Joseph Okalla fährt vor allem Buslinien rund um Fellbach. Foto: Frank Eppler

Joseph Okalla liebt es, wenn seine Fahrgäste mit einem Lächeln aussteigen. Dafür legt er schon einmal eine Gesangseinlage ein. Jetzt ist der 34-Jährige als Busfahrer des Jahres ausgezeichnet worden.

Sein strahlendes Lächeln lässt sich Joseph Okalla nicht nehmen. „Lächeln und freundlich bleiben, das ist die beste Medizin gegen alles“, sagt der 34-Jährige überzeugt. Auf jeden Fall hat seine ansteckende gute Laune dem Stuttgarter jetzt eine Auszeichnung zum „Busfahrer des Jahres“ im Rems-Murr-Kreis eingebracht. Als Anerkennung gibt es vom VVS und dem Landrat Richard Sigel eine Urkunde, einen Wimpel, einen Tropfen aus der Region und einen Einkaufsgutschein. „Ich hoffe, das zeigt, dass wir Ihre Arbeit zu schätzen wissen“, sagte der Landrat.

Der Busfahrer singt sogar mit den Schülern

„Das Schönste ist für mich, wenn Fahrgäste mit einem Lächeln im Gesicht aussteigen, auch wenn sie vorher schlechte Laune oder einen harten Tag auf der Arbeit hatten“, sagt Okalla. Um dieses Ziel zu erreichen, hilft er schon mal nach. Wenn er zum Beispiel im Schulbus das Lied „If you’re happy and you know it“ anstimmt und die Schüler hinten mitsingen, regnet es hinterher Dankesbriefe von begeisterten Müttern.

Noch vor der Coronazeit war eine Abstimmung durch die Fahrgäste der einzige Weg, um zum Busfahrer des Jahres gekürt zu werden. „Seit Corona gibt es aber weniger Kontakte zum Busfahrer – ganz am Anfang mussten wir ja sogar die vordere Türe geschlossen halten“, sagt der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Daher wertet nun eine Jury aus Mitarbeitern des Landratsamtes, der Busunternehmen und des VVS Zuschriften mit Fahrgastlob aus. Der Name des 34-Jährigen, der vor allem am Steuer von Bussen der Linien 54, 58 und 60 rund um Fellbach sitzt, fiel in diesem Jahr besonders oft. Gesangseinlagen für Schüler, Hilfestellung für Rollstuhlfahrer beim Einsteigen oder für Senioren bei der Routenplanung – alles überhaupt kein Problem für den zweifachen Vater. Auch sein Fahrstil wurde von Passagieren gelobt.

Aber der Alltag eines Busfahrers besteht nicht immer aus Jubel, Trubel und Heiterkeit. Zeitpläne müssen eingehalten, Anschlüsse erreicht werden – und nicht immer sind die Fahrgäste ihm oder den anderen Mitfahrenden wohlgesonnen. „Manche Leute wollen mich als Busfahrer provozieren. Einmal hat einer im Bus geraucht und die Zigarette auf dem Sitz ausgedrückt, als ich nach hinten kam. Ein andermal hatte ich gerade Pause, als plötzlich einer gegen die Türen getrommelt und geschrien hat.“ Okalla lässt sich auf Streit oder gar körperliche Auseinandersetzungen gar nicht ein. Wenn Lächeln nicht mehr weiterhilft – „dann rufe ich eben die Polizei“.

Solche Erlebnisse sind selten. Sein Chef Ralf Steinmetz, Geschäftsführer des Busunternehmens Fischle, ist auch überzeugt, dass die standardmäßige Videoüberwachung der Busse viele negative Vorfälle verhindert. Joseph Okalla sagt, sein Job mache ihm Spaß – und man glaubt es ihm sofort. „Trockenbau, Reinigungskraft, Chauffeur – ich hatte vorher schon viele verschiedene Jobs. Aber sie waren nicht das Richtige für mich“, erzählt der 34-Jährige.

Die Ausbildung zum Busfahrer ist teuer

Zur Ausbildung zum Busfahrer gehört weit mehr als die Fertigkeit, ein großes Fahrzeug unfallfrei und pünktlich von A nach B zu bewegen. „Auch der Umgang mit den Fahrgästen gehört inzwischen zur Ausbildung“, sagt Fischle-Chef Ralf Steinmetz. Er ist stolz, dass nach der Schorndorferin Nilüfer Keskin zum zweiten Mal in Folge ein Fischle-Fahrer als Busfahrer des Jahres ausgezeichnet wurde.

Wie andere Geschäftsfelder auch ächzt die Nahverkehrsbranche unter einem Fachkräftemangel. Derzeit führen so viele Busse wie nie zuvor. „Früher haben wir Nachwuchs von Fahrern von der Bundeswehr holen können“, sagt Steinmetz. Gerade bei der Zahl weiblicher Nachwuchskräfte sieht er viel Luft nach oben. Doch trotz des Nachwuchsmangels wird die teure Ausbildung zum Busfahrer – Steinmetz nennt bis zu 15 000 Euro als Kosten – nicht immer vom Arbeitsamt finanziert. Auch Busunternehmen übernehmen die Kosten nur teilweise.