Im Rathaus wird ein Aufzug eingebaut. Deswegen wird das denkmalgeschützte Gebäude total saniert. Dies eröffnet die Chance den historischen Bürgersaal im zweiten Obergeschoss wieder herzustellen.
Hedelfingen - Ursprünglich sollte das Hedelfinger Bezirksrathaus „nur“ barrierefrei werden. Dazu wird seit Monaten ein Aufzugschacht eingebaut. „Es geht eigentlich um die rollstuhlgerechte Erschließung des Rathauses. Die Bauarbeiten in dem 110 Jahre alten Gebäude offenbarten jedoch etliche Mängel, sodass wir jetzt fast von einer Totalsanierung sprechen können“, berichtete Architektin Ute Oehring von Heni Architekten den Bezirksbeiräten. Vor ihrer regulären Sitzung verschafften sich die Politiker einen ersten Eindruck im ausgebeinten Denkmal. Sie versammelten sich auf der Gebäuderückseite – aus gutem Grund.
Dort erfolgt künftig der barrierefreie Zugang. Neben dem vergitterten Fenster, das einst zu den Räumen der Polizeiwache gehörte, wurde ein neuer Zugang geschaffen. Dort werden die Besucher künftig in den Aufzug steigen können. Er wird bis ins zweite Stockwerk führen. Die Schachtarbeiten sind zwar weit fortgeschritten. Doch wie es bei historischen Gebäuden oft der Fall ist, wurden die Architekten von einigen unerwarteten Entdeckungen überrascht. „Die Elektrik war total veraltet. Sie muss erneuert werden“, erzählt Oehring. Zudem soll das Gebäude energetisch fit gemacht werden. Die Räume erhalten neue Fenster, die sowohl den Denkmal- als auch den Umweltschutz berücksichtigen. „Und es macht ja zudem Sinn, dass die Stadt jetzt auch Maßnahmen ergreift, um die Gebäudesubstanz zu erhalten“, sagt Bezirksvorsteher Kai Freier. Die Unwägbarkeiten führen allerdings dazu, dass der Umbau erst frühestens Ende dieses Jahres abgeschlossen werden kann. Ursprünglich sollten die Arbeiten bis zum Knausbirasonntag im Oktober fertig sein und das Rathaus mit einem Tag der offenen Tür wieder eingeweiht werden.
„Der Einbau des Lifts sowie alle anderen Baumaßnahmen wurden und werden mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt“, versichert Oehring. Den Denkmalschützern war es wichtig, dass die Eingriffe vor allem ins historische Treppenhaus möglichst gering gehalten werden. Dies können die Planer nur garantieren, indem dass sie den Aufzugschacht im Bereich der einstigen Polizeiwache platzierten. Im ersten Stock sind Büroflächen und in zweiten Stock die Hausmeisterwohnung betroffen. Die nun kleinere Dachgeschosswohnung wird gerade modernisiert.
Auf der gleichen Etage befindet sich ein großer Saal. „In historischen Plänen wird er als Bürgersaal verzeichnet“, sagt Freier. Eine nachträglich eingezogene Wand teilt ihn seit Jahrzehnten in zwei Büros. Die Bezirksbeiräte wollen ihn künftig wieder als Bürgersaal für kleine Veranstaltungen, für Eheschließungen und für Vereinstreffen nutzen. Bei der Vorortbesichtigung waren sie vom Raum mit der herrlichen Decke begeistert. Die CDU-Bezirksbeiräte stellten einen Antrag, dem sich die anderen Fraktionen anschlossen. Gemeinsam fordern sie den historischen Bürgersaal im Rahmen der laufenden Arbeiten wiederher- und die dafür benötigten Haushaltsmittel bereit zu stellen. „Die Gelegenheit ist einmalig und der Bedarf für solch einen Raum für unsere Vereine im Stadtbezirk groß“, argumentierte CDU-Bezirksbeirat Roger Schenk. Die Vereine kommen bisher im Bürgerhaus unter. Doch der Jugendtreff und die Begegnungsstätte, die ebenfalls im alten Schulgebäude am Hedelfinger Platz untergebracht sind, benötigen dringend zusätzliche Räume. Wenn die Vereine nun in den neuen, attraktiven Bürgersaal umziehen würden, könnten sich der Jugendtreff und die Begegnungsstätte im Bürgerhaus mehr ausbreiten. „Wir bereiten alles technisch soweit vor, dass der Saal schnell gestaltet werden kann“, sagt Oehring. Das Denkmalamt begrüße den Rückbau und mit der Feuerwehr sei eine Lösung für einen Notausgang gefunden worden. In den einstigen Schlauchturm der Feuerwehr werde eine Wendeltreppe gebaut, die dann in die frühere Feuerwehrgarage im Erdgeschoss führt. „Mit 450 000 Euro ist das Preisschild für den Umbau zwar höher als erwartet. Aber es wäre sträflich, wenn man die Wiederherstellung nicht im Zuge der Totalsanierung mitmache“, so Schenk.