Vor dem Landgericht Stuttgart haben sich vier junge Männer wegen eines Brandanschlags verantworten müssen. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Das Landgericht Stuttgart verhängt für einen Brandanschlag auf einen Barber-Shop in Backnang Jugendstrafen von bis zu vier Jahren.

Nach knapp zweimonatiger Verhandlung mit sieben Sitzungstagen hat die 4. Große Strafkammer vier junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren wegen versuchten Mordes und versuchter Brandstiftung mit Todesfolge verurteilt. Nach Ansicht der Jugendrichter sind die vier Angeklagten für einen Brandanschlag mit Molotowcocktails auf einen Barber-Shop in der Innenstadt von Backnang im Dezember vergangenen Jahres verantwortlich. Der 20-jährige Haupttäter wurde zudem noch wegen Drogenhandels in mehr als 20 Fällen verurteilt, er erhielt mit vier Jahren die höchste Strafe des Quartetts. Er muss zudem den Gewinn aus den Drogenverkäufen von rund 14 200 Euro an die Staatskasse zahlen.

Ein weiterer 20-Jähriger, der ihn bei zwei Drogendelikten unterstützt hatte, wurde zu drei Jahren und neun Monaten Jugendstrafe verurteilt. Gegen die beiden 17 und 16 Jahre alten Brüder des Haupttäters verhängte das Gericht zweijährige Jugendstrafen auf Bewährung. Mit den Urteilen entsprach das Landgericht im Wesentlichen den Anträgen der Verteidiger der vier jungen Männer, die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Schlussplädoyer jeweils etwas höhere Strafen gefordert.

Drei Molotowcocktails gebastelt

Die Richter sahen es nach der Beweisaufnahme als erwiesen an, dass der 20-jährige Haupttäter den Auftrag zu dem Brandanschlag in Backnang gegeben hat, während der Tat telefonisch Kontakt zu den drei Tätern hielt und Anweisungen erteilte. Die anderen drei Angeklagten bastelten zunächst drei Molotowcocktails, indem sie als Lunte Teile einer Unterhose verwendeten.

Am 13. Dezember vergangenen Jahres gegen 2.20 Uhr warfen sie dann nach Ansicht der Richter zwei dieser Brandgeschosse gegen die Hausfassade und in ein Schaufenster des Barber-Shops. Einer der Angeklagten habe die Szene mit einem Smartphone gefilmt und kommentiert. In den oberen Geschossen des Hauses schliefen zur Tatzeit mehrere ahnungslose Familien mit Kindern. Den Tod dieser 14 Personen hätten die Angeklagten billigend in Kauf genommen, befanden die Richter.

Bestand für die Hausbewohner Lebensgefahr?

Tatsächlich bestand für die Bewohner zu keiner Zeit eine echte Gefahr, da die Flammen erloschen, nachdem die Flüssigkeit verbrannt war. Das sei den Angeklagten jedoch nicht bewusst gewesen. Folge des Brandanschlages sei eine große Verwüstung und ein massiver Glassplitterhagel gewesen. Das Gericht sah das Mordmerkmal eines gemeingefährlichen Mittels als erfüllt an.

Der 20-jährige Haupttäter hat nach den Erkenntnissen der Richter darüber hinaus einen schwunghaften Handel mit Cannabis und Kokain in Backnang betrieben. Insgesamt habe er rund zwei Kilogramm Marihuana und etwa 200 Gramm Kokain ge- und verkauft. Teilweise seien dafür Beträge von 2500 Euro geflossen. In zwei Fällen unterstützte ihn der andere 20-Jährige dabei.