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Mit 15 verbrachte der Carsten Hoetzel ein Schuljahr in Neuseeland – und blieb. Er machte Abitur, studierte in Neuseeland und Australien, arbeitete für Porsche in Singapur und Shanghai. Jetzt ist der 32-Jährige wieder in der Heimat Bad Cannstatt.

Bad Cannstatt - Es ist schön, wieder hier zu sein“, sagt Carsten Hoetzel. „Es ist ein zurück zu den Wurzeln.“ Von seinem Balkon auf dem Burgholzhof sieht er das Robert-Bosch-Krankenhaus, in dem er geboren wurde, die Mahlestraße, wo er aufgewachsen ist und kann sogar bis Sommerrain zu seiner Schule, dem Albertus-Magnus-Gymnasium, blicken. Seit einem Jahr ist der 32-Jährige wieder in der Heimat – nach 16 Jahren im Ausland. Carsten Hoetzel kann getrost als Weltenbummler bezeichnet werden.

Bereits mit elf Jahren in den USA

Denn viele Länder hat er schon bereist und in zahlreichen Großstädten studiert und gearbeitet. Bereits mit elf Jahren war der Cannstatter vier Wochen bei einer Gastfamilie in North Carolina in den USA, später folgten dann Australien, Südafrika und Malaysia. Mit 15 nahm er für sechs Wochen an einem Austauschprogramm in Neuseeland teil. Danach war ein einjähriger Aufenthalt in den USA geplant. „Alles war schon vorbereitet, die Gastfamilie schon ausgesucht.“ Doch seine Gastfamilie in Neuseeland überzeugte ihn, ein Schuljahr dort zu verbringen. Der Cannstatter schwenkte um und nahm das Angebot an. „Das war der richtige Schritt“, blickt er zurück.

„Das Bildungssystem dort ist erstklassig“, beschreibt Hoetzel, „das Klima toll und die Menschen offen.“ Sehr angetan war er auch von der Mentalität. „Ich war begeistert.“ Nicht zu vergessen die Affinität zu Sport. Diese war immer schon seine Triebfeder. Carsten Hoetzel ist in vielen Sportarten zuhause. Er spielt Hockey, Golf, Tennis, fährt Ski und lernte in Neuseeland das Surfen. „Da geht man vor der Schule noch kurz an den Strand zum Surfen.“ Zwischen den Schulen gibt es viele sportliche Wettkämpfe und Meisterschaften. Bei einem Skiwettbewerb musste Hoetzel als Vorläufer an den Start, erzielte jedoch eine so gute Zeit, dass er gleich ins Team beordert wurde.

In Neuseeland geblieben

Die Zeit in Neuseeland wirkte nach. Es blieb nicht bei einem Schuljahr. Der Jugendliche wollte in Neuseeland auch Abitur machen. Seine Eltern mussten nicht groß überzeugt werden. „Sie willigten ein.“ Bereut hat er keine Sekunde. „Das hat meiner Entwicklung gut getan, auch der Sport hat mich weltoffen gemacht.“ Direkt nach dem Abitur schloss er ein Doppelstudium in Informationstechnik und Volkswirtschaft in Auckland an. Sein Bachelor-Studium finanzierte er sich dabei als Skilehrer in einer Halle in Auckland. Ein Semester verbrachte er dabei in Singapur. Nach dem Abschluss folgte das Doppel-Master-Studium in Sydney/Australien mit Abschluss als Master of Science. Auch da gesellte sich ein Semester in Barcelona dazu. Sprachprobleme sind ihm fremd. „Wenn man vor Ort ist, lernt man die Sprache anders.“ Freunde hat er überall gefunden. In Neuseeland hätten Deutsche ein gutes Standing.

Die viele Zeit im Ausland habe ihm auch die Augen geöffnet und seinen Horizont enorm erweitert. Dabei sieht sich der 32-Jährige auch als Botschafter und Repräsentant. „Ich habe die deutsche Kultur und Mentalität gefördert und auch promotet.“ Dies könne man am besten in einem deutschen Unternehmen, das weltweit aktiv ist, dachte er sich. „Porsche ist dafür perfekt.“ Also schickte er eine Bewerbung an das Unternehmen aus Zuffenhausen – und startete seine Berufskarriere in Singapur, wo er vier Jahre lang tätig war. Dann ging es drei Jahre nach Shanghai. Jetzt arbeitet er in Zuffenhausen. Zuhause ist er überall, Heimat aber ist Bad Cannstatt. Da ist er jetzt wieder gelandet – mit seiner Frau und der zwei Jahre alten Tochter. Seine Frau stammt aus Singapur. „Wir haben uns aber in Australien kennengelernt.“ Die Tochter wächst zweisprachig auf. Der Vater spricht mit ihr deutsch, die Mutter englisch und ein bisschen Mandarin.

Auch die Eltern infiziert

Dass es wieder einmal in die Ferne geht, ist durchaus möglich. „Wir sind für alles offen.“ Neuseeland hat es ihm angetan. Carsten Hoetzel hat auch seine Familie infiziert. Seine Eltern pendeln zwischen Neuseeland und Deutschland. Weihnachten wird traditionell in Neuseeland verbracht, mit Zwischenstopp in Singapur. Carsten Hoetzel möchte seine Erfahrungen und Kenntnisse weitergeben.

Dies praktiziert er in der Deutsch-Neuseeländischen Gesellschaft, wo er im Vorstand aktiv und Kontaktperson ist. Sportlich engagierten Schülerinnen und Schülern verhilft der Verein zu einem Schulaufenthalt in Neuseeland. 2019 war es Simon Huellenkremer, Deutscher Jugendmeister im Segeln und Teilnehmer der Junioren-EM in Dänemark, 2020 ist es Cleo Rilling, sie spielt Bundesliga Junioren im Basketball, 2021 wird es Charlotte Rösch, Tennis Rangliste 45 in Deutschland ihrer Altersklasse, sein. „Ich kann es nur jedem raten.“ Derzeit läuft die Ausschreibung für ein Stipendium im kommenden Jahr in Höhe von 10 000 New-Zealand-Dollar (etwa 5700 Euro) für einen begabten Hockey-Spieler.

Infos unter www.schule-in-nz.de.