Die Frage am Regal: Und wo gibt’s hier Sonnenblumenöl? Foto: MIS/Bernd Feil/M.i.S.

Die Knappheit von Sonnenblumenöl in den Einkaufsregalen führt fast zu einer bewaffneten Auseinandersetzung. Was sagt der Händler?

Die Gegner stehen sich gegenüber: hier ein Supermarkt-Mitarbeiter mit einem Nudelholz, dort eine Gruppe mit Steinen. War in Coronazeiten Toilettenpapier die heiß begehrte Mangelware, so verursacht der Krieg in der Ukraine nun einen Mangel an Speiseölen – mit überaus hitzigen Folgen.

Der Fall spielte sich am Donnerstag gegen 17 Uhr in einem Lebensmittelmarkt an der Bahnhofstraße in Asperg ab. Dort gibt es ein riesiges und vielfältiges Angebot von Spezialitäten vom Balkan, „aus Kroatien, Albanien, vom Kosovo“, sagt der Inhaber. Die Kundschaft kommt aus der ganzen Region. Doch weil Sonnenblumenöl sehr knapp ist, könne pro Haushalt nur ein Liter gekauft werden. Das stehe deutlich auf einem Schild, „und so sind die Regeln für alle“, sagt der Betreiber.

Ein Liter ist die Grenze

Engpässe treffen auch die großen Discounter – wegen des Ukraine-Kriegs. Gut drei Viertel derweltweiten Exporte an Sonnenblumenölkommen aus der Ukraine und Russland – und jetzt nicht mehr.

An jenem Donnerstag also wollte eine fünfköpfige Gruppe einen Vorrat kaufen – aber weitaus mehr als nur einen Liter. „Die wollten 30 Liter“, sagt der Supermarktbesitzer. Das sei überhaupt nicht infrage gekommen, doch das wollten zwei Männer aus der fünfköpfigen Gruppe nicht widerspruchlos hinnehmen. Laut Polizei schrien die Kunden die 43-jährige Kassiererin an und zogen von dannen, allerdings nicht ohne die Frau noch zu bedrohen und zum Abschied anzukündigen, den Supermarkt anzuzünden.

Hat die Polizei eine Spur?

Das wollte ein 36-jähriger Mitarbeiter und Verwandter der bedrohten Frau nicht so stehen lassen. Er folgte der Gruppe zu deren Auto, um sie zur Rede zu stellen – mit einem Nudelholz, für alle Fälle. Die Gruppe zeigte sich indes nicht beeindruckt – und die beiden Männer bewaffneten sich mit Ziersteinen aus einem Steinkübel. „Der Mitarbeiter zog sich zurück“, sagt Polizeisprecherin Yvonne Schächtele, „das hat die Situation entschärft.“ Die Unbekannten fuhren davon.

Die Polizei ist optimistisch, die Männer ausfindig zu machen. Laut Zeugen sollen sie aus einem benachbarten Landkreis kommen. Bleibt zu hoffen, dass mit den polizeilichen Ermittlungen wegen Bedrohung nicht weiteres Öl ins Feuer gegossen wird.