Stefan Hartung, seit 2022 Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung Foto: Simon Granville

Sinkender Umsatz, Rendite unter Plan: Bosch-Chef Stefan Hartung kündigt enttäuschende Zahlen für 2024 an – und macht unter anderem die Politik verantwortlich.

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch wird seine Jahresziele für 2024 verfehlen. Als Reaktion darauf schließt Bosch-Chef Stefan Hartung nicht aus, dass mehr Stellen gestrichen werden als ohnehin vorgesehen. Bisher war von rund 7000 Stellen die Rede, die vor allem in Deutschland wegfallen sollen, davon bis zu 3200 in der Mobilitätssparte.

In einem Interview des Berliner „Tagesspiegel“ sagte Hartung: „Aktuell kann ich nicht ausschließen, dass wir die personellen Kapazitäten weiter anpassen müssen.“ Bosch werde seine wirtschaftlichen Ziele im laufenden Geschäftsjahr nicht erreichen. „Unter dem Strich werden wir beim Umsatz leicht unter Vorjahr liegen. Unsere Umsatzrendite wird maximal vier Prozent betragen“, so Hartung.

Aus der Autoindustrie kommen zu wenig Aufträge für Bosch

Bosch bleibt damit deutlich unter der eigenen Planung: Bei der Bilanzpressekonferenz im April hatte die Unternehmensleitung ein Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent als Ziel formuliert. Die Rendite sollte eigentlich das Niveau des Vorjahres (5,3 Prozent) erreichen. Der Umsatz lag 2023 bei 91,6 Milliarden Euro, der operative Gewinn bei 4,8 Milliarden Euro, nach Abzug von Zinsen und Steuern blieben unterm Strich 2,6 Milliarden.

Bosch-Mitarbeiter bei einem Protesttag gegen den Stellenabbau im Frühjahr Foto: AFP/Thomas Kienzle

Als weltweit größter Zulieferer leidet Bosch unter der Krise der Autoindustrie, in der die globale Konjunkturschwäche und der langsame Hochlauf der Elektromobilität zusammenkommen. Wegen der ausbleibenden Aufträge hatte Bosch-Personalvorstand Stefan Grosch schon vor wenigen Wochen im Interview unserer Zeitung verstärkte Sparmaßnahmen avisiert. Bosch hat zwar an den deutschen Standorten seiner Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis 2027 ausgeschlossen. Stellen können aber trotzdem abgebaut werden, beispielsweise über Abfindungsprogramme. Am Ziel einer Umsatzrendite von sieben Prozent ab 2026 will das Unternehmen festhalten, um weiterhin in Zukunftstechnologie investieren zu können.

Bosch-Chef Hartung sieht große Zurückhaltung bei den Konsumenten

Bosch-Chef Hartung bezweifelt im „Tagesspiegel“-Interview die These, dass Elektroautos den Kunden schlicht zu teuer seien. „Die Deutschen haben immer schon vergleichsweise teure Autos gekauft. Das Geld ist in vielen Haushalten auch für solche Ausgaben vorhanden“, sagt Hartung. Den Grund für den schleppenden Absatz sieht er in politischen Vorgaben, denen die Kunden nicht folgen wollten: „Problematisch wird es (...), wenn die Regulierung unberechenbar wird, wie beim Heizungsgesetz. Oder wenn dem Verbraucher Zweifel kommen, ob Elektromobilität wirklich klimafreundlicher ist als effiziente Verbrennertechnologie“. Das führe „zu einer großen Zurückhaltung der Konsumenten“.

Wie vor wenigen Tagen der Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke plädiert Hartung für eine Revision der EU-Klimavorgaben. Zu drohenden Strafzahlungen bei Überschreiten der Flottengrenzwerte, die 2025 verschärft werden, fragt Hartung: „Welche Folgen hat das für die Autohersteller und ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit, wenn sie Milliarden an Strafe zahlen müssen, weil wir uns unrealistische Ziele gesetzt haben? Es wäre gut, wenn die EU-Gesetzgebung hier möglichst früh, also schon 2025, überprüft werden würde.“

Der Bosch-Chef bekräftigt seine Auffassung, Klimaschutz sei über höhere Preise für CO2-Emissionen effizienter zu erreichen als durch den Ausschluss einzelner Technologien wie den Verbrennungsmotor. Falsch wäre es laut Hartung aber auch, „jetzt alles zu ändern“: „Regulierung kann man nicht wechseln wie ein Hemd, man muss mit Bedacht vorgehen.“