„Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“, sagte Boris Palmer in einem Fernsehinterview (Archivbild). Foto: imago images/Eibner-Pressefoto

Die Kontroverse um den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer reißt nicht ab. Jetzt will sich der Gemeinderat von dem Grünen-Politiker distanzieren. Umstrittene Äußerungen zur Corona-Pandemie haben den Stein ins Rollen gebracht.

Tübingen - Nach umstrittenen Äußerungen zur Corona-Pandemie will sich der Tübinger Gemeinderat in einem Antrag mehrerer Fraktionen von Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) distanzieren. Palmers Aussage lege nahe, das Leben älterer oder kränkerer Menschen sei weniger wert und weniger schützenswert als das junger Menschen, heißt es in der Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie lasse jegliche Empathie und den allen Menschen gegenüber notwendigen Respekt vermissen. Seine Aussage sei falsch und politisch verantwortungslos.

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Wie Martin Sökler, Fraktionsvorsitzender der SPD, am Dienstag mitteilte, soll in der Sitzung an diesem Donnerstag über den Antrag diskutiert und abgestimmt werden. Bis auf die Grünen haben alle Tübinger Gemeinderatsfraktionen die Erklärung unterzeichnet.

Palmer äußerte sich in Fernsehinterview

Palmer hatte Ende April in einem Fernsehinterview gesagt: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ Er erklärte seine Aussage mit der Sorge um armutsbedrohte Kinder vor allem in Entwicklungsländern, deren Leben durch die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns bedroht sei.

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Unmittelbare politische Konsequenzen hätte der Beschluss der Resolution für Palmer nicht. Bereits 2018 hatte eine Mehrheit des Gemeinderats eine solche gegen Palmer beschlossen. Damals hatte sich der Oberbürgermeister über einen wohl rüpelhaften Radfahrer geärgert und wegen dessen dunkler Hautfarbe auf einen Asylbewerber geschlossen.