Das Tree-Ness House: Die Kunst, auf wenig Raum überraschende Wohnkonzepte zu verwirklichen, haben japanische Architekten perfektioniert. Mit dem Tree-Ness House im Norden Tokios hat Akihisa Hirata einen Wohnbau geplant, der wie ein natürlicher Lebensraum, etwa ein Korallenriff oder eben ein Baum, besiedelt werden soll. Nötig ist dazu, seiner Meinung nach, ein gewisses Maß an Verschlungenheit, an Vertiefungen und Ausbuchtungen, um die nutzbaren Oberflächen vergrößern und Nischen entstehen zu lassen. Foto: Vincent Hecht/Gestalten Verlag

Ein Restaurant, das unter Wasser liegt und regenbogenfarbene Häuser: innovative Architektur ist in einem Bildband versammelt, der auch Antworten auf diese Frage gibt – Was ist das eigentlich, gute Architektur?

Was ist gute Architektur und wie zeigt sie sich? Darüber streiten die Baumeister seit Jahrhunderten. „ Architektur bedeutet, den Orten, wo Menschen leben, eine Form zu geben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als das. Es gibt dabei drei Schlüsselbegriffe: Form, Ort und Leben“ , so formuliert es zum Beispiel Alejandro Aravena, ein chilenischer Architekt und Träger des Pritzker-Preises für Architektur.

Aravenas Aussage findet sich in einem Bildband des Berliner Gestalten-Verlages, der Beispiele für interessante zeitgenössische Architektur versammelt. Das reich bebilderte Werk „The ArchDaily Guide to Good Architecture“ ist eine Art „Best of“ herausragender Architektur, ausgewählt in Kooperation mit den Erfindern des im Jahr 2008 gegründeten Weblogs ArchDaily, mit jährlich mehr als 160 Millionen Klicks die meistbesuchte Webseite für Architektur.

Gute Architektur aus aller Welt

Denn die Diskussion um gute Bauten ist breiter geworden, seit auf Plattformen wie Instagram auch viele gute Architekturbeispiele zu finden sind und Blogs ein Forum für Architekturbegeisterte bieten, die über gute Bauten ebenso diskutieren wie über die Frage, wie das Leben in Städten auch durch Architektur zu verbessern sei.

Unter den 40 000 kuratierten Projekten aus den vergangenen 15 Jahren wurde eine Auswahl herausdestilliert. Auf 329 Seiten wird das Beste aus der Architektur von heute gezeigt. Und die wichtigsten Projekte und Themen für die Welt von morgen. Basierend auf den „Zehn Prinzipien guter Architektur“ zeigt das Buch auf, was die Baukunst heutzutage und in Zukunft leisten muss. Die zehn Prinzipien? Dazu zählt etwa, dass gute Architektur dauerhaft, ganzheitlich, inklusiv, innovativ, nützlich oder findig sein sollte.

Privathäuser und öffentliche Gebäude

Das Spektrum des Buchs reicht von aktuellen Bautrends über visionäre Projekte hin zu aufstrebenden Talenten. Es werden Privathäuser und Wohnkomplexe, aber auch öffentliche Gebäude, Plätze und Parks vorgestellt.

Da gibt es etwa das Ca’n Terra, ein Wohnhaus, das aus einem aufgegebenen Sandsteinbruch aus dem 19. Jahrhundert auf der Mittelmeerinsel Menorca entstanden ist. Und die Höhlenhäuser von Hormus: Eine Touristensiedlung im Persischen Golf von ZAV Architects: Auf einer kleinen, Insel vor der iranischen Küste erheben sich neuerdings sanfte, regenbogenfarbene Kuppeln vor bizarrer Landschaft.

Und da ist die Green Square Bibliothek im australischen Melbourne, die sich zum größten Teil im Untergrund befindet. Das Dach der 3000 Quadratmeter großen Bibliothek bildet ein 8000 Quadratmeter fassender Platz. Er wird durch einzelne oberirdische Baukörper strukturiert, die auf den unterirdischen Lesesaal verweisen und ihn zugleich mit Tageslicht versorgen.

Beeindrucken kann auch das Under in Norwegen, das mit Abstand größte Unterwasser-Restaurant, das auf einer Fläche von rund 500 Quadratmetern Platz für bis zu 100 Gäste bietet.

Der Israel-Platz (Israels Plads) im dänischen Kopenhagen wurde vom Unort zum lebendigen Platz umgestaltet. Das architektonische Konzept spielt mit der Idee eines „fliegenden Teppichs“, der auf dem Boden gelandet ist. Dieser ist definiert als eine leichte Granitoberfläche, die 25 Zentimeter vom Boden abgehoben ist. Aus der Granitoberfläche werden verschiedene organische Formen ausgestanzt, die verschiedene Sporteinrichtungen wie einen Ballkäfig, einen Skaterbereich, einen Spielplatz für Kleinkinder und Sitztreppen bieten.

Alejandro Aravena sagt über Architektur auch: „Gebäude sind letztlich dafür entworfen, damit darin gelebt wird – und sie werden daran gemessen, wie sich das Leben darin entwickelt.“ Diese Beispiele zeigen, dass Bauen und Leben glückhafte Beziehungen eingehen können.

Info

Das Buch
The ArchDaily Guide to Good Architecture. 329 Seiten. Gestalten Verlag. 50 Euro. Das Buch ist eine Zusammenarbeit mit dem Weblog ArchDaily, gegründet, um das Leben in Städten zu verbessern – schlicht dadurch, dass Information geteilt werden sollte. Inzwischen ist die Internetseite, die unter anderem architektonische Neuigkeiten, Projekte, Produkte, Veranstaltungen, Interviews und Wettbewerbe sowie Meinungsbeiträge für Architekten und Designer Parteien bietet.