Karin Maag Quelle: Unbekannt

Der Favorit will nicht, die drei Lokalmatadore bleiben in der Deckung und die Findungskommission tut sich schwer, externe Bewerber für den OB-Posten in Stuttgart zu finden.

StuttgartMit Spannung blickt die Stuttgarter CDU auf den Bundesparteitag der SPD am 6. Dezember. In Berlin wollen die Sozialdemokraten nicht nur ein neues Führungsduo küren, sondern auch über den Fortbestand der großen Koalition entscheiden. Für die Stuttgarter Union steht noch mehr auf dem Spiel: Vom Fortbestand oder Bruch der GroKo hängt ab, wer für die CDU bei der OB-Wahl im Herbst 2020 antritt.

Eigentlich gäbe es in der Partei einen Favoriten. Hinter Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer stände die CDU wohl geschlossen. Doch der smarte 38-jährige Jurist hat entgegen anderslautender Gerüchte der Partei zum wiederholten Mal eine Absage erteilt. Selbst die Überredungskünste von Kultusministerin Susanne Eisenmann und ihres Amtschefs Michael Föll – beide als ehemalige Fraktionschefs und Bürgermeister bestens in der hiesigen CDU vernetzt – haben dem Vernehmen nach nichts geholfen. Auf erneute Anfrage unserer Zeitung bestätigt Mayer: „Ich stehe für eine OB-Kandidatur nicht zu Verfügung.“ Mit wem man in der CDU auch spricht – das Bedauern darüber ist groß.

Ansonsten hat sich die Zahl der im Rennen befindlichen ernsthaften Bewerber seit dem Sommer nicht erhöht: Für zwei der drei Lokalmatadore, die Bundestagsabgeordneten Karin Maag und Stefan Kaufmann, dürfte der Ausgang des SPD-Konvents Anfang Dezember maßgebend für die Entscheidung sein, ob sie ihren Hut offiziell in den Ring werfen. Der Dritte im Bunde, Fraktionschef Alexander Kotz, wartet ebenfalls ab, wie sich die Konkurrenten positionieren.

Das wiederum stellt die parteiinterne Findungskommission vor ein Dilemma: Solange nicht klar ist, ob zumindest einer der örtlichen Aspiranten offiziell den Finger hebt, wird es schwer, interessante Bewerber von außerhalb zu rekrutieren. Unter denjenigen, die bisher Interesse signalisiert haben oder anderweitig ins Gespräch gebracht wurden, sei jedenfalls „kein echter Kracher“ dabei, so ein Mitglied der Findungskommission.

Kolportiert werden unter anderem die Namen der amtierenden Rathauschefs Frank Nopper (Backnang), Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd) und Stephan Neher (Rottenburg). Der Erstgenannte hat zumindest einen Fürsprecher im Rathaus – sein Bruder Klaus ist CDU-Stadtrat. Alle drei dürften freilich kaum für eine Kampfkandidatur zur Verfügung stehen und sind zudem erst kürzlich wiedergewählt worden. Der Chef der Findungskommission, CDU-Regionalrat Roland Schmid, will keine Namen bestätigen, räumt aber ein, man sei die Liste der CDU-Rathauschefs im Land schon durchgegangen. Man stehe nicht unter Zeitdruck, so Schmid: Erst im Frühjahr 2020 will die Kreis-CDU auf einem Parteitag ihren OB-Kandidaten küren.

Die weitaus stärksten Ambitionen auf die Kandidatur werden Parteichef Kaufmann nachgesagt. Er könnte sich wohl auch im Fall des Fortbestandes der GroKo vorstellen, mit dem Berliner Mandat im Rücken gegen den aller Voraussicht nach wieder antretenden Amtsinhaber Fritz Kuhn (Grüne) ins Rennen zu gehen. Selbst eine Niederlage mit achtbarem Ergebnis könnte Kaufmann einen Sprung auf der Karriereleiter in Berlin bescheren. Platzt die Regierung in Berlin vorzeitig, und es kommt zu vorgezogenen Neuwahlen, müsste er derzeit um sein Direktmandat fürchten – die Kandidatur wäre eine Alternative, um sich zumindest die Dankbarkeit der Partei in Form eines sicheren Platzes auf der Landesliste zu sichern.

Karin Maag dagegen, der in der Stuttgarter Union ohnehin nur Außenseiterchancen für eine Nominierung als Kandidatin zugebilligt werden, würde wohl nur dann eine Bewerbung in Erwägung ziehen, falls es in Berlin zu vorgezogenen Neuwahlen käme, heißt es – auch sie müsste um den Wiedereinzug in den Bundestag fürchten. Maag zeigt sich einsilbig, wenn es um ihre OB-Ambitionen geht, spricht lediglich von einer ehrenvollen Aufgabe.

Und Alexander Kotz, Chef der CDU-Ratsfraktion, die die Kommunalwahl im Jahr 2019 krachend vergeigt hat, wartet erst einmal ab, wie sich die beiden Konkurrenten entscheiden. Bis zum 5. Dezember, so Roland Schmid, sollen nun nochmals potenzielle weitere Kandidaten auf ihre Eignung und Bereitschaft abgeklopft werden. Danach – und nach dem SPD-Parteitag – werde man klarer sehen. Überraschungen will Schmid nicht ausschließen: „Die CDU und ich sind immer für eine Überraschung gut.“