Die Werteunion hat sich 2017 gegründet – zunächst als „Freiheitlich-konservativer Aufbruch“ und vor allem als Reaktion auf die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel. Foto: AFP/JOHN MACDOUGALL

Nach der Schlappe bei der Bundestagswahl 2021 fordert die Werteunion den sofortigen Rücktritt von Armin Laschet und Markus Söder. Wir erklären, was es mit der konservativen Gruppierung auf sich hat.

Nach der Bundestagswahl und der krachenden Niederlage des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet steht die Union vor einem Scherbenhaufen. Besonders massive Kritik kommt am Tag danach von der Werteunion. Der Zusammenschluss ultrakonservativer Unionsmitglieder fordert eine umfassende personelle Neuaufstellung. „Vorstand und Parteivorsitzende von CDU und CDU“ - also Armin Laschet und Markus Söder - „müssen die Konsequenzen aus dem Wahldebakel bei der Bundestagswahl vom 26. September 2021 ziehen und mit sofortiger Wirkung zurücktreten“, hieß es von der Werteunion in der Nacht zum Montag.

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Die Vorstände sollten von alle Mitgliedern der Union – und nicht nur Delegierten – neu gewählt werden. In der 16-jährigen Kanzlerschaft Angela Merkels habe die Union „einen fatalen Linkskurs eingeschlagen“ und sei nun erstmals seit langem nicht stärkste Kraft. „Der Bundesvorstand hat diesen Kurs mitgetragen und das jetzige Wahldebakel mit zu verantworten“, hieß es. Sollte es zu Koalitionsverhandlungen der Union mit anderen Parteien kommen, fordere die Werteunion eine Regierungsbildung ohne Beteiligung der Grünen.

Was ist die Werteunion?

Die Werteunion hat sich 2017 gegründet – zunächst als „Freiheitlich-konservativer Aufbruch“ und vor allem als Reaktion auf die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Immer wieder forderte die ultrakonservative Gruppe den Rücktritt Merkels. Ihr Argumentation: Die Kanzlerin habe die CDU nach links gerückt und konservative Wähler verprellt – die will die Werteunion am rechten Rand zurückgewinnen. Der Gruppe wird Nähe zur AfD vorgeworfen.

Führende Unionspolitiker halten die Werteunion für eine überbewertete Splittergruppe. Sie ist als Verein organisiert und keine offizielle Parteigliederung der CDU. Vollmitglied kann werden, wer Mitglied der CDU, der CSU und/oder deren angeschlossenen Vereinigungen wie der Jungen Union ist. Parteilose können Fördermitglied ohne Stimmrecht werden.

Die Werteunion hat nach eigenen Angaben mehr als 4000 Mitglieder. Das sind zwar nicht viele bei rund 400 000 CDU-Mitgliedern. Aber in Zeiten innerer Machtkämpfe findet ihre Stimme immer wieder Gehör. Zu den prominenten Mitgliedern zählen etwa der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sowie der Dresdner Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt.