Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt werden jährlich bis zu vier Millionen Besucher erwartet. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Weihnachtsmarkt-Saison ist in vollem Gange. Auch in der Landeshauptstadt sind bis zum 23. Dezember über 200 Buden aufgebaut. Doch wie nachhaltig ist der Weihnachtsmarkt eigentlich?

Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt gehört zu den größten und ältesten Weihnachtsmärkten Europas. Noch bis zum 23. Dezember leuchtet und glitzert es zwischen Schloss- und Marktplatz, die verschiedensten Gerüche der Essensbuden vermischen sich mit der kalten Dezemberluft, und die Menschenmenge schiebt sich von Stand zu Stand. Unter den Besuchern herrscht große Freude, dass der Weihnachtsmarkt, der wegen Corona zweimal ausgefallen war, wieder stattfinden kann. Doch gerade in Zeiten der Klimakrise drängt sich die Frage auf, wie nachhaltig der Markt eigentlich ist?

Große Anzahl von Wurstständen Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind Mahlzeiten dann ökologisch nachhaltig, wenn sie überwiegend pflanzlich sind und zudem aus regionalen, saisonalen und fair produzierten Zutaten bestehen. Schaut man sich auf dem Weihnachtsmarkt um, fällt vor allem die große Zahl an Wurstständen auf. Es gibt aber auch Schupfnudeln ohne Speck, Pommes, Käsespätzle aus dem Käselaib und Champignons mit Knoblauch-Dip: Vegetarier werden auf dem mehr als 300 Jahre alten Weihnachtsmarkt sicher fündig.

Vegane und vegetarische Essensauswahl

Veganer müssen suchen Schwerer haben es hingegen die Veganerinnen und Veganer. Wer sich gegen die klassischen Pommes entscheidet, hat unter anderem die Wahl zwischen veganer Wurst auf dem Marktplatz, veganem Flammkuchen bei Marthas auf dem Schlossplatz und Maultaschen von der Waldschenke Sieben Linden.

Auf der Kirchstraße bietet Ewa Katranis ihre schwäbischen Klassiker an und ist überrascht, wie viel mehr vegane und vegetarische Maultaschen sie verkauft als in ihrem Ausflugslokal. „Wir kochen mit regionalen Zutaten und achten auf Saisonalität. Deshalb sind die veganen Maultaschen gerade mit Roter Bete und Möhre“, erklärt die Gastronomin.

Die Stände auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt sind zum großen Teil jedes Jahr die gleichen, fünf bis zehn Prozent kommen an neuen Buden dazu. Dabei achte man auf das Thema Nachhaltigkeit, versichert der Veranstalter. Generell stelle man fest, dass die Beschicker zunehmend vegetarische und vegane Optionen anbieten.

Geschenke aus Holz, Papier und Keramik

Nachhaltiger Baumschmuck Wie sieht es in Sachen nachhaltige Geschenke aus? Der Stand mit dem Smartphone-Zubehör aus Kunststoff, es gibt ihn auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Wer auf der Suche nach nachhaltigen Weihnachtsgeschenken ist, wird aber dennoch fündig. Rainer Liebig aus Dunsdorf ist einer der Verkäufer von Baumschmuck aus Holz. „Die Leute kaufen ihren Weihnachtsschmuck hier und behalten den für 20, 30 Jahre. Holz geht nicht kaputt, wenn man gut damit umgeht.“ Neben Weihnachtsdekoration aus Papier und Holz werden auf dem Marktplatz auch unverpackte Stückseife, Wärmekissen mit Körnerfüllung und Keramik angeboten, wie zum Beispiel von der Keramischen Werkstätte Hartmut Allmendiger. Seine Schalen in kräftigen Farben verkauft er nur in seiner Werkstatt im Stuttgarter Westen, auf Töpfermärkten und eben auf dem Weihnachtsmarkt.

Papierverpackung für Speisen Glühweintassen können an jedem Stand zurückgegeben werden, der zum Stuttgarter Weihnachtsmarkt gehört und das Heißgetränk verkauft. Außerdem sei man laut Veranstalter in engem Austausch mit den Beschickern und kommuniziere, dass kein Plastikmüll entstehen soll. Die Speisen werden deshalb hauptsächlich in Papierverpackungen herausgegeben.

Glühweintassenpfand und Papierverpackungen

Der Weihnachtsmarkt spart Strom

Ökostrom für Beleuchtung Die Weihnachtsbeleuchtung und alle insgesamt 214 Stände werden das siebte Jahr in Folge mit Ökostrom von den Stuttgarter Stadtwerken betrieben. Der Antikmarkt, der normalerweise in einem Zelt auf dem Karlsplatz stattfand, wurde aus Energieeinsparungsgründen standweise auf dem Schillerplatz verteilt. Statt einer Schlittschuhbahn auf dem Schlossplatz ist dieses Jahr wegen deren hohen Energieverbrauchs eine Rollschuhbahn aufgebaut, die auch ohne vereiste Fläche gut besucht ist.

Die großen Weihnachtsbäume werden dieses Jahr mit der Hälfte der normalerweise genutzten Lämpchen geschmückt, und leuchten statt insgesamt 450 nur noch 240 Stunden. Auch am Rathaus am Marktplatz wird auf die weihnachtliche Beleuchtung verzichtet. Dass ein Miniatur-Fernsehturm auf dem Dach einer der Wurststände auf dem Marktplatz täuschend echten Schaum in Schnee-Optik verstreut, könnte auch daran liegen, dass auch dieses Jahr wieder der schönste Stand von einer Jury und den Besuchern prämiert wird.