Der Sillenbucher Markt gehört noch nicht allzu lange zum Stuttgarter Stadtbild (Archivfoto). Wo sich Stuttgart seit 1968 besonders stark verändert hat, zeigt die Bildergalerie. Foto: //Zweygarth

1968 sahen Teile Stuttgarts noch ganz anders aus als heute. Für unser Projekt „BW von oben“ schauen wir, welche Stadtteile es vor 50 Jahren noch gar nicht gegeben hat.

Stuttgart wächst und wächst. Seit Jahren fragen sich die Köpfe im Rathaus, wo noch etwas geht. Mühlhausen dehnt sich mit dem Quartier Schafhaus Richtung Kornwestheim aus, am anderen Ende der Stadt wollen einige das Birkacher Feld bebauen. Doch viele Anwohner sträuben sich: Man solle möglichst nicht noch mehr Felder und Naherholungsflächen zubauen.

Vor 50 Jahren wurde noch anders diskutiert. Damals gab es aber auch noch viel mehr Äcker und Felder, die seither versiegelt wurden. Mit den Luftbildern aus unserem Projekt „BW von oben“ begeben wir uns auf die Suche nach dem Stuttgart, das es 1968 noch nicht gab.

Ganze Stadtteile kamen dazu

Wer beispielsweise in jenem Jahr zuletzt in Birkach gewesen ist, würde sich heute wundern. Vor allem westlich der Welfenstraße ist der Stadtbezirk gewachsen – in Richtung Birkacher Feld. Im Nachbarbezirk Plieningen ist das ganze Wohngebiet Chauseefeld hinzugekommen, außerdem einige Wohnungen gegenüber dem Bezirksrathaus und die Sportanlagen in diesem Bereich.

Auch anderswo hat sich die Landeshauptstadt vergrößert: Der Stadtteil Lederberg war 1968 nicht halb so dicht besiedelt wie heute. Feuerbach ist zum Westen hin gewachsen, nicht nur Wohnhäuser sind dort hinzugekommen, sondern auch eine große Sportanlage.

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Neben Wohngebieten haben sich in den vergangenen 50 Jahren vor allem Industriegebiete entwickelt oder vergrößert. Im Bad Cannstatter Stadtteil Sommerrain gab es 1968 nur ein paar einzelne Gebäude und drumherum Felder. Heute ist dort bis nach Fellbach Industrie zu finden.

Auf dem Fasanenhof waren vor genau 54 Jahren noch gar keine Bürokomplexe zu sehen. Erst kurz darauf haben sich der große EnBW-Sitz und viele kleine Firmen in dem südlichen Stadtteil niedergelassen. Heute bezeichnet der Bürgerverein Möhringen den Osten des Fasanenhofs als „Hightech-Standort“.

Neue Wege in die Stadt

Für viel Industrie braucht eine Stadt viele Verkehrswege. Deshalb sind in den vergangenen 50 Jahren auch wichtige Straßen hinzugekommen. Unentbehrlich vor allem für den Synergiepark Vaihingen/Möhringen ist die Nord-Süd-Straße. Die heutige B27 reichte 1968 nur bis kurz vor Degerloch und führte dann auf kleinere Straßen weiter in die Stadt, damals meist ohne Stau. Auch die B10 und B14, die heute an vielen Stellen das Stadtbild Stuttgarts prägen, waren damals nur teilweise vorhanden.

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In Möhringen hat die Landhauskreuzung deutlich an Bedeutung gewonnen. 1968 gab es noch kein SI-Centrum und keine Daimler-Gebäude. Die Bebauung hörte an dieser Stelle einfach auf. Später Jahren siedelten sich IBM, das Pressehaus, das SI-Centrum und die Daimler-Zentrale an. Das erste Musical im SI-Centrum lief 1996 – mit dem Titel „Miss Saigon“. Danach wurden die Spielbank und das zweite Theater angebaut. Die Anwohner erfreute das nicht, sie forderten Parkregelungen wegen der neuen Besucherströme.

Neue Alten- und Krankenpflege

Auch das Robert-Bosch-Krankenhaus war 1968 noch nicht dort, wo es heute ist. Das RBK gibt es zwar seit 1940, aber damals wurde es an der Hahnemannstraße auf dem Pragsattel eröffnet. Später wurde das Gebäude zu klein, weshalb 1969 die Arbeiten für das heutige Krankenhaus auf der Bergheide angefangen haben. Es ist im März 1973 eingeweiht worden.

In Stuttgart-Rohr ist mittlerweile auch Neues entstanden. 1977 kam das Hans Rehn Stift zum Stadtteil hinzu. Das Pflegeheim soll nun schon seit Jahren neu gebaut werden. Vor etwa einem Jahr ist ein neuer Anlauf gewagt worden, dem der zuständige Bezirksbeirat zustimmte.

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Manche Stadtbezirke haben ein ganz anderes Gesicht als früher. Der Sillenbucher Markt und viele Wohnhäuser daneben fehlen auf den Bildern von 1968. Auch das Zentrum von Vaihingen sah vor 50 Jahren noch ganz anders aus als heute. Der Vaihinger Markt war dicht bebaut, bevor der heutige offene Platz mit Gastronomie entstand. Mittlerweile soll das Areal saniert werden: Der Innenbereich soll schöner gestaltet sein und mehr Menschen in den alten Ortskern locken. Nebenan wird die Schwabengalerie aber sicherlich bleiben, die als neue zentrale Anlaufstelle des Bezirks im Jahr 2004 eröffnet worden ist. Mit ihr kam auch das neue Bürgerforum.

So viel kann sich in rund 50 Jahren in einer Stadt verändern. Aber irgendwann geht der Platz wirklich aus und dann stellt sich nicht mehr die Frage, wohin Stuttgart wachsen will – sondern ob.