Frieder Bayer ist ein überzeugter Umweltaktivist. Foto:  

Für die Natur ist Plastik wertlos, aber allgegenwärtig – selbst wenn man es nicht sieht, sagt Frieder Bayer
vom BUND-Kreisverband Waiblingen. Er gibt Tipps zur Eindämmung der Plastikflut.

Kunststoffabfall in der Natur stellt nicht nur für Tiere eine Gefahr dar, sondern trifft auch die Menschen, warnt Frieder Bayer. Er gibt praktische Tipps zur Eindämmung der Plastikflut.

Herr Bayer, was ist eigentlich das große Problem an Plastik?

Wenn ein Baum umfällt, dann geht er in seine Ursubstanzen zurück. Bei Plastik ist das nicht der Fall. Es ist nichts Lebendiges, sondern tote Materie und noch dazu eine relativ feste Molekularverbindung. Bis zu 500 bis 1000 Jahre hält es sich. Und auch dann wird es nicht ganz weg sein, sondern lediglich als Mikroplastik nicht mehr sichtbar sein. Dadurch reichert es sich im Ökosystem an. Dort ist es in gewissem Sinne wertlos. Es ist nichts für die Ernährung, nicht von Pflanzen und nicht von Tieren. Es ist einfach Abfall. Lediglich die Larven der Wachsmotte können Polyethylen und spezielle Bakterien anderer Plastikarten zersetzen.

Nun kennt man die Bilder von Plastikmüll im Meer. Aber wo findet sich hier bei uns Kunststoff in der Natur beziehungsweise wo ist die Problematik besonders offensichtlich?

Entlang der Straßen. Zumal nicht mehr so intensiv eingesammelt wird wie vor 30 Jahren. Stattdessen wird mit dem Schlagmäher lediglich zerkleinert, so dass man den Müll dann nicht mehr sieht. Im Kompost mit Rasenschnitt ist jede Menge Plastik drin. Finden aber kann man es überall. Wie viel im Umlauf ist, lässt sich schwer fassen. Gerüchteweise gibt es Sandstrände, die zur Hälfte bereits aus Plastikgranulat bestehen. Und wie viel sich in der Tiefsee ansammelt, weiß man überhaupt nicht.

Welche Gefahren birgt der Kunststoffmüll in der Natur?

Tiere verfangen sich darin und verenden. Vor allem betroffen sind Vögel und Kleinsäuger. Da sie oftmals auch Nester daraus bauen, tragen sie zudem den Müll woanders hin, und sie nehmen auch Teile davon selbst auf. Vögel füttern gar ihre Jungen damit. Und die Maus, die Plastik gefressen hat, wird dann wiederum von einem Bussard gefressen. So gelangt Kunststoff in die Nahrungskette und kommt schließlich in der Nahrungsspitze, also bei uns wieder an, wenn wir etwa den Fisch essen, der zuvor Plankton gefressen hat, in dem Plastik drin war. Auch in Geflügel- und Fleischprodukten sowie teilweise in pflanzlichen Nahrungsmitteln ist Plastik schon nachgewiesen worden.

Was kann jeder Einzelne tun, um die Plastikflut einzudämmen?

Der BUND ruft jedes Jahr zum sogenannten Plastikfasten auf, um das Thema bewusst zu machen. In letzter Konsequenz auf Plastik zu verzichten ist indes schwierig, aber durchaus machbar. Kosmetik, Putzmittel, Kleider oder auch im Auto – überall ist Plastik. Doch kann man die Menge reduzieren, indem man vor einem Neukauf überlegt, was und ob man es wirklich braucht, ob man nicht vielleicht das Alte noch reparieren kann oder ob es eventuell möglich ist zu tauschen oder sich etwas auszuleihen.

Das Gespräch führte Luitgard Schaber.

Viele Ehrenämter

Engagement
Frieder Bayers Engagement als Sprecher des Rems-Murr-Kreisverbands des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist nur eines von vielen Ehrenämtern, die er bekleidet. So ist der Waiblinger, Jahrgang 1957, Mitglied des Kreistags sowie des Arbeitskreises Engagiert der Stadt Waiblingen, der bürgerschaftliches Engagement in allen Bereichen des städtischen Lebens fördern möchte. Zudem sitzt er im Vorstand des Vereins Jugendfarm, dessen Ziel ist, Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Natur und Umwelt sowie Verständnis für ökologische Kreisläufe zu lehren. Auch in der Vergangenheit hat er sich kommunalpolitisch eingebracht: von 2008 bis 2017 im Waiblinger Gemeinderat und von 1984 bis 2018 im Kreisvorstand der Grünen. Darüber hinaus gehörte Frieder Bayer, der Landschaftsgärtner von Beruf ist mit einer eigenen Firma in Waiblingen, der Bezirks- sowie der Vollversammlung der IHK Stuttgart an