Die Chancen zum Bau des Klimawerks von Cellcentric steigen. Foto: /Cellcentric

Die Änderung des Flächennutzungsplans geht voran. Weilheim im Kreis Esslingen ist also bereit für eine der größten Brennstoffzellenfirmen in Europa. Und auch aus Berlin kommen gute Nachrichten.

Dass es beim Bau einer der größten Brennstoffzellen-Produktionsstätten in Europa in einem neu zu schaffenden Industriegebiet Probleme und Bedenken geben würde, das war allen Beteiligten klar. So verwundert es nicht, dass bei der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit zur Entwicklung des rund 34 Hektar großen Weilheimer Gewerbegebiets Rosenloh durchaus kritische Stimmen laut geworden sind – vor allem aus dem Regierungspräsidium und aus dem Landratsamt Esslingen.

Doch momentan stehen die Chancen nicht schlecht, dass Cellcentric, das Joint Venture von Daimler Truck und Volvo, auf 15 Hektar der Rosenloh-Fläche noch im kommenden Jahr mit dem Bau seines so genannten Klimawerks beginnen kann. Nachdem die Stadt Weilheim Anfang November mitgeteilt hatte, dass die Grundbesitzfragen im neuen Gewerbegebiet weitgehend geklärt sind, hat nun der Gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Weilheim dem Auslegungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplans zugestimmt.

Probleme für die Landwirtschaft und mit Streuobstwiesen

Die Einwände der zuständigen Behörden aus der ersten Anhörungsrunde sind jedoch ernst zu nehmen: So wird der enorme Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen angemerkt und die damit verbundene Gefahr, dass Landwirte ihre Existenzgrundlage verlieren könnten. Auch taucht die Frage auf, ob geschützte Streuobstwiesen von den Planungen betroffen sind. Zudem stößt die Tatsache auf Kritik, dass sowohl die Untersuchung der im Gebiet lebenden Fledermäuse, Vögel und Reptilien als auch der Umweltbericht bereits fünf Jahre alt sind. Allerdings lassen sich alle Bedenken, davon ist Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle überzeugt, entkräften und Probleme durch Kompensationsmaßnahmen in den Griff bekommen. So dürfte Weilheim als Gemeinde mit Eigenentwicklung eigentlich kein so großes Gebiet ausweisen. Wegen der für das Land existenziellen Bedeutung des Projekts hat die Stadt beim Regierungspräsidium aber bereits ein Zielabweichungsverfahren eingeleitet.

Bisher keine Reaktion von den Bürgern

Etwas überrascht hat die Planer, dass nach der ersten öffentlichen Auslegung aus der Bürgerschaft keinerlei Bedenken gegen das Projekt angemeldet wurden. Auch Nabu und andere Umweltverbände haben sich bisher nicht geäußert. Das könnte sich aber, so vermutet Bertram Roth, der bei der Kommunalentwicklungsgesellschaft der LBBW Immobilien das Projekt betreut, in der nun folgenden zweiten Beteiligungsphase ändern. Der überarbeitete Vorentwurf wird vom 16. Januar an bis Ende Februar ausgelegt.

Gute Nachrichten für Cellcentric kommen darüber hinaus aus Berlin. Cellcentric gehört bekanntlich zu den 62 von der EU in Deutschland identifizierten „Important Projects Of Common European Interest“ (IPCEI), also zu wichtigen Projekten von allgemeinem europäischem Interesse. Diese dürfen – nach intensiver Prüfung - wegen ihrer überragenden Bedeutung für den Umweltschutz von den jeweiligen Regierungen subventioniert werden.

Förderung im dreistelligen Millionenbereich

Die endgültige Bestätigung, dass Cellcentric in dieses Programm aufgenommen wird – und damit dann mit einer Förderung in dreistelligen Millionenhöhe rechnen kann –, wird zwar erst im Sommer 2023 erwartet. Eigentlich dürfte Cellcentric bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Aktivität starten, die im direkten Zusammenhang mit dieser geplanten Förderung steht. Doch das Bundesverkehrsministerium hat nun entschieden, dass bereits vor dem Abschluss des formalen Verfahrens, Cellcentric Projekte vorantreiben kann, ohne die Förderung zu gefährden.

Der Weg zum Klimawerk

Bürgerbeteiligung
Die Stadt Weilheim hat im Januar 2022 ein großes Bürgergutachten zum Gewerbegebiet Rosenloh von Zufallsbürgern erarbeiten lassen. Beim Bürgerentscheid im April stimmten dann 70 Prozent der Weilheimerinnen und Weilheimer für das Gewerbegebiet und für die Ansiedlung von Cellcentric.

Produktionsbeginn
Anfang 2026 soll in Weilheim die Großproduktion der Brennstoffzellen vor allem für den Schwerlastverkehr beginnen. Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden kann, müssen die Bauarbeiten zur Errichtung des Klimawerks im kommenden Jahr beginnen. Cellcentric plant den Spatenstich in der zweiten Hälfte 2023.