Jahrhundertwerk oder Jahrhundertbluff? Clemens Meyer überblendet im Kopfkino seines für den Deutschen Buchpreis nominierten Monumentalromans „Die Projektoren“ Karl-May-Szenerien mit den realen Abgründen der Geschichte.
Uff. Wer leugnet, dass dieser Roman mit enormen Anstrengungen verbunden ist, hat entweder schon als Kleinkind einen „Moby Dick“ zum Frühstück verputzt oder schlicht Schleichwege benutzt. Auch wenn „Die Projektoren“ von Clemens Meyer vor allem Karl-May-Verfilmungen einspielen, mag es mit Blick auf den Deutschen Buchpreis, für den das gewaltige 1000-Seiten-Labyrinth nominiert ist, legitim sein, ein anderes Bildgedächtnis anzuzapfen: Die Szene aus dem Film „Matrix“, in der der Protagonist sich zwischen einer blauen oder roten Kapsel entscheiden kann. Jene verspricht die Rückkehr in die heile Welt des Gewohnten, diese, den Dingen auf den Grund zu gehen. Clemens Meyer ist rot. Wenn man aus der Dunkelkammer dieses Romans irgendwann wieder ausgespuckt wird, ist man fürs Erste blind für all die überschaubaren Formen und Sinngefüge, die draußen im friedlichen Licht der zeitgenössischen Literaturlandschaft die Szene beherrschen.
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