Der Zeitraum „zwischen den Jahren“ ist wie das Gelb auf der Ampel. Nicht Fisch, nicht Fleisch, und doch nicht wegzudenken. Foto: dpa//Peter Kneffel

Dieser Tage wird durchgeatmet. Bevor das Jahr 2023 dann ein schwieriges Erbe antreten wird.

Da befinden wir uns also wieder in dieser besonderen Zeit – zwischen den Jahren. Eine geniale Wortschöpfung. Eine, die auf Anhieb signalisiert: Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag ist alles etwas anders als vorher und nachher. Und das ist auch vollkommen okay und gesellschaftlich akzeptiert. Zwischen den Jahren, das ist so wie das gelbe Licht einer Ampel. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Nicht grün, nicht rot. Und dennoch hilfreich und nicht wegzudenken.

Es sind Tage, da treten manche Gesetze des sonst womöglich hektischen Alltags wie selbstverständlich außer Kraft. Für viele sind sie eine Verschnaufpause, ein Runterkommen nach dem Trubel vor und an Weihnachten. Sie bieten die Möglichkeit, den geschmückten Baum zuhause oder auch Geschenke und Zuschriften bewusst genießen zu können. Und dann wollen ja der Weihnachtsschmaus (oder die Schmäuse) und all die Gutsle in Ruhe verdaut werden. Wer keinen Urlaub oder keine Betriebsferien hat, der kommt auf der Arbeit möglicherweise dazu, abzuarbeiten, was im alten Jahr liegenblieb. Um dann mit einem guten Gefühl ins neue Jahr zu starten.

Jahreswechsel im T-Shirt?

Die kommende Woche bietet ebenso Gelegenheit, das neue Jahr zu planen, sich auf den letzten Drücker Gedanken über Vorsätze zu machen. Oder die ersten vielleicht schon wieder über Bord zu werfen. Wenn die Hand doch wieder nach den Süßigkeiten greift oder die Laufschuhe doch im Schrank bleiben. Nach den ruhigen Tagen nimmt der Schwung jetzt aber erst mal mit dem Silvesterabend wieder zu. Zumindest bei jenen, die die letzten Tage nicht schon auf der Skipiste verbracht oder sich auf der Jagd nach Rabatten in der Nachweihnachtszeit durch die Kaufhäuser in Ludwigsburg und Co. geschlängelt haben. Silvester bei den angekündigten 20 Grad hier im mittleren Neckarraum. Eine Temperatur, so hoch wie nie zum Jahreswechsel. Ein komisches Gefühl.

Und dann heißt es also: 2023. Ein Jahr, das leider keinen einfach Start hat. Mancher Umstand erinnert gar an die Krisen, die sich jetzt zum 100. und zum 50. Mal jähren werden. 1923, als die Inflation in der Weimarer Republik in noch ganz andere Sphären schoss, als das aktuell der Fall ist. Und 1973, als die Ölkrise ausbrach und die westliche Welt lahmlegte, sie zum Energiesparen zwang. Möge sich 2023 daran jeweils kein Beispiel nehmen und sich die Lage stattdessen wieder bessern. Oder anders ausgedrückt: Möge die Ampel nach „Zwischen den Jahren“ von Gelb auf Grün schalten, anstatt auf Rot.