Anerkennung für die Stolperstein-Serie, ein redaktionelles Gemeinschaftsprojekt unserer Zeitung. Im Bild bei der Preisverleihung der Caritas in Stuttgart von links: Birgit Schaer, Diözesan-Caritasdirektorin (Freiburg), Anne Guhlich, Jan Sellner, Akiko Lachenmann, Dirk Steininger (alle StZ/StN), Werner Schmidt, Koordinator der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen, Hilke Lorenz (StZ), Eva-Maria Bolay, Pressesprecherin Caritas (Rottenburg-Stuttgart) und Oliver Merkelbach, Caritasdirektor (Rottenburg-Stuttgart). Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Freude in der Redaktion über die Würdigung unserer Stolperstein-Serie mit mehr als 50 Porträts von Stuttgarter Nazi-Opfern. Die Jury des Caritas-Journalistenpreises sieht darin „ein klares Statement zu Menschenwürde, Freiheit und Vielfalt“.

Zum 36. Mal hat die Caritas Baden-Württemberg ihren Journalistenpreis vergeben. Mit einer „lobenden Erwähnung“ wurde dabei auch die Langzeitserie „Stolpersteine – die Menschen hinter den Namen“ berücksichtigt, in der unsere Redaktion ein Jahr lang im Wochenrhythmus Porträts von Stuttgarter Nazi-Opfern veröffentlicht hat. Mehr als 30 Autorinnen und Autoren, Mediengestalter und Datenjournalisten waren neben Jan Sellner, dem Koordinator des Projekts, an der mehr als 50-teiligen Serie beteiligt. Ausgangspunkt dieses redaktionellen Gemeinschaftswerks zur Stärkung der Erinnerungskultur in Stuttgart war eine Kooperation mit den 16 Stuttgarter-Stolperstein-Initiativen, die seit ihrer Gründung 2003 bisher mehr als 1000 solcher Gedenksteine verlegt und die dazu gehörenden Lebensgeschichten recherchiert haben.

Die fünfköpfige Jury des Caritas-Journalistenpreises, bestehend aus Elisabeth Zoll/Südwestpresse, Jörg Dinkel-Newerla/SWR4, Martin Oversohl/dpa, Eva-Maria Bolay/Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, und Thomas Maier, Caritasverband der Erzdiözese Freiburg, würdigte die Stolperstein-Serie als „herausragende redaktionelle Gemeinschaftsleistung“. In Zeiten gesellschaftlicher und politischer Verwerfungen gebe die Redaktion damit ein klares Statement zu Menschenwürde, Freiheit und Vielfalt ab. Die Pressesprecherin des Caritasverbandes Rottenburg, Stuttgart, Eva-Maria Bolay, sagte in ihrer Laudatio: „Jedes dieser Porträts ist ein Weckruf. Kann sich die Geschichte wiederholen? Das fragen wir uns angesichts der politischen Entwicklungen in diesen Tagen mehr denn je. Der beste Schutz gegen das Vergessen ist der Erhalt der Demokratie und eine lebendige Erinnerungskultur. Die Stolperstein-Porträts zahlen hierauf ein.“

„Geschichte berührt uns dann, wenn sie Gesichter hat“

Anne Guhlich, stellvertretende Chefredakteurin der Stuttgarter Zeitung, bedankte sich bei der Preisverleihung am Donnerstagabend im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart im Namen der Redaktion für die Auszeichnung. Das Votum der Jury zeige: „Es gibt einen Platz für tiefgehenden Journalismus, der Raum und zeitaufwendige Recherche erfordert.“ Mit Blick auf die Serie sagte sie: „Geschichte berührt uns dann, wenn sie Gesichter hat, wenn sie nicht fern und ungreifbar erscheint – sondern ganz erlebbar wird, in unserer eigenen Stadt und buchstäblich vor unserer Haustüre“. Koordinator Jan Sellner erklärte, der Redaktion sei wichtig gewesen, die vielen verschiedenen Opfergruppen in der Serie abzubilden und an ihr Schicksal zu erinnern – wo immer möglich unter Einbeziehung von Nachfahren.

Der erste Preis ging an den Journalisten Wolfgang Bauer („Die Zeit“) für seine Reportage „In der Warteschleife“ und in der aus eigenem Erleben das Ankommen und Zurechtfinden afghanischer Familien in Deutschland dokumentiert. Je einen zweiten Preis gewannen das Autorenduo Lukas Fleischmann und Ralph Würschinger für den Podcast „Jenseits der Schwerkraft“ der Badischen Zeitung in Freiburg über die Arbeit eines Kinder-Palliativteams und die Reporterin Miriam Staber für die Filmreihe „Unser Markt: Arbeit für Menschen mit und ohne Behinderung“, die in der SWR-Landesschau gezeigt wurde.

„Es gibt einen Platz für tiefgehenden Journalismus“: Anne Guhlich, stellvertretende StZ-Chefredakteurin bei der Preisverleihung /Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Caritas Baden-Württemberg würdigt mit dem mit insgesamt 6000 Euro dotierten Journalistenpreis nach eigener Auskunft „Autorinnen und Autoren für herausragende publizistische Beiträge über gesellschaftliche und soziale Themen“. Die Jury wählte diesmal unter 134 eingesandten Beiträgen aus. Die Preisverleihung fand im Rahmen des Jahresauftakts des Caritasverbandes Baden-Württemberg statt. Dabei stellte Oliver Merkelbach, Caritasdirektor Rottenburg-Stuttgart, die Caritas-Jahreskampagne 2025 vor – „die offene Tür als Symbol christlicher Nächstenliebe“. Die Tür mache deutlich, „in der von Krisen und Kriegen gezeichneten Zeit braucht es die Angebote der Caritas für viele Menschen dringlicher denn je“. Betroffene schilderten bei der von Katharina Müller (Caritas Freiburg) moderierten Veranstaltung eindrücklich ihre Erfahrungen mit der von der Caritas angebotenen Wohnraum-Initiative und Jugendhilfe.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger Foto: Lichtgut//Max Kovalenko

Nachzulesen sind die Beiträge der Stolperstein-Serie auf unserer digitalen Themenseite unter: www.stuttgarter-zeitung.de/stolpersteine sowie www.stuttgarter-nachrichten.de/stolpersteine. Voraussichtlich Ende Mai erscheint zudem ein Magazin mit ausgewählten Stolperstein-Porträts.