Nur Bier war gestern – Schampus und Wein erobern das Volksfest. Immer mehr Clubs locken in die Zelte. Der Wirtin Nina Renoldi gelingt ein Coup: Fridas Pier steigt bei ihr ein!
Seit Generationen steht Bier auf dem Cannstatter Volksfest im Mittelpunkt. .Doch in den letzten Jahren vollzieht sich ein Wandel, weshalb sich etliche Wirte im Spagat zwischen Tradition und Trend versuchen. Immer mehr junge Besucherinnen und Besucher empfinden Maßkrüge und Ballermann-Musik als „uncool“. Hinzu kommt: Der Lifestyle rund um Drinks, Wein und Schampus passt besser zu Instagram und Co.
Wenn etwa in der Spitzbubenbar, die sich bisher in der Almhütte Royal von Nina Renoldi als Untermieter befand, Flaschen im Wert von 100 Euro oder mehr bestellt werden, entzünden die Kellner kleine Feuerwerke und lassen Glitter regnen – je später die Nacht, desto häufiger funkelt es.
Die Spitzbubenbar wechselt in das Zelt von Sonja Merz
Die Spitzbuben um Wirt Tim Berkemer (Hi Life) funkeln in diesem Herbst erstmals im Zelt von Sonja Merz, die ihnen die doppelte Fläche als an ihrem alten Platz angeboten hat. „Wir machen einen Extra-Zugang“, sagt die Chefin des „Zelts mit Herz“. Nina Renoldi zeigte sich darüber wenig erfreut: Es sei kein guter Stil, Erfolgsmitarbeiter abzuwerben. Berkemer erklärte jedoch, er sei nicht abgeworben worden, sondern habe selbst nach einer neuen Möglichkeit zur Expansion gesucht, um keine Gäste mehr abweisen zu müssen.
Der Streit ist vergessen, denn Nina Renoldi hat einen echten Coup gelandet: Die Betreiber von Fridas Pier, die im Stuttgarter Nachtleben eine wichtige Rolle spielen und über eine große Community verfügen, übernehmen den frei gewordenen Club auf der Empore der Almhütte Royal.
Der neue Club blickt in die französischen Alpen
„Courchevel trifft Cannstatt“ lautet das Motto. Der Wasenclub von Fridas Pier wird Royal 1850 heißen. Courchevel liegt in den französischen Alpen, und „Courchevel 1850“ bezeichnet den luxuriösen Teil des Skigebiets. In der „Premium-Loge“, die länger geöffnet ist als die normalen Zelte, soll es exklusiver zugehen. Statt der üblichen Wasenhits erwartet die Gäste Clubmusik.
Platz gibt es für 200 Personen – 100 Sitz- und 100 Stehplätze. Mit einem „stilvollen Alpendesign“ wollen die Betreiber von Royal 1850 „neue Maßstäbe für gehobene Wasen-Erlebnisse“ setzen. Ideal sei die Location für Firmenfeiern, besondere Anlässe oder Gruppen, die das Cannstatter Volksfest auf höchstem Niveau genießen wollen.
Die Almhütte Royal ist die einzige echte Almhütte auf dem Volksfest – erbaut aus historischen Alpen-Bauernhöfen und betrieben von der Schaustellerfamilie Renoldi. Mit Royal 1850 will Wirtin Nina Renoldi diese Geschichte „um ein neues Kapitel bereichern“. Inspiriert vom Luxus des alpinen Wintersportorts Courchevel 1850, soll unverwechselbare Herzlichkeit den Ton angeben. Die Getränke werden in eisgekühlten Tonkrügen serviert.
Über einen separaten Eingang gelangen die Gäste hinein. „Für kulinarischen Hochgenuss“ soll das Küchenteam des Stuttgarter Ratskellers sorgen, und es gibt eigene Sanitäranlagen für das Clubpublikum. „Mit Royal 1850 schaffen wir eine alpine Insel mitten im Festtrubel – ein Ort, an dem Tradition und Moderne in exklusiver Atmosphäre aufeinandertreffen“, erklärt Nina Renoldi, Schaustellerin in der siebten Generation. Mitinitiator Benjamin Kieninger sagt: „Neben Fridas Pier und der Gin A’Fair war klar – bei uns muss das nächste Gastro-Abenteuer her.“ Gemeinsam mit Moritz Hüttemann und Partnern aus dem Netzwerk wolle man Royal 1850 als eigenständige, hochwertige und nachhaltige Marke auf dem Wasen etablieren.
Prost, ihr Säcke, Prost, du Sack – erklingt nicht mehr überall!
Geöffnet ist der neue Edelclub unter der Woche bis 23 Uhr, freitags und samstags bis 1 Uhr (also eine Stunde länger als der Rest der Zelte). Reservierungen sind für Sitzplätze ab acht Personen und für Stehplätze ab vier Personen möglich. Der Vorverkauf startet am 20. August unter reservierung@royal1850.de.
In Sachen Clubs liegt das Cannstatter Volksfest damit deutlich vor dem Münchner Oktoberfest, das stärker auf traditionelle Bierkultur setzt. „Prost, ihr Säcke, Prost du Sack“ erklingt nicht mehr überall. Die Nachfrage nach gehobenem Vergnügen scheint am Neckar groß zu sein: Tim Berkemer berichtet, dass seine Spitzbubenbar bei Sonja Merz bereits „sehr gut“ gebucht ist.