Die Konditorei Cake Town ist spezialisiert auf arabisches Süßgebäck. Mit den „viralen Früchten“ im Stil von Cédric Grolet hat Muhannad Albakour ein echtes Trend-Dessert im Sortiment.
Fast mag man gar nicht reinbeißen, so hübsch sehen sie aus: Die Dessert-Kreationen im Stil von Cédric Grolet, die wie echte Früchte aussehen und in den Sozialen Medien gerade steil gehen, sind in Ludwigsburg angekommen. Muhannad Albakour, der vor fünf Jahren die Konditorei „Cake Town“ in der Myliusstraße eröffnet hat, hat sie auf TikTok entdeckt und in sein Sortiment aufgenommen.
Jedes einzelne Törtchen ist von Hand gefertigt – so wie auch alles andere in der Auslage des gelernten Konditors, der von Kindesbeinen an genau das machen wollte: backen. Womit er in seiner Familie eine echte Rarität ist. „Meine Brüder sind alle Ingenieure geworden“, erzählt der 31-Jährige und muss schmunzeln.
Arabische Süßwaren nach Originalrezept
Spezialisiert hat sich der gebürtige Syrer auf arabische Süßwaren. Da ist zum Beispiel Halawet el Jibn, eine süße Käserolle mit Grieß und Mozzarella, und natürlich viele Spezialitäten mit dem beliebten Kadayif, auch bekannt als „Engelshaar“. Alles nach Originalrezepten aus seiner Heimat – mit einem spürbaren Unterschied zu beispielsweise türkischen Bäckereien.„Meine Produkte sind deutlich weniger süß, da kommt nur wenig Zucker rein“, erklärt er. „Ich habe schon überlegt, ob das der Grund ist, warum 80 Prozent meiner Kundschaft Deutsche oder Europäer sind“, ergänzt er und lacht. Hierzulande seien die Menschen eher weniger Zucker gewohnt.
Um neue Kunden anzulocken und sein Geschäft bekannter zu machen, probiert Muhannad Albakour gerne neue Rezepte aus. Was einst die Dubai-Schokolade war, sind jetzt also die trendigen Früchtedesserts, die von dem französischen Pâtissier Cédric Grolet inspiriert sind. Und die sehen wirklich aus wie kleine Kunstwerke: hier eine Mango in Rot und Grün, da eine geöffnete Kokosnuss mit feinem Topping, dort eine riesige, knallrote Erdbeere. Alles sieht unheimlich filigran und aufwendig aus – und ist es auch.
Der Aufwand ist groß – doch er lohnt sich
Das Innere der Desserts besteht aus einer feinen Mousse-Creme, gefüllt mit Fruchtstückchen, die der Konditor abends zubereitet. Über Nacht kommen sie in ein Kühlhaus. Am nächsten Tag bekommen sie in der Backstube dann ihr unverwechselbares Äußeres: Sie werden einzeln in flüssige weiße Schokolade getaucht und nach dem Abkühlen mit gefärbter Kakaobutter bestäubt. „Seit ich die mache, arbeite ich durchgehend von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr“, erzählt Muhannad Albakour.
Immerhin: der Aufwand lohnt sich. „Im August ist sonst immer weniger los wegen der Ferienzeit, seit ich die neuen Desserts habe, ist der Umsatz um 200 Prozent raufgegangen.“ Eine junge Frau ist anscheinend extra für diese Törtchen aus der Schweiz nach Ludwigsburg und in seinen Laden gekommen. „Ich wollte ihr das erst gar nicht glauben“, erzählt er und ist immer noch erstaunt: „Weil an dem Tag schon alles ausverkauft war, hat sie sich sogar ein Hotel genommen, um am nächsten Tag wiederzukommen.“
Schon als Kind hat er am liebsten in der Küche mitgeholfen
Aufgewachsen ist der 31-Jährige in Syrien. Während seine Brüder in die Fußstapfen ihres Vaters getreten sind, verbrachte er seine Zeit als Kind am liebsten in der Küche mit seiner Mutter, um zu helfen. „Das hat mir Spaß gemacht, deshalb habe ich mit 14 Jahren angefangen, in einer Konditorei zu arbeiten.“ 2013 kam er nach Deutschland und konnte 2018 seinen Traum von einer eigenen Konditorei erstmals wahrmachen: mit einem kleinen Laden in der Frankfurter Straße.
2020 folgte der Umzug in die Myliusstraße – ein echter Kraftakt, und das nicht nur wegen Corona. Denn die Räume in der Myliusstraße 4, in denen vormals ein Blumengeschäft ansässig war, stehen unter Denkmalschutz. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen, was das für einen Aufwand bedeutet.“ Bürokratie und Umbaumaßnahmen schluckten Zeit und jede Menge Geld, monatelang konnte Muhannad Albakour nicht eröffnen und musste trotzdem Miete bezahlen. Hilfe von den Behörden? Leider Fehlanzeige. Genehmigungen ließen schier endlos auf sich warten. „Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich mir auf jeden Fall einen anderen Standort gesucht.“
Schließlich und endlich ist er aber da angekommen, wo er hinwollte, und freut sich über jedes bekannte und jedes neue Gesicht, das er in seinem Laden begrüßen darf. Dass die Fruit Cakes ihm so viele Neukunden beschert haben, freut ihn natürlich. „Und so lange die nachgefragt werden, werde ich sie auch machen“, sagt er. Nur auf Trends will er sein Geschäft aber nicht aufbauen. „Die kommen und gehen“, sagt Muhannad Albakour. „Das ist wie mit der Dubai-Schokolade. Erst wollte die jeder haben, jetzt fragt keiner mehr danach.“ Seinem Stammsortiment mit den arabischen Spezialitäten werde er trotz aller Trends daher treu bleiben.