Man möchte gar nicht wissen, wer am anderen Ende der Leitung spricht. Foto: IMAGO/Panthermedia/iofoto

Isabelle Lehn ist einem tatsächlichen Kriminalfall mit den Mitteln der Literatur auf den Grund gegangen. Ihr neuer Roman treibt ein verblüffendes Spiel mit der Wirklichkeit – Ausgang offen.

Vor sechs Jahren veröffentlichte der Investigativjournalist und Mafia-Experte Sandro Mattioli einen Artikel darüber, wie die kalabrische ’ndrangheta möglicherweise 2004 versucht hatte, die in finanzielle Nöte geratene Nachrichtenagentur ddp zu kaufen. Ein angeblicher Investor hatte angeboten, dem Unternehmen mit drei Millionen Euro unter die Arme zu greifen. Den Kontakt hatte eine Mitarbeiterin eingefädelt, die offenbar ein abenteuerliches Doppelleben führte: als unscheinbare Teilzeitkraft in der Telefonakquise der Agentur und als ausgebuffte Fachfrau für komplexe Geldwaschanlagen im Dienst der organisierten Kriminalität. Als sich der Übernahmeversuch zerschlagen hatte, wurde ddp ein Fall für den Insolvenzverwalter. In der Räuberpistole aber, die Mattiolis Recherche enthüllt hat, steckt ein Roman. Und den hat die Autorin Isabelle Lehn nun befreit.