinnen keinen Grund, nicht an ihre Chance zu glauben. Das zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

In der Gruppenphase der Champions League 2020/21 ging die Partie in Istanbul zwar 0:3 verloren, doch beim zweiten Treffen, das coronabedingt in Kaliningrad stattfand, gewann Allianz MTV Stuttgart sensationell mit 3:2. Tijana Boskovic und Krystal Rivers lieferten sich dabei einen spektakulären Schlagabtausch, am Ende hatten beide Diagonalangreiferinnen mehr als 30 Punkte erzielt. „Das war eine coole Erfahrung“, sagt Renkema, „die aber nichts daran ändert, dass Eczacibasi noch viel besser besetzt ist als wir, über Topqualität auf allen Positionen verfügt.“

Boskovic ist laut Renkema eine der „besten drei Diagonalangreiferinnen der Welt“. Auf sie ist das System ausgerichtet, das ihre serbische Kollegin Maja Ognjenovic lenkt: „Sie ist in meinen Augen die beste Zuspielerin der Welt“, sagt Renkema, die aber auch vom Rest viel hält – von Mittelblockerin Laura Heyrman (Belgien), von der Ex-Schwerinerin McKenzie Adams (USA) im Außenangriff, von Libera Simge Aköz (Türkei). „Insgesamt ist diese Mannschaft unfassbar gut“, meint die MTV-Sportchefin, „sie gehört eigentlich ins Viertelfinale der Champions League.“ Dort stehen aber zwei andere Clubs aus der Türkei, denn Eczacibasi war vergangene Saison nur die Nummer vier in Istanbul. Was zeigt, dass selbst dieses Team zu schlagen ist. Auch von Allianz MTV Stuttgart?